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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand
Autoren: Deborah Crombie
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Tatsache, dass Andrews Alibi für die Zeit von Winnies Unfall sich bestätigt hat. Und wenn er bereit war, Faith zu töten, um zu verhindern, dass seine Schwester von der Affäre erfuhr, warum hätte er dann versuchen sollen, Winnie etwas anzutun?«
      Gemma dachte eine Weile nach. »Andrew muss die Affäre mit Faith angefangen haben, nachdem Winnie Jack kennen gelernt hatte, vielleicht eine emotionale Verzweiflungstat. Als er erfuhr, dass Faith schwanger war, ließ er sie fallen und nahm ihr das Versprechen ab, niemandem davon zu erzählen. Welch eine furchtbare Ironie, dass Faith durch seine Zurückweisung dazu getrieben wurde, von zu Hause wegzugehen, woraufhin sie sich mit seiner Schwester anfreundete.«
      »Wenn sein Motiv für den Mord an Garnet gewesen sein soll, sie daran zu hindern, Winnie sein Geheimnis zu verraten, warum hätte er dann Garnet an dem Abend nach Winnies Unfall töten sollen, wo er doch nicht wissen konnte, ob Winnie je das Bewusstsein wiedererlangen würde? Und das würde auch nicht erklären, wieso Garnet ertrunken ist.«
      »Badewanne? Küchenspüle?«, riet Gemma.
      »Und hinterher hat er dann sauber aufgeräumt, ohne eine Spur zu hinterlassen? Möglich wäre es. Aber irgendetwas stimmt da nicht. Gemma, was ist heute Abend dort oben auf dem Tor passiert? War da irgendetwas -« Kincaid brach ab, als die Tür zur Intensivstation aufging.
      Winnie kam heraus und setzte sich neben Gemma. Sie sah erschöpft und mitgenommen aus, und sie schloss für kurze Zeit die Augen, wie um neue Kräfte zu sammeln.
      »Wie geht es ihm?«, fragte Gemma.
      »Den Umständen entsprechend gut, wie der Arzt sich ausdrückt. Es ist noch zu früh, um sagen zu können, ob die Schwellung wiederkehren wird, aber sie denken, dass die Aussichten gut sind.«
      »Ist er bei Bewusstsein? Hat er -«
      »Nein.« Winnies Augen füllten sich mit Tränen. »Nein, er hat mir nichts gesagt.«
      Sie fuhren schweigend nach Glastonbury zurück. Winnie sah zu Nick und überlegte, ob es wohl Loyalität gegenüber Andrew gewesen war, die Faith so unzugänglich für Nicks stürmische Avancen gemacht hatte. Vielleicht würde sie nun in der Lage sein, diesen jungen Mann so zu sehen, wie er wirklich war.
      »Faith!«, rief sie plötzlich. »Ich hatte ganz vergessen zu fragen. Geht es ihr gut? Und dem Baby auch?«
      »Es geht ihr gut«, antwortete Gemma. »Und das Baby ist ganz süß. Faith hat es Bridget genannt.«
      »Die heilige Brigida«, sagte Winnie leise. Es war ein guter und passender Name. Meine Nichte, stellte sie zum ersten Mal fest, und das ließ die Tränen fließen, die sie bisher zurückgehalten hatte. Sie ließ sie ungehindert über ihre Wangen strömen, und die salzigen Tropfen auf ihre Lippen schmeckten wie Blut. Etwas Gutes hatte das Ganze am Ende gehabt, und der Gedanke spendete Trost.
      Doch als sie die Brücke über den Brue überquerten, sagte sie unvermittelt: »Ich möchte zur Abtei fahren.«
      »Aber die ist doch geschlossen«, wandte Nick ein.
      »Dann bringt mich zum Eingang in der Silver Street. Bitte. Ich kann es nicht erklären -«
      Duncan sah sie über die Schulter an. »Ist schon in Ordnung. Sag mir nur, wo ich hinfahren soll.«
      »An den Assembly Rooms in der High Street vorbei. Dann geht es rechts ab.«
      Das Tor am Ende der Silver Street war verschlossen, aber da es aus Schmiedeeisen war, war dies die einzige Stelle, von der aus man das Gelände der Abtei frei einsehen konnte. Duncan parkte neben ein paar Mülltonnen, und Winnie sprang schon heraus, bevor der Wagen ganz zum Stillstand gekommen war.
      Sie stand vor dem Tor und schaute durch die Gitterstäbe, die Wolken hatten sich verzogen, und im Mondlicht fiel der Schatten der Kirchenruinen auf den Rasen. Warum war sie hierher gekommen? Was hatte sie mit solcher Macht herbeigerufen?
      Sie schloss die Augen und erblickte eine andere Vision. Sie hatte dort im Sonnenschein gestanden, unter den großen steinernen Bögen der Querschiffe, und sie hatte die Musik gehört, die ringsumher aufgestiegen war. Der Choral... sie hatte den Choral gehört, und sie hatte ihn als das erkannt, was er war. Das Hochgefühl der Begeisterung und die Gewissheit, die sie empfunden hatte, erfüllten sie von neuem.
      Ohne sich umzuwenden, sagte sie: »Unter den zahlreichen Gralsmythen, die seit Jahrhunderten mit der Geschichte Glastonburys verwoben sind, gibt es eine Legende, die besagt, dass der Gral kein
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