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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen
Autoren: John E. Muller
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tun. Wir setzen uns der Gefahr aus, selber zu sterben, oder es geschieht uns noch viel Schlimmeres.“
    „Glauben Sie, mein Leben bedeutet mir noch etwas, solange sie da drinnen in den Händen des Feindes ist?“
    Chambers sah ihn verwundert an.
    Die Wolken hatten nun völlig den Mond verdeckt. Es war stockdunkel. Ein kurzer Blitz erhellte für eine Sekunde lang den Weg, der zum Schloß führte. Der darauffolgende Donner schien den ganzen Hügel erbeben zu lassen und das Haus vor ihnen in seinen Grundfesten zu erschüttern.
    Dann brach der Sturm mit seiner ganzen, ungebändigten Gewalt über sie herein. Der Regen strömte herunter, stach ihnen ins Gesicht und in die Augen. Im Nu war der Boden unter ihren Füßen zu tiefem Morast aufgeweicht, so daß die beiden Männer immer wieder ausglitten.
    Dann, einige Meter weiter, stolperte Chambers plötzlich über etwas, das mitten auf dem Weg lag. Chambers kniete mit einem leisen Aufschrei nieder. Fenner eilte, so schnell er konnte, zu Chambers, der sich eben erhob.
    „Das ist doch Angela!“ rief Fenner aufgeregt. Er beugte sich über das Mädchen und fühlte ihren Puls. Ein weiterer Blitz erleuchtete die Szene. Fenner sah Angelas weißes Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen, der Regen lief über ihre Wangen. Einige Sekunden vergingen, ehe Fenner den Puls finden konnte. Er pochte schwach und unregelmäßig.
    „Gott sei Dank, sie lebt“, rief er. „Sie lebt! Warum wohl haben sie das Mädchen hier zurückgelassen?“
    „Ich weiß nicht, John, aber dies hier könnte ebensogut eine astrale Manifestation sein und nicht die wirkliche Angela. Vielleicht, um uns aufzuhalten, während sie drinnen ihre Riten feiern.“
    „Aber sie ist es wirklich!“ protestierte Fenner. „Ich bin ganz sicher, daß sie es ist. Sie müssen sich irren, Paul.“
    „Ich hoffe inständigst, daß Sie recht haben, John.“ Chambers suchte in seiner Tasche, zog dann ein Bund Knoblauch und ein Kruzifix hervor, legte den Knoblauch auf ihre Stirn und das Kruzifix auf ihre Lippen. Fenner sah atemlos zu. Angela bewegte sich nicht. Sie lag wie tot, nur ihr schwacher Pulsschlag zeigte an, daß sie noch am Leben war.
    „Es ist tatsächlich Angela“, rief Chambers. „Warum aber haben sie das Mädchen hier zurückgelassen, wo wir sie finden können, wenn sie sie so notwendig brauchen?“
    „Was kümmert mich das. Gehen wir und nehmen wir sie mit uns. Wenn wir erst von hier fort sind, werde ich sie schon wieder auf die Beine bringen.“
    „Nein, John“, sagte Chambers. „Dahinter steckt etwas. Ein Punkt, den ich nicht miteinkalkuliert habe. Sie müssen jemanden gefunden haben, dessen Anwesenheit noch viel wirkungsvoller ist als die Angelas. Sie ist schließlich nichts anderes als ein später Nachfahre. Aber es gibt einen, der ein weit wirkungsvolleres Werkzeug in ihren Händen ist.“
    Fenner sah ihn verständnislos an. „Wer kann das sein?“ Doch bevor noch der Freund antworten konnte, fand er bereits selber die Antwort.
    „Der Unsterbliche“, flüsterte Chambers. „Pendrake, der Unsterbliche. Zurückgekehrt aus dem Grab. Auf diese Weise hatten sie zwei Möglichkeiten. Wenn wir Angela aufhalten hätten können, wäre ihnen immer noch Pendrake geblieben.“
    „Und Sie glauben, daß er jetzt drinnen ist? Daß sie jetzt die Schwarze Messe zelebrieren, während wir uns hier mit Angela befassen?“
    „Dessen bin ich ganz sicher. Erinnern Sie sich, wie die alte Frau, Mrs. Pendrake, damals immer wieder sagte, wie schwer es ist, diesen Ort zu verlassen? Daß etwas sie immerfort zu rufen scheint, eine verlorene Stimme, die sie zurückruft, auch gegen ihren Willen?“
    „Ja, ich erinnere mich. Was bedeutet das?“
    „Ich glaube, das ist es, was mit Pendrake geschah. Obwohl er bereits tot war, hatte es immer noch die Macht, ihn zurückzurufen. Wie oft wohl mochte der arme Teufel sich gewünscht haben, das Haus zu verlassen, als er noch lebte, und er konnte es nicht. Vielleicht war er froh, daß er sterben durfte, weil er dachte, er könnte nun endlich entkommen. Doch nicht einmal im Tode war es ihm möglich.“
    „Können wir sie wirklich nicht aufhalten?“ fragte Fenner.
    „Eine Chance hätten wir“, sagte Chambers nachdenklich. „Aber sie erfordert Verwegenheit, und ich fürchte, ich bin nicht fit genug.“
    „Sagen Sie mir nur, was zu tun ist, und ich werde es versuchen. Sie bleiben unterdessen hier und schützen Angela.“
    „Sie sind ein tapferer Mann, John. Wenn sie bereits mit ihren Riten
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