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0722 - Böser Zauber in Montmartre

0722 - Böser Zauber in Montmartre

Titel: 0722 - Böser Zauber in Montmartre
Autoren: Jason Dark
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Haltung verschwand. Sie sah so aus, als wollte sie sich kerzengerade aufrichten, das tat sie auch irgendwie, aber sie drückte ihren Oberkörper dabei vor und legte die Hände auf die beiden Stuhllehnen. Dabei schaute sie Suko an.
    »Ist es so weit?«, flüsterte er.
    Yannah hob die Schultern, als würde sie frieren. »Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber rechnen müssen wir schon damit. Ich habe das Gefühl, dass er kommt.«
    »Ist er denn schon hier?«
    »Zumindest in der Nähe!« lautete die leise Antwort. »Ich spüre seine Schwingungen, seine Aura, die sich allmählich nähert. Sie - sie ist nicht mehr weit entfernt.«
    Suko zeigte Unruhe. Er sah aus, als wollte er sich jeden Augenblick erheben, aber dagegen hatte Yannah etwas. »Nein, du musst sitzen bleiben, Suko.«
    »Aber…«
    »Kein Aber, wir lassen ihn kommen.«
    »Ja, schon gut.« Sie war in diesem Fall der Boss, und Suko richtete sich danach.
    Er ärgerte sich darüber, dass er so schwach war, doch eine Waffe trug er bei sich.
    Es war der Stab, den er vor Jahren in einem tibetanischen Kloster bekommen hatte. Wenn er ein bestimmtes Wort rief, war es ihm möglich, die Zeit für genau fünf Sekunden anzuhalten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sich außer ihm niemand mehr bewegen konnte. Alle, die in seiner Rufweite standen, erstarrten zu Stein.
    »Jetzt ist er da!«
    Diese vier flüsternd gesprochenen Worte alarmierten den Jungen. Es bereitete ihm Mühe, nicht hochzuspringen und den Teufel zu suchen. Er selbst hatte nichts gespürt, doch er musste sich auf die Intuition der weißen Hexe verlassen.
    Hatte sich etwas verändert?
    Er sah nichts, er roch nichts, kein Schwefeldampf drang ihm entgegen. Es war äußerlich alles gleich geblieben.
    Yannah nickte ihm zu.
    Suko verstand das Zeichen. Also war der Teufel unterwegs, sie hatte sich nicht geirrt.
    Abwarten, Zeit verstreichen lassen, darauf hoffen, dass die Falle funktionierte.
    Und dann erklang das Lachen.
    Es war wie ein Gebrüll, das von überall her auf sie einströmte. Aus dem Himmel, aus den Wänden, vom Fußboden her. Es hüllte sie ein wie vier große Boxen.
    Suko war zusammengeschreckt, und auch Yannah saß auf dem Stuhl wie festgewachsen.
    Noch zeigte er sich nicht, er blieb im Hintergrund, aber er triumphierte bereits, wie sein Lachen versprach.
    Es hörte auf.
    Stille breitete sich aus. Höchstens das flache Atmen war zu hören. Dann Schritte. Der Teppichboden dämpfte die Geräusche, sodass sie nicht mehr hohl, sondern eher schabend klangen, wenn Asmodis seine Füße vorschob.
    Wie weit ging er?
    Die Schritte verstummten. Suko hatte herausgefunden, dass der Teufel eine erste Runde gedreht hatte. Er wollte ihre Spannung noch mehr steigern und sie unsicher machen.
    Yannah war es, die es nicht mehr aushielt. »Zeig dich, Satan!«, rief sie. »Oder bist du zu feige?«
    Er sagte nichts.
    »Na los, komm her! Dein Plan hat geklappt. Ich - ich bin dir unterlegen, du hast dir einen guten Diener ausgesucht. Er hat mich reingelegt, mich wehrlos gemacht. Komm her und schau mich genau an, dann wirst du es sehen.« Sie unterstrich ihre Worte durch Bewegungen, breitete die Arme aus und hob sie bis in Schulterhöhe an, damit der Teufel erkennen konnte, dass kein einziger Ring mehr ihre Schultern bedeckte.
    Aber er blieb vorsichtig und traute dem Frieden nicht. Wieder verstrich Zeit, und Yannah blieb in dieser unnatürlichen Haltung sitzen. Sie ging ein hohes Risiko ein, sie litt auch darunter, wie Suko zu erkennen glaubte.
    Abwarten…
    Noch immer, denn der Teufel machte es spannend.
    Dann sah Suko eine Bewegung. Noch außerhalb des Lichtkreises und schräg hinter Yannah.
    Und dort zeigte er sich.
    Suko sah die Gestalt zuerst. Der Teufel hatte sich wieder eine andere Verkleidung ausgesucht. Er sah aus wie ein eleganter Beau, der sich angezogen hatte, um in einen Nachtclub zu gehen.
    Frack, Zylinder, Lackschuhe, den weißen Schal lässig über die Schulter gehängt.
    Asmodis war zur Seite getreten, damit auch Yannah ihn jetzt sehen konnte.
    Und sie sah ihn.
    Sie stand auf.
    »Schau mich an!«, rief sie. »Schau genau hin und sag mir, wo du die Ringe siehst.«
    Der Teufel drehte den Kopf. Er grinste. Sein Maul wurde dabei zu einem Viereck. »Ja, sie sind weg.«
    »So hast du es doch gewollt, nicht wahr?«
    »Wo sind sie denn?«
    Suko und Yannah hatten sich zuvor zwar nicht abgesprochen, doch beide wussten, dass er damit die entscheidende Frage gestellt hatte. Und es lag an Suko, sie zu
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