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0786 - Angst vor der Hexe

0786 - Angst vor der Hexe

Titel: 0786 - Angst vor der Hexe
Autoren: Jason Dark
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Erscheinen abhanden gekommen.
    Im Schrittempo fuhren wir an den verschneiten Häusern vorbei und schauten auch auf die Bäume, deren Äste sich unter den Schneemassen bogen.
    Um die Feriensiedlung zu erreichen, mussten wir auf die Höhe.
    Jetzt taten die Ketten gut. Ich hatte beim Fahren den Eindruck, als würden wir von ihnen gezogen.
    Zuerst ein schmaler Weg, danach die Straße, die in Serpentinen in die Höhe führte. Sie war gut ausgebaut. Das Wolkenband am Himmel war nicht völlig verschwunden. Wenn Sonnenlicht auf die Fläche fiel, funkelte sie an einigen Stellen, als wäre der Schnee dort mit wertvollen Diamanten bestreut worden.
    Die ersten Skiläufer sahen wir, als wir ein Waldstück durchfahren hatten. Sie sahen klein aus, beinahe wie Spielzeugfiguren, die ihre Kurven zogen und über die Hänge hinwegglitten.
    Der andere Wald lag auf der linken Seite. Ich ertappte mich dabei, dass ich immer öfter hinschaute. Es war zwar Einbildung, dennoch kam er mir dunkler und düsterer vor als der normale. Von ihm ging etwas aus, das ich als unheilvoll ansah. Ich konnte die einzelnen Bäume nicht unterscheiden, sie machten auf mich als dunkle Fläche den Eindruck, als hätte jemand tote Riesen nebeneinander gestellt.
    Nach Westen hin lichtete sich der Wald. Dort führten die Loipen hindurch, und gerade diese Strecke wurde von zahlreichen Langläufern bevorzugt, denn es war herrlich still zwischen den verschneiten Nadelbäumen. An das Knirschen der Skier und den keuchenden Atem gewöhnten sich die Läufer schnell.
    Hinter uns versuchte Bill, mit den beiden Kindern zu sprechen.
    Amy und ihr Bruder waren noch immer brummig, sie gaben ihm nur einsilbige Antworten, wenn überhaupt.
    Das wiederum gefiel ihrem Vater gar nicht. Er motzte sie einige Male hart an, und Davy beschwerte sich wieder darüber, dass er und seine Schwester bleiben müssten.
    »Das ist so, und daran wird sich nichts ändern.«
    In einem hellen Bleigrau schimmerten der Himmel und die Luft über der weißen Fläche. Autoverkehr herrschte so gut wie nicht.
    Wenn auch ein Fahrzeug kam, konnten wir auf der breiten Straße leicht ausweichen.
    Amy meldete sich plötzlich. »Was macht denn der große Hund hier?«
    Keiner von uns reagierte.
    »Da ist ein Hund, Dad.«
    »Wo?«, fragte Brett, ohne dass der Klang seiner Stimme auf ein sonderliches Interesse hingedeutet hätte.
    »Links, bei unserem Auto.«
    »Rechts auch!«, rief Davy.
    Ich schaute hin, der Fahrer ebenfalls, ich hörte seinen Fluch, da meldete sich auch Bill aus dem Fond. »Verdammt noch mal, das ist doch kein Hund.«
    Es stimmte, es waren keine Hunde. Was uns da begleitete und auf vier Beinen durch den harten Schnee lief und rutschte, erinnerte mich an struppige, magere Wölfe, die in der letzten Zeit nicht genug zu fressen bekommen und einen dementsprechenden Hunger hatten. Widerliche Tiere mit aufgerissenen Schnauzen, aus denen der Atem dampfte.
    Ich saß an der rechten Seite, ziemlich ungewohnt für mich als Beifahrer. Der Wolf lief schneller.
    Dann sprang er.
    Wuchtig klatschte der Körper gegen die Autotür und fiel wieder zurück. Er stürzte in den Schnee, rutschte auf der harten Oberfläche weiter. Seine Beine tanzten in der Luft, und der Schnee sprühte hoch.
    Aber er sprang wieder hoch.
    Ich schaute über die Schulter nach hinten. Bill, Johnny und die beiden Kinder saßen dort wie Ölgötzen und starrten nach draußen. Sie konnten es ebensowenig fassen wie ich. Ich sah, dass in Bills Augen die Wut glomm. Er hatte auch schon den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, als das zweite Tier mit einem Satz auf die Kühlerhaube sprang.
    Wegen der unnatürlichen Bodenverhältnisse mussten wir langsam fahren, und das nutzte das Tier aus. Es wuchtete sich gegen die Windschutzscheibe. Dermaßen »günstig«, dass ich die weit aufgerissene Schnauze sehen konnte, aus der sich eine lange Zunge hervorschob und über das Glas schabte.
    Brett Gibson fluchte. Er war irritiert, verlor zwar nicht die Gewalt über den Wagen, doch wir schlingerten etwas von einer Seite des Wegs zur anderen.
    Das Tier fiel von der Haube.
    Dann war wieder einer da. Diesmal rammte er die linke Seitenscheibe, und beide Kinder schrien auf.
    »Dad, was sind das für Tiere?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wölfe!«, rief Johnny.
    »Nein«, sagte sein Vater. »Denk an Nadine, hat die so ausgesehen?«
    »Okay, du hast Recht, Dad, aber sie sind immer schneller als wir. Die lassen sich nicht abschütteln.«
    Damit hatte Johnny wiederum Recht.
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