Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0700 - Aphilie

Titel: 0700 - Aphilie
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
...
    Fast eine Minute lang stand die Schrift auf der Bildfläche. Fast eine Minute lang war Perry Rhodan so in seiner Überraschung befangen, daß er sich nicht zu rühren vermochte. Erst als der Bildschirm erlosch, sprang er auf. Ein Knopfdruck verband ihn per Interkom mit der Zentrale.
    „Haben wir im Laufe der vergangenen zehn Minuten einen Hyperspruch empfangen?"
    Der Mann starrte ihn verblüfft an.
    „Nein, Sir ... ich meine ... wer sollte ..."
    „Vergewissern Sie sich!" befahl Rhodan.
    Der Mann sah im Hyperfunklog nach.
    „Kein Spruch eingegangen, Sir", wiederholte er seine ursprüngliche Behauptung.
    Er sprach mit der technischen Abteilung und versuchte zu ermitteln, ob es möglich sei, von irgendwo im Innern des Schiffs eine Meldung so in die Kommunikationskanäle einzuspeisen, daß sie auf seinem Hyperfunkbildschirm erschien. Die Frage wurde eindeutig verneint. Der Hyperfunkbildschirm trat nur in Tätigkeit, wenn eine an den Kommandanten direkt und vertraulich gerichtete Hyperfunkmeldung empfangen wurde.
    Rhodans letzte Hoffnung, das Geheimnis zu lüften, zerrann, als er durch Umfragen feststellte, daß niemand anders die geheimnisvolle Schrift gesehen hatte. Sein Bildschirm war der einzige, auf dem die Geisterbotschaft sich gezeigt hatte. Was hatte das zu bedeuten?
    Er erinnerte sich an die uralte Prophezeiung der sieben Siegel.
    ES hatte sie getan, das unfaßbare, geheimnisvolle Wesen, das schon so oft in die Geschicke der Menschheit eingegriffen hatte.
    Die Bedeutung der Weissagung war niemals klargeworden. Auch in diesem Augenblick wußte Rhodan nicht mehr damit anzufangen als in all den Jahrzehnten und Jahrhunderten zuvor, die vergangen waren, seitdem er die Prophezeiung zum ersten Mal gehört hatte.
    War es wirklich ES gewesen, das durch die geheimnisvolle Schrift zu ihm gesprochen hatte? Oder war er einer Halluzination erlegen? Er rief sich die Szene ins Gedächtnis zurück und gelangte zu dem Schluß, daß die Buchstaben ohne Zweifel auf dem Bildschirm gestanden hatten. Sie waren keine Erfindung seiner Phantasie.
    Es hatte sie wirklich gegeben.
    Nur - was sie bedeuteten, darüber würde erst die Zukunft etwas aussagen können.
     
    *
     
    Fast ein Jahr war seit dem Start der SOL vergangen, und auf der Erde herrschte die Aphilie. Die neue Regierung war mit eigenen Problemen derart beschäftigt, daß sie keine Zeit hatte, an Perry Rhodan und seine Freunde zu denken. Sie hatten sich nicht wieder blicken lassen ... und das war gut so.
    An einem frühen Morgen stürzte Bruder-vier mit allen Anzeichen äußerster Erregung in den großen, spartanisch eingerichteten Arbeitsraum des Bruders-eins. Wortlos legte er einen rechteckigen Gegenstand vor dem Licht der Vernunft auf den Schreibtisch. Reginald Bull musterte das Ding und sagte: „Ein Buch! Ein gebundenes Buch, wie man es in der Vergangenheit benutzte! Was ist es ... und woher hast du es?"
    „Es ist funkelnagelneu!" stieß der Bruder-vier hervor. „Ich habe es erst heute morgen erworben ... von einem Straßenhändler, der sehr vorsichtig tat, als hätte er Angst, daß die Polizei nach ihm sucht.
    Ich bin sicher, daß sie genau das tun wird, nachdem du einen Blick in das Buch geworfen hast."
    „Was? Nach ihm suchen?"
    „Ja."
    „Warum?"
    „Lies, dann wirst du mich verstehen."
    Vorsichtig schlug Reginald Bull den Einband auf.
    „Das Buch der Liebe", las er murmelnd. „Welch ein unrationaler Titel!"
    „Weiter!" drängte der Bruder-vier.
    Das Licht der Vernunft begann, halblaut die erste Seite zu lesen: „Nun aber hört: da waren einst Menschen, die einander liebten.
    Die Eltern liebten ihre Kinder und die Kinder ihre Eltern.
    Der Nachbar liebte seinen Nachbarn, und die Liebe war allgegenwärtig. Die Menschen lebten in Frieden miteinander, denn unter ihnen war Liebe ..."
    Plötzlich lehnte Reginald Bull, das Licht der Vernunft, sich in seinen Sessel zurück. Er blickte starr vor sich hin, und ein schmales Lächeln spielte um seine Lippen. Er hielt das Buch fest, aber er sah es nicht an. Er sah aus wie ein Mann, dem eine liebgewordene Erinnerung plötzlich zurückgekehrt ist.
    „Merkst du es?" fragte Bruder-vier.
    Reginald Bull schrak auf.
    „Merke ich? Was ...?"
    „Das seltsame Fluidum, das von dem Text ausgeht? Woran dachtest du soeben?"
    Das Licht der Vernunft war verwirrt.
    „An ... an ...", stotterte er, dann saß er plötzlich kerzengerade in seinem Stuhl. „Du hast recht!" schnarrte er. „Das Buch enthält gefährliches demagogisches
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher