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0700 - Aphilie

Titel: 0700 - Aphilie
Autoren: Unbekannt
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diesen Augenblicken. Es gab für ihn nur noch eine Hoffnung: daß der Unscheinbare ihm helfen werde, der hier irgendwo unter den Trümmermassen des eingestürzten Ganges liegen mußte.
    Er kniete nieder und begann, Schutt beiseitezuräumen. Wenn es ihm nicht gelang, im Laufe der nächsten zwei oder drei Minuten aus dieser Falle zu entkommen, dann war seine Mühe vergebens. Die Explosion war in anderen Räumen des Gebäudes wahrgenommen worden, und in aller Kürze würden die Räumroboter auftauchen, um nach dem Grund der Detonation zu forschen.
    Er rief, um den unter dem Schutt Begrabenen, wenn er überhaupt noch bei Bewußtsein war, auf sich aufmerksam zu machen. Und schließlich hatte er Erfolg. Unter dem Trümmerberg hervor erklang ein qualvolles Stöhnen. Sergio setzte die letzten Kraftreserven ein und arbeitete, daß er sich die Haut von den Händen schund.
    Endlich war er am Ziel. Vor ihm lag der Unscheinbare, über und über mit Staub bedeckt. Im schwachen Schein der einzigen Lampe, die in diesem Sektor des Ganges die Explosion überlebt hatte, sah Sergio den Blick des Aphilikers ängstlich auf sich gerichtet.
    Sergio kannte die Hauptschwächen der Aphiliker, und eine davon kam ihm in dieser Lage zugute. Nach dem Verlust aller Emotionen hatten in den Bewußtseinen der Aphiliker neben dem streng logischen Denkprozeß die reinen Instinkte die Überhand gewonnen. Unfähig, Liebe oder Zorn, Zuneigung, Abneigung, Freude oder Trauer zu empfinden, waren die Aphiliker den Urtrieben in weitaus stärkerem Maße ausgeliefert als der Mensch früherer Generationen. Das armselige Häuflein, das da vor ihm lag, wurde von der Todesangst bis in den hintersten Winkel seines Daseins beherrscht. Diesen Umstand gedachte Sergio auszunützen.
    „Bist du verletzt, Bruder?" fragte er ruhig.
    „Ich ... ich weiß es nicht...", antwortete der Unscheinbare bebend.
    „Wie heißt du, Bruder?"
    „Ich ... ich heiße... mein Name ... ist Pakko ..."
    „Also schön, Pakko: Steh auf!"
    Der Unscheinbare gehorchte. Er hatte eine Beule auf der Stirn, aus der Blut hervorsickerte. Beim Aufstehen ächzte und stöhnte er zwar, aber ernsthaft verletzt schien er nicht zu sein. Sergio erblickte eine Waffe an seinem Gürtel, einen kleinen Blaster. Er nahm ihn an sich.
    „Hör zu, Pakko!" sagte er zu dem Unscheinbaren, als der einigermaßen sicher auf den Beinen stand. „Du bist mein Gefangener. Du hast zu tun, was ich dir befehle. Am Ende dieses Ganges befindet sich eine Tür. Du wirst sie für mich öffnen.
    Wenn du mir nicht gehorchst, werde ich dich töten. Hast du verstanden?"
    „Jjja ...", würgte Pakko hervor.
    Sergio gab ihm einen kräftigen Stoß. Der Unscheinbare taumelte davon. Vor der Tür blieb er stehen und murmelte ein paar Worte. Die Tür war also mit einem akustischen Servo ausgestattet und reagierte nur auf einen bestimmten Audio-Kode.
    Der Ausgang öffnete sich. Sergio stieß Pakko beiseite und stürmte hinaus.
    „Sylvia ...!" schrie er.
    Das Wort blieb ihm im Halse stecken. Mit wirrem Blick sah er sich um.
    Sylvia war nicht mehr da!
     
    *
     
    Als Sergio herumwirbelte und den Unscheinbaren anblickte, leuchtete aus seinen dunklen Augen solch tödliche Entschlossenheit, daß Pakko sich unwillkürlich duckte. Sergio hatte den Blaster gezogen und hielt ihm die Mündung entgegen.
    „Wo ist das Mädchen?!"
    „Sie ... sie haben es weggeholt... zum Verhör", stieß Pakko hervor.
    „Bist du ein wichtiger Mann in dieser Organisation, Pakko?"
    fragte Sergio.
    „Ja", bekannte der Unscheinbare offen.
    „Dann schaff das Mädchen herbei!" fauchte Sergio ihn an.
    „Oder es geht dir an den Kragen!"
    Er hörte ein Geräusch hinter sich und fuhr herum. Die Tür, die auf den Korridor hinausführte, hatte sich geöffnet. Im Türrahmen erschien die unförmige Gestalt eines Räumroboters.
    „Schick ihn zurück!" befahl Sergio.
    Pakko trat auf das Maschinenwesen zu.
    „Du wirst hier nicht gebraucht!" sagte er mit zitternder Stimme.
    „Die Lage ist unter Kontrolle."
    Wortlos wandte sich der Robot ab und verschwand hinaus auf den Gang.
    „Das Mädchen!" drängte Sergio.
    Pakko winkte mit matter Hand.
    „Komm mit!"
    Die Tür öffnete sich von neuem. Die beiden Männer traten hinaus. Pakko wandte sich nach links. Sergio, den Blaster schußbereit in der Hand, sicherte nach beiden Seiten. Aber da war nur die Gestalt des Räumroboters zu sehen, der sich mit stelzenden Schritten nach der anderen Seite hin entfernte. Pakko ging an vier Türen vorbei.
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