Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0709 - Stahlfestung Titan

Titel: 0709 - Stahlfestung Titan
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sie sogar erahnen können, wenn er nur gewollt hätte. Aber er hatte schon vor diesem Duell entschieden, daß er diese eine Art leben gegen eine andere Art eintauschen wollte.
    Aber das war ihm, erst jetzt, da er tödlich getroffen am Boden im Hof der Sieben Säulen lag, völlig klargeworden.
    Wahrscheinlich hatte er seit seinem Amtsantritt als Erster Hetran auf diesen Augenblick hingearbeitet, ohne es jemals bewußt erkannt zu haben.
    Er war kein Überschwerer im eigentlichen Sinne - er war ein ungewöhnlicher Mutant.
    Alle anderen Lebewesen in der Galaxis waren für ihn stets nur minderwertige Kreaturen gewesen. Oft genug hatte er sie als Insekten bezeichnet und sie ohne Skrupel getötet, wenn es sich als nötig erwiesen hatte.
    Die Zeit, da er sich mit ihnen abgeben mußte, war nun endgültig vorüber.
    Nun sollte sein neues Leben beginnen, im Innern der Stahlfestung Titan.
    Er spürte die Impulse des PEW-Metalls in der mittleren Säule ganz in seiner Nähe.
    Dieser von seinen Robotern eingepflanzte Metallbrocken würde die Eingangspforte in Leticrons Reich sein, und er würde es von einem nie gekannten Standpunkt aus erleben und erfüllen.
    Mit Hilfe seiner parapsychischen Fähigkeiten verstärkte Leticron die Verbindung zwischen sich und dem PEW-Metall in der Säule.
    Niemand würde je ahnen, daß er noch am Leben war, allgegenwärtig in der von ihm selbst geschaffenen Festung.
    Er war froh, daß er niemals mit jemand über seine Pläne gesprochen hatte. Die Roboter hatten befehlsgemäß alle Einzelheiten vergessen und würden niemals zu Verrätern werden können.
    Leticron spürte, daß er starb.
    Sein Bewußtsein erkannte, daß es Zeit wurde, die sterbende Körperhülle zu verlassen.
    Voller Erwartung strömte Leticron in das PEW-Metall im Sockel der Säule.
     
    *
     
    Maylpancer sah, daß alle Zuschauer auf ihren Plätzen blieben, als warteten sie darauf, daß noch etwas Ungewöhnliches geschehen würde. Vielleicht konnten sie sich auch nicht von dem Bild losreißen, das sich ihren Blicken bot.
    Er sah Leticrons Robotdiener herankommen.
    „Kann ich ihn wegtragen?" erkundigte sich Bur-Dan.
    Hotrenor-Taak hob einen Arm.
    „Rantmoger, stellen Sie fest, ob er tot ist!"
    Der Oberschiedsrichter beugte sich über Leticron und untersuchte ihn kurz. Als er sich wieder auf richtete, nickte er Maylpancer zu.
    „Kein Zweifel", sagte er. „Dieser Mann ist nicht mehr am Leben."
    „Gut", sagte der Lare. „Du kannst ihn wegschaffen, Bur-Dan.
    Was wirst du mit der Leiche machen?"
    „Ich habe den Befehl, sie in einen Konverter zu werfen."
    „Ausgezeichnet!" lobte Hotrenor-Taak. „Ich bin damit einverstanden."
    Maylpancer sah, daß Skarthom, der Waffenmeister auf dem Kampfplatz auftauchte, Leticrons goldene Lanze ergriff und schweigend wieder davonging. All diese Ereignisse schienen in gewisser Weise noch zum Duell zu gehören, es war, als liefen sie in einer vorher bestimmten Form ab.
    „Es wartet viel Arbeit auf Sie", sagte Hotrenor-Taak zu Maylpancer. „Sie müssen dieses schwierige Amt mit neuem Leben erfüllen. Die Zeit, da der Erste Hetran zurückgezogen auf einem Mond leben konnte, ist vorbei."
    „Ich werde Titan heute noch verlassen", sagte Maylpancer.
    Sie sahen sich an.
    Maylpancer hatte das Gefühl, irgend etwas sagen zu müssen, aber die forschenden Blicke des Laren irritierten ihn. Schließlich wandte er sich ab und ging davon.
    Das schien ein Signal für die Zuschauer zu sein, die jetzt ihre Tribünenplätze verließen.
    Als Maylpancer sich noch einmal umdrehte, sah er Hotrenor-Taak noch immer auf dem Kampfplatz stehen.
     
    *
     
    Leticrons Bewußtseinsinhalt brauchte nur wenige Augenblicke, um die schreckliche Wahrheit zu begreifen.
    Er war in den PEW-Metallbrocken eingedrungen, aber er mußte feststellen, daß es von hier aus kein Weiterkommen gab. Es gelang ihm nicht, von der konstruierten. Pforte in die Stahlfestung Titan einzudringen.
    Sein Bewußtseinsinhalt war in einem faustgroßen Metallklumpen gefangen!
    Er konnte nicht schreien, denn er besaß keine Stimme.
    Er konnte nicht fliehen, denn es gab kein Zurück.
    Solange diese Säule stand, würde er in ihrem Sockel existieren.
    Das war sein eigener, von ihm selbst geschaffener Stein der Nichtwiederkehr.
     
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher