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0700 - Aphilie

Titel: 0700 - Aphilie
Autoren: Unbekannt
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gefühlsbeladenen, unlogisch denkenden und handelnden Wesens, das die Vorstufe unserer Entwicklung darstellt. Kann ein vernünftiger Mensch so etwas wünschen?"
    „Nein!" antworteten die neun Brüder, und am lautesten unter ihnen die drei, die den Wunsch an das Licht der Vernunft herangetragen hatten.
    Damit war die Diskussion beendet. Reginald Bull hatte in dem Ansinnen der drei Brüder nichts anderes gesehen als den Wunsch nach ewigem Leben. Das Argument, mit dem er den Wunsch zurückgewiesen hatte, war echt: Er glaubte wirklich, daß der Besitz eines Aktivators - außer in seinem eigenen Falle - sich mit dem Besitz der reinen Vernunft nicht vereinbaren ließ. Und die reine Vernunft war dem ewigen Leben vorzuziehen, daran glaubte er hoch und heilig.
    Was Reginald Bull außer acht ließ, war der Umstand, daß in diesem Fall die Sehnsucht nach verlängertem Leben noch einen anderen Hintergrund hatte. Hier, in diesem Wunsch, kam zum ersten Mal zum Ausdruck, daß fortan die menschlichen Urinstinkte ein dominanter Faktor des Verhaltens sein würden.
    Die drei Brüder hatten den Zellaktivator nicht deswegen gewollt, weil sie sich nach dem ewigen Leben sehnten, sondern deswegen, weil sie sich vor dem Tod fürchteten.
     
    *
     
    Die Verhandlung gegen „die Gruppe Rhodan" fand am 9. Juli 3540 allgemeiner Zeitrechnung (alter Kalender) statt. Als „Gruppe Rhodan" war eine juristische Person definiert worden, deren Einzelbestandteile Perry Rhodan und seine engsten Mitarbeiter bildeten. Interessant war, daß man Vater Ironside und Bruder Serafino nicht als zur „Gruppe Rhodan" gehörig betrachtete. In ihrer seelenlosen Logik waren die Söhne der reinen Vernunft zu dem nicht unvernünftigen Schluß gekommen, daß die beiden Geistlichen mit Rhodan und seinen Leuten nicht wirklich etwas gemein hatten und daß der Tag schon kommen werde, an dem auch sie der „läuternden" Strahlung der Sonne Medaillon erlagen und damit ebenfalls zu Söhnen der Vernunft wurden.
    Rhodan und seinen Leuten wurde mit hochtrabenden Worten mitgeteilt, daß man die juristische Person „Gruppe Rhodan" definiert habe, um das Verfahren gegen sie abzukürzen. Da sie sich ohnehin alle der gleichen Vergehen schuldig gemacht hätten, bestehe kein Anlaß, gegen die einzelnen Mitglieder der Gruppe getrennt zu verhandeln. Die Gruppe bestand inzwischen aus über eintausend Personen. Sie alle gehörten zu Perry Rhodans engem Mitarbeiterkreis. Es gab darunter Aktivatorträger, Mutanten und Halbmutanten, aber auch einfache, ganz normale Menschen. Beeindruckend war, daß bislang auch unter den Personen, die keine Aktivatoren besaßen, noch kein einziger Fall von Aphilie aufgetreten war. In manchen Fällen, wie zum Beispiel dem Haluter Icho Tolot, bei Lord Zwiebus, dem Steinzeitmenschen, und den Emotionauten, deren psychische Struktur sich von der des Erdenmenschen deutlich unterschied, war das kein Wunder. Von ihnen mußte erwartet werden, daß sie der gefährlichen Strahlungskomponente im Spektrum der Sonne Medaillon standhielten. Für die Widerstandskraft derer, die als typische Erdenbürger zu klassifizieren waren, gab es zunächst noch keine Erklärung. Waringer, mit dem Rhodan dieses Problem diskutierte, war überzeugt, daß auch sie im Laufe der Zeit der Aphilie zum Opfer fallen würden.
    Die Verhandlung wurde zur Farce. Die gesamte „Gruppe Rhodan" wurde unter starker Bewachung in einen der Säle gebracht, die früher den Ausschüssen des Völkerrates für ihre Sitzungen gedient hatten. Die Zuschauertribüne war mit Neugierigen besetzt, denn die neue Regierung hatte es nicht gewagt, den Prozeß unter Ausschluß der Öffentlichkeit zu führen.
    Die Angeklagten hatten zu stehen.
    Vorne, vor der Mitte der Stirnwand, thronte der Richter: ein Computer. Die Söhne der Vernunft hatten Mühe und Aufwand nicht gescheut, die Maschine in aller Eile hier installieren zu lassen. Sie war nach den Grundsätzen der reinen Vernunft programmiert.
    Die Gefangenen waren kaum vorgeführt, da erhob der Computer seine drohende Stimme: „Im Namen der Vernunft! Ihr, die Gruppe Rhodan, seid angeklagt, die folgenden Vergehen begangen zu haben: Erstens, die Behinderung der Vernunft auf ihrem Vormarsch durch die Bewußtseine der Menschen. Zweitens, die Vernachlässigung der Interessen des Volkes durch Überlastung der Politik mit dekadenter Emotionalität. Drittens ..."
    Es gab vierhundertzwei Anklagepunkte, aber kein einziger davon wurde durch ein Gesetz gedeckt, das zu Rhodans
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