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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen
Autoren: John E. Muller
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dem Fenner dicht auf den Fersen folgte.
    „Oh, mein Gott!“ rief Chambers. Fenner beeilte sich, ihm über die Schulter zu spähen. Zuerst sah er nur den Erdhügel.
    Dann aber begriff er, was dem Freund den entsetzten Aufschrei entlockt hatte.
    „Das Loch“, schrie Fenner. „Die Erde ist von unten herauf durchstoßen worden!“
    „Sie verstehen nun, Paul, warum ich Sie hier haben wollte?“ fragte Inspektor Weldon.
    Chambers nickte. Er schauderte und schlug den Mantelkragen hoch, obwohl die Wintersonne ein wenig wärmte.
    Die Männer begannen die weiche Erde aufzugraben. Der Inspektor trat an das Grab und ließ den beiden Männern, die nun bereits beim Sarg angelangt waren, ein kräftiges Seil hinunter. Im Licht der Sonne konnte Fenner sehen, daß des Inspektors Gesicht totenblaß war, und daß ihm der Schweiß in Strömen über die Stirn lief. Er sah aus wie ein Mann, der eben einem Gespenst begegnet war. Sogar Chambers, der dicht am Grab stand, machte einen mitgenommenen Eindruck.
    „Was ist los?“ flüsterte das Mädchen in Fenners Ohr. „Ist da unten etwas nicht in Ordnung?“
    „Ich weiß nicht.“
    Langsam kam der Sarg hoch und schlug dumpf gegen die Seitenwände des Erdschachts. Dann hoben die Männer ihn über den Rand und stellten ihn vor den Inspektor.
    Fenner staunte. Der hölzerne Deckel des Sarges war zerborsten, als wäre die Faust eines Riesen durchgefahren. Das kräftige Holz war zersplittert wie eine Zündholzschachtel. Und der Schlag war von innen gekommen!
    Einen Augenblick stand die kleine Gruppe schweigend da, erstarrt vor Entsetzen. Der Sarg war leer!
    Chambers hob den Kopf und sah Fenner an.
    „Er war doch tot, nicht wahr? John! Es gab doch keinen Zweifel, daß er wirklich tot war.“
    „Natürlich war er tot, als wir ihn in den Sarg legten“, stammelte Fenner. „Dafür verbürge ich mich.“
    „Wie, zum Teufel, wollen Sie dann das erklären“, rief der Inspektor.
    „Ich kann es nicht erklären. Jedenfalls im Augenblick noch nicht“, antwortete Chambers. „Aber ich habe das Gefühl, daß wir die Antwort schon bald bekommen werden. Vielleicht noch heute abend.“
    Inspektor Weldon machte ein verzweifeltes Gesicht.
    „Tote stehen doch nicht aus ihrem Sarg auf wie aus einem Bett, um einen Spaziergang zu machen.“
    „Wenn der Tote ein bißchen mehr wußte als wir alle zusammen …“, sagte Chambers. „Manchmal glaube ich, daß wir uns mit unseren wissenschaftlichen Erklärungen ein wenig zu clever vorkommen.“
    „Schwarze Magie?“ flüsterte der Inspektor.
    „Vielleicht. Das Wort‚ Schwarze Magie’ ist nur eines für die elementaren Kräfte unseres Universums. Aber es hilft uns auch nicht weiter, hier zu stehen und zu schwatzen. Ich glaube, wir können hier nichts mehr tun, Inspektor. Und Ihnen rate ich, den Sarg wieder eingraben zu lassen, damit im Dorf nichts bekannt wird. Panik wäre das Letzte, was Sie jetzt brauchen könnten.“
     

     

Fünfzehn Minuten später waren sie wieder zurück in Paul Chambers’ Haus, in dem Zimmer mit den Zeichnungen auf dem Boden.
    „Nach allem, was geschehen ist, wird es wohl das beste sein, wenn Sie beide die Nacht über hier bleiben. Während des Nachmittags werden wir abwechselnd ein wenig schlafen, denn wenn es einmal dunkel ist, müssen wir so wach sein wie noch nie zuvor. Das ist von größter Wichtigkeit.“
    Der Rest des Tages verging ereignislos. Sie schliefen abwechselnd zwei Stunden und hielten zwei Stunden Wache. Angela war von dieser Abmachung ausgeschlossen und schlief fast die ganze Zeit. Knapp vor sechs Uhr erwachte sie und sah, daß beide Männer auf waren. Chambers hatte Kaffee gekocht.
    „Wir werden noch eine Menge davon brauchen, ehe es Abend wird. Glücklicherweise habe ich immer welchen zu Hause. Er hält mich wach, wenn ich bis in die Morgenstunden arbeite, um ein Manuskript zu beenden.“
    Die heiße Flüssigkeit machte hellwach.
    „Pendrake ist also nicht wirklich tot?“ fragte das Mädchen ängstlich.
    Chambers lächelte. „O ja. Er ist tot.“
    „Wie aber …“ Sie sah Chambers verwundert an. Wie sollte sie auch verstehen, was bisher außerhalb ihrer Erfahrung gewesen war.
    Chambers überprüfte seine Uhr, dann ging er ans Fenster, zog die schweren Vorhänge zur Seite und spähte hinaus. Über seine Schulter hinweg konnte Fenner sehen, daß der Mond aufgegangen war, rund und voll. Er hing rot wie ein Herbstmond am Himmel, doch zu der augenblicklichen Jahreszeit war diese Röte seltsam und
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