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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen
Autoren: John E. Muller
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ungewöhnlich.
    Vor dem Mond hoben sich scharf die Umrisse des Schlosses ab, deutlich erkennbar in jeder Einzelheit.
    Der Mond stand genau hinter dem Gebäude. Ein riesiger Feuerball, wie ein gigantisches rotes Auge. Fenner erschauerte. Sonst schien ihm der Mond immer so warm und freundlich, jetzt verbreitete er Angst und Grauen.
    Da zog Chambers die dicken Vorhänge wieder zu. Sein Gesicht war angespannt.
    „Es wird wohl das beste sein, wenn wir uns jetzt vorbereiten“, meinte Chambers. „Es ist dunkel draußen geworden. Schon bald kann es losgehen. Nun, wo Pendrake herumstreift und darauf wartet, welche Rolle man ihm zugedacht hat in diesem ruchlosen Spiel, müssen wir alle unsere Kraft und Entschlossenheit zusammennehmen.“
    „Ich bin bereit“, erklärte Fenner.
    „Gut. Sie müssen mir helfen, den fünfzackigen Stern zu erneuern. Es wird nicht lange dauern. Seit gestern nacht ist noch alles bereit. Wir müssen uns nur beeilen, denn die Zeit drängt.“
    Die breiten Kreidestriche vom Vorabend wurden nachgezogen, und als die Uhr vom Kirchturm Sieben schlug, waren sie fertig. Chambers prüfte noch einmal alles, seine scharfen Augen übersahen nicht die geringste Kleinigkeit. Dann nickte er zufrieden.
    „Um in Sicherheit zu sein, müssen wir alle drei die ganze Nacht innerhalb des Kreises bleiben. Ich habe keine Ahnung, wann und wie der Angriff erfolgen wird, doch wir müssen jederzeit darauf gefaßt sein. Denkt daran, daß ihr den Kreidestrich keinen Millimeter weit überragen dürft, was auch immer geschieht. Solange ihr drinnen bleibt, kann euch nichts geschehen, draußen würdet ihr sekundenschnell vernichtet.“
    „Verstanden“, sagte Fenner und nahm das Mädchen an der Hand. Zusammen überschritten sie den weißen Kreidestrich und traten in die Mitte des Kreises. Chambers folgte. Im Kamin war genug Kohle aufgehäuft, so daß das Feuer die ganze Nacht durchbrennen würde.
    Chambers setzte sich mit dem Rücken zu den beiden anderen auf den Boden und hieß sie, es ihm gleichzutun.
    „So können wir in alle Richtungen sehen. Sobald einer von euch etwas bemerkt, bleibt sitzen und laßt es nicht aus den Augen. Sagt mir, was ihr seht, und ich werde dann entscheiden, was zu tun ist.“
    Die langen Kerzen auf den Spitzen des fünfzackigen Sterns brannten ruhig und verbreiteten ein behagliches Licht, zusammen mit den drei Glühbirnen, die oben an der Decke brannten.
    Fenners Blick wanderte von einer Ecke des Zimmers zur anderen. Von draußen kam das schwache Geräusch des Windes, der mit den Zweigen spielte. Ab und zu kratzte einer dieser Zweige an der Fensterscheibe.
    Eine halbe Stunde verging, dann eine Stunde. In der Ferne schlug die Turmuhr laut und klar in der frostigen Luft.
    Mehr und mehr wuchsen in Fenner die Zweifel. Warum eigentlich benahmen sie sich wie die Narren? Drei erwachsene Menschen? Schwarze Magie, so ein Unsinn. Er wollte nichts anderes als bloß aufstehen, Chambers sagen, er hätte dieses kindische Getue endlich satt, und dann nach Hause gehen, um endlich seinen wohlverdienten Schlaf zu bekommen. Ohne geheimnisvollen Mumpitz.
    Eben wollte er sich erheben, als ihm einfiel, was Chambers ihm gesagt hatte: der Angriff würde möglicherweise für jeden von ihnen anders ausfallen. Dies konnte ein Angriff gewesen sein, und er hätte es fast zu spät bemerkt. Seine Zweifel waren schlagartig verschwunden, seine Aufmerksamkeit verdoppelte sich.
    „Wie spät ist es jetzt?“ fragte das Mädchen in die Stille hinein.
    Eine Pause, dann sagte Chambers ruhig: „Kurz nach zwanzig Uhr fünfzehn.“
    „Nichts tut sich“, sagte Fenner, ohne den Kopf zu drehen. „Vielleicht haben wir uns geirrt?“
    „Möglich. Doch die Nacht ist noch jung.“
    Da kam ein leises Kratzen von der Tür. Das Geräusch war so plötzlich da und so unerwartet, daß er zusammenzuckte und eine Gänsehaut über seinen Körper lief.
    „Was, in aller Welt, war das?“ hörte er eine Sekunde später das Mädchen erschrocken flüstern.
    „Ruhig bleiben“, befahl Chambers. „Kopf gerade halten. Das könnte der Angriff sein.“
    Das Kratzen kam manchmal vom unteren Rand der Tür, manchmal von oben nahe der Decke, als hätte das Wesen sich hoch aufgerichtet, wenige Schritte von ihnen entfernt, nur durch eine hölzerne Tür von ihnen getrennt.
    Fenners Nerven vibrierten. Was immer auch da draußen sein mochte, es versuchte mit allen Mitteln, zu ihnen herein zu kommen.
    Dann, nach einer Ewigkeit, hörte das Geräusch plötzlich wieder
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