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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand
Autoren: Deborah Crombie
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Gegenstand sei - nicht etwa ein Becher oder ein Kelch -, sondern ein existenzieller Zustand der Transzendenz, der durch Riten und Gebete erlangt werden kann. Dieser Choral, für den die Mönche der Abtei ihr Leben hinzugeben bereit waren und für den Edmund alles getan hat, um ihn für künftige Generationen zu bewahren, ist ein Teil dieses rituellen Komplexes.
      Ich war hier.« Sie drehte sich zu den anderen um. »Am Tag meines Unfalls. Jetzt erinnere ich mich. Ich habe alles gesehen, und ich hatte das Gefühl, vor Glück schier platzen zu müssen.«
      »Und danach?«, fragte Duncan.
      Sie runzelte die Stirn. »Ich bin - ich glaube, ich bin ins Galatea gegangen. Dann fuhr ich mit dem Rad nach Pilton, um einen Kondolenzbesuch zu machen - das weiß ich von Suzanne. Und dann« - die Szene blitzte vor ihrem inneren Auge auf: das grün schimmernde Laub, das Glitzern des Wassers -, »natürlich! - ich habe unterwegs bei Simon vorbeigeschaut. Wir haben im Garten seines Häuschens am Fluss Tee getrunken. Aber warum hat er das nicht gesagt, als ich mich nicht erinnern konnte?«
      »Simon wohnt an einem Fluss, und niemand hat es für nötig gehalten, das zu erwähnen?« Gemma tauschte einen entgeisterten Blick mit Kincaid aus.
      Nick sagte: »Aber Jack wollte doch zu -«
      Duncan brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Steigen wir wieder ein, okay?«
      Er trat zur Seite, um mit seinem Handy einen Anruf zu machen. Nach einigen Sekunden drückte er unter frustriertem Gemurmel wieder auf die Taste und setzte sich zu den anderen ins Auto. »Jack geht nicht ans Telefon. Winnie, sag uns doch, wie wir zu Simon Fitzstephens Haus kommen.«
      Im Vorbeifahren erblickte Kincaid kurz den Turm der mittelalterlichen Kirche, dann wies ihn Nick an, nach links in eine steil abfallende Seitenstraße einzubiegen, die nach knapp hundert Metern endete. Jacks blauer Volvo parkte am Straßenrand kurz hinter dem Haus, das Nick und Winnie ihm als das von Simon Fitzstephen bezeichneten.
      Während Kincaid den Escort hinter Jacks Wagen parkte, sagte er sich, dass Jack nicht wirklich in Gefahr war; es war vielmehr Winnie, die bedroht schien. Er überlegte hin und her, ob er darauf bestehen sollte, dass sie bei Nick blieb, oder ob er sie besser nicht aus den Augen lassen sollte, und entschied sich für Letzteres.
      Die feuchten Zweige einer Trauerweide streiften sein Gesicht, als er ausstieg, und in der Dunkelheit klang das Rauschen des Baches wie ein Tosen.
      Kincaid klingelte, öffnete aber gleich danach die Tür und rief »Hallo«, da er Fitzstephen keine Gelegenheit zu einer überstürzten Reaktion geben wollte - obschon es keinen Grund gab, weshalb der Mann plötzlich hätte in Panik geraten sollen. Schließlich war er in den vergangenen Tagen seelenruhig in Jacks Haus ein und aus gegangen; er war offenbar zu dem Schluss gekommen, dass Winnie sich an keine lästigen Einzelheiten mehr erinnern würde.
      Fitzstephen erschien in der Diele; als er sie alle vor seiner Haustür erblickte, hob er überrascht die Hände. »Was ist denn das - ein Komitee? Jack, sieh mal, wer gekommen ist.« Sein asketisches Gesicht war leicht gerötet, sein Haar noch zerzauster als sonst. »Das ist ja eine wunderbare Überraschung. Kommt rein, kommt rein.«
      »Winnie! Was machst du denn hier, Schatz?«, rief Jack.
      »Setzt euch doch«, sagte Simon. »Jack und ich haben gerade mit einem Glas Scotch angestoßen, vielleicht möchtet ihr ja auch einen.«
      Das Manuskript des Chorals lag aufgeschlagen auf dem Wohnzimmertisch, daneben standen ihre Whiskygläser.
      »Wir sind nicht gekommen, um zu feiern, Simon. Es gibt da ein paar Dinge, über die wir uns unterhalten müssen.«
      »Ach?«
      »Alle sind sehr schnell damit bei der Hand gewesen, Winnies Unfall und den Mord an Garnet Todd Andrew Catesby anzulasten«, fuhr Kincaid fort. »Eine bequeme Lösung, wenigstens so lange, bis er sich wieder selbst verteidigen kann.«
      »Wenn ich eines genau weiß, dann ist es, dass Andrew niemals versucht hätte, mir wehzutun«, sagte Winnie.
      »Nein«, stimmte Kincaid ihr zu. »Das kann ich auch nicht glauben. Ich glaube noch nicht einmal, dass dein Unfall oder Garnets Tod irgendetwas mit Andrew oder mit Faith zu tun hatte. Ich glaube, es ging um etwas völlig anderes.«
      Simon setzte sich und griff nach seinem Glas. »Winifreds Unfall war sicherlich nichts weiter als das - eben ein Unfall«, bemerkte er
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