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0770 - Kind der Finsternis

0770 - Kind der Finsternis

Titel: 0770 - Kind der Finsternis
Autoren: Roger Clement
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unterbrach den Dämonenjäger.
    »Das war nicht der echte Nando! Einer meiner Mitgötter vom Berg Meru wird geruht haben, dich in menschlicher Gestalt hierher zu schaffen. Zu so etwas ist auch der größte Guru Indiens nicht fähig.«
    »Wie beruhigend! Und was soll ich hier?«
    »Das muss dich nicht interessieren.« Eifrig streckte Kali Zamorra eine ihrer Hände entgegen. Sie war blutbeschmiert, hielt aber wenigstens keine Waffe. »Komm, gib mir die Hand! Ich nehme dich mit zurück in die Menschenwelt. Im Handumdrehen bist du wieder bei deinen Freunden, kannst dich mit deiner Gefährtin Nicole Duval vergnügen, und…«
    »Nein!« Unwillkürlich hatte der Dämonenjäger der Todesgöttin widersprochen. Kali führte etwas im Schilde. Aber was? Darauf gab es nur eine Antwort. Er sollte auf dieser Kerkerwelt eine Mission erfüllen. Und das wollte die Todesgöttin verhindern. Daher ihr »großherziges« Angebot, Zamorra in seine Wirklichkeit zurückzutragen. Jedenfalls war das die Art, wie Zamorra die Dinge momentan betrachtete.
    Ungeduldig rollte Kali mit ihren bluttriefenden Augen.
    »Was soll das, Zamorra? Du hast hier nichts verloren! Willst du auf Pandisha verschimmeln? Oder dich von den hiesigen Dämonen zerreißen lassen?«
    »Das nicht. Aber ich frage mich, warum einer der anderen indischen Götter mich hierher geschafft hat. Liegt es vielleicht daran, dass ich der Künder von Vasu bin? Wird das Kind möglicherweise hier gefangen gehalten?«
    »So ein Unsinn!«, knirschte Kali. Doch der Dämonenjäger spürte, dass er den Nagel genau auf den Kopf getroffen hatte.
    Einen anderen Grund konnte er sich nicht vorstellen. Diese seltsame Welt Pandisha gehörte ganz eindeutig zum indischen Kulturkreis. Das konnte man an Khams Rüstung und an den Mauern und Türmen der Festung erkennen. Und außer dem Fall mit Asha Devis Kind hatte Zamorra zurzeit absolut nichts mit Indien am Hut.
    »Ich werde jedenfalls hier bleiben und mich genauer umsehen, o Kali.«
    Zamorra fragte sich, warum die Zerstörerin ihn nicht einfach tötete. Jetzt, da Merlins Stern nicht funktionierte, war das für Kali gewiss keine große Sache. So etwas wie Skrupel oder Mitleid kannte sie nicht. Schließlich war sie die Todesgöttin.
    Eine andere Erklärung fand der Dämonenjäger einleuchtender.
    Sie ließ ihn am Leben, weil sie für Zamorra in ihren hinterhältigen Intrigen noch eine Rolle vorgesehen hatte.
    Irgendwann in der Zukunft konnte er ihr möglicherweise von Nutzen sein. Und Kali war so durchtrieben, dass er vielleicht selbst nicht merken würde, wie er ihr in die Hände arbeitete…
    »Du machst einen großen Fehler, Zamorra. Was geht dich Indien an? Du lebst auf der anderen Seite der Welt. Und Asha Devi? Die Frau behandelt dich doch wie den letzten Dreck. Deine Gefährtin Nicole Duval ist viel schöner und liebreizender als Asha Devi!«
    »Damit hast du zweifellos Recht, o Kali. Aber indirekt hast du gerade zugegeben, dass ich sehr wohl wegen Asha Devis Kind hier bin. Weshalb hättest du die Polizistin und ihr Heimatland sonst erwähnen sollen?«
    Die Todesgöttin biss sich auf die Lippen. Sie hatte einen Fehler gemacht. Mit donnernder Stimme wandte sie sich erneut an Zamorra.
    »Dann lauf doch in dein Unglück, du Narr! Ich werde dich jedenfalls nicht mehr hier herausholen. Und wenn du mich auf Knien anflehst!«
    Das hatte Zamorra keineswegs vor. Doch bevor er wieder zu Wort kam, hatte sich die Manifestation der Zerstörerin bereits wieder verflüchtigt.
    Zamorra war allein, wenn man einmal von dem toten Torwächter absah. Nachdenklich schaute der Dämonenjäger an den Mauern der Festung hoch. Das Tor war verschlossen. Kein Wesen war zu erblicken. Zamorra fragte sich, ob er vielleicht heimlich beobachtet wurde. Jedenfalls ließ sich niemand sehen.
    Der Dämonenjäger machte sich einstweilen unsichtbar.
    Die Methode hatte er vor langer Zeit von einem tibetischen Mönch gelernt. Es kam darauf an, dass er seine körpereigene Aura nicht über die Grenzen seiner körperlichen Abmessungen hinausgehen lassen durfte. Daher konnte diese Aura dann von anderen Personen nicht wahrgenommen werden. Zamorra war dann nur zu erkennen, wenn er zufällig berührt wurde. Aber der »Entdecker« verlor ihn üblicherweise sofort wieder aus dem Gedächtnis, wenn er weiterging.
    Zamorra konnte nur hoffen, dass sein Trick auch hier auf Pandisha funktionierte…
    Nachdem er sich unsichtbar gemacht hatte, näherte er sich der Mauer. Der Dämonenjäger wollte gar nicht
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