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0769 - Kinder der Unendlichkeit

Titel: 0769 - Kinder der Unendlichkeit
Autoren: Unbekannt
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gesehen", entgegnete ich.
    „Das ist kein Wunder, du Wicht", brüllte er mich an. „Du warst ja immer nur bei Miriam, wenn ich Dienst hatte."
    Wicht hatte mich noch niemand genannt. Ich fand auch, daß eine derartige Bezeichnung für einen Mann von 1,93 Meter Körpergröße nicht passend war. Wütend richtete ich mich auf und wollte von der Liege steigen. Doch ich kam nicht dazu. Eine Faust landete genau auf meiner Kinnspitze. Ich hörte, daß Miriam schrill aufschrie, griff hilflos in die Luft und stürzte halbwegs betäubt in die Kissen zurück.
    „He, Mann", fragte ich stammelnd. „Was soll das?"
    „Das muß ich wohl nicht erst erklären", erwiderte er. „Das war doch deutlich genug."
    Irgendwie mußte ich ihm recht geben.
    Ich begriff endlich. Noch stark benommen, versuchte ich, mich aufzurichten. Da sah ich, daß er zu einem weiteren Schlag ausholte. Ein Auge war schon fast zugeschwollen. Ich fürchtete, einen Treffer auf das andere einstecken zu müssen, und damit so gut wie blind zu werden. Also verzichtete ich darauf, Miriam meine Tapferkeit zu beweisen.
    Ich ließ mich von der Liege rollen und rappelte mich auf. Das war jedoch gar nicht so leicht, wie ich mir das vorgestellt hatte.
    Mein Widerpart war vom Schwung seines eigenen Schlages nach vorn gerissen worden und stürzte über mich. Es gelang mir, ihn zur Seite zu stoßen. Ich rannte auf das Türschott zu. Doch so schnell sollte ich dem eifersüchtigen Ehemann Miriams nicht entkommen. Er griff nach meinen Beinen und riß mich um.
    „Hört endlich auf", schrie Miriam. Ihr Mann schien taub zu sein.
    Er warf sich auf mich und deckte mich mit einer Reihe von Faustschlägen ein. Da platzte mir endgültig der Kragen. Mit aller Gewalt stieß ich ihm das Knie in den Magen und hämmerte ihm dann meine Fäuste unter das Kinn.
    „Was hast du getan?" jammerte Miriam und beugte sich über ihren Mann. „Du hast den Vater meines Kindes getötet." Ich schüttelte den Kopf. „Unmöglich", sagte ich keuchend.
    „Er schnappt noch nach Luft." Ihr Ehepartner schlug die Augen auf. Haßerfüllt blickte er mich an. „Den Vater deines Kindes?"
    fragte er Miriam wütend. Er zeigte auf mich. „Das ist er, oder?"
    Miriam richtete sich auf und wich vor ihm zurück. Sie blickte erst mich an, dann ihn, legte die Hand vor den Mund und lachte. „Er soll der Vater sein?" fragte sie kichernd.
    „Etwa nicht?" brüllte ihr Mann. „Du bist ja verrückt", erwiderte sie. Dabei kam sie zu mir und hängte sich bei mir ein. „Ich bin im achten Monat, du Narr, Galto aber ist erst seit sieben Monaten auf der SOL. Sagt dir das etwas?"
    Er grinste töricht und lief rot an. „Da habe ich mich wohl ziemlich blöd benommen, wie?" erkundigte er sich.
    Ich löste mich von Miriam und ging zu einem Spiegel. Als ich mein Spiegelbild sah, stöhnte ich unwillkürlich auf. Das konnte unmöglich ich sein.
    „Okay, Quohlfahrt", sagte Miriams Mann. „Es tut mir leid, daß ich dich vermöbelt habe."
    „Solche Worte hören sich aus dem Munde eines Mannes besonders gut an, der k.o. auf dem Boden liegt", erwiderte ich spöttisch.
    „Von wegen k.o.", sagte er ärgerlich und versuchte, auf die Beine zu kommen. Diese aber rutschten unter ihm weg. „Ist ja auch egal. Jedenfalls will ich, daß du jetzt verschwindest."
    Ich deutete entsetzt auf mein Gesicht.
    „So?" fragte ich. „Was meinst du, was meine Freunde, die Posbis, mit mir machen? Sie werden mir kurz entschlossen den Kopf abschneiden und mir eine Prothese auf die Schultern setzen."
    „Das ist mir egal", antwortete er. „Ich will jedenfalls, daß du aus unserer Kabine abziehst. Wenn du das nicht tust, werde ich Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstatten."
    „Kann ich nicht wenigstens so lange bleiben, bis ich wieder etwas menschlicher aussehe?" flehte ich.
    Er schüttelte den Kopf und deutete auf die Tür.
    „Gut", sagte ich verzweifelt: „Ich gehe. Ich möchte nur vorher noch ein Visiphongespräch führen."
    „Draußen auf den Gängen sind Apparate genug", erklärte er.
    „Ich habe nichts dagegen, wenn du die benutzt."
    „Ich muß mich irgendwo verstecken", sagte ich verzweifelt. „Ich will Elaine Foxan anrufen. Sie soll mir helfen."
    Er deutete nur auf die Tür. Schicksalergeben zog ich ab.
    Was hätte ich tun sollen? Miriam blickte mir mit einem versteckten Lächeln nach. Und ich machte mir meine Gedanken über sie und ihren Mann und vor allem über seine Dienststunden.
    Der Gang vor der Doppelkabine Miriams war leer. Ich eilte
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