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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand
Autoren: Deborah Crombie
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Tages. »Vielleicht ist es ja ganz gut, dass es so gekommen ist und nicht anders. Dankbarkeit ist auch eine Last, und Sie können froh sein, dass diese Last nicht zwischen Ihnen beiden steht. Sie können jetzt ganz von vorne anfangen.«
      »Ich wollte, es wäre so«, sagte Nick leise. Er sah niedergeschlagen aus, und Gemma erinnerte sich an das, was sie über seine Vergangenheit in Erfahrung gebracht hatte.
      »Werden sie uns zu ihr lassen?«, fragte sie.
      »Ich werde mal nachfragen.« Kincaid ging zur Information und beugte sich über die Theke, um mit der dunkelhaarigen Krankenschwester zu sprechen. Gemma sah, wie er sein effektivstes Lächeln spielen ließ; dann kam er zu ihnen zurück.
      »Nur einer von uns für fünf Minuten, und das ist eine Sondergenehmigung, wohlgemerkt. Geh du rein, Gemma, ich bleibe bei Nick.«
      Sie öffnete vorsichtig die Tür. Das Mädchen lag mit geschlossenen Augen in ihrem Krankenhausbett; ihre dunklen Wimpern warfen Schatten auf die Wangen. Das Baby lag neben ihr in einem Bettchen, nur der flauschige Haarschopf schaute unter der Teddybärendecke hervor.
      Gemma wollte sich eben abwenden, da sie Faith nicht aufwecken wollte, als das Mädchen die Augen aufschlug. Gemma trat an ihr Bett und flüsterte: »Sie ist wunderhübsch. Weißt du schon, wie du sie nennen willst?«
      »Bridget.«
      »Bridget... war das nicht eine Heilige aus dieser Gegend?«
      »Andrew... er mochte die Geschichte von St. Bridgets Kapelle in Beckery - dass allen, die durch die Öffnung kriechen, ihre Sünden vergeben werden...«
      »Der Name passt zu ihr«, sagte Gemma leise. »Und du warst sehr tapfer, weißt du das?«
      »Wirklich? Ich hatte solche Angst. Ich wusste ja nicht -«
      »Das kannst du auch nicht, solange du es nicht selbst durchgemacht hast. Das Gute daran ist, dass man es schnell vergisst.« Gemma lächelte. »Jetzt musst du dich aber ausruhen -«
      »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Wären Sie nicht... Garnet hat gewusst, was passieren würde, nicht wahr? Auf dem Tor. Glauben Sie, dass sie irgendwie auch über Andrew Bescheid gewusst hat?«
      »Ich glaube, dass Garnet dich geliebt hat«, sagte Gemma mit sanfter Stimme, »und das ist das Einzige, was zählt.«
     
    Andrew war auf dem schnellsten Wege in den OP gebracht worden; dort hatte man die durch die Schläge auf seine Schläfe verursachte Blutung mittels eines chirurgischen Eingriffs abgeleitet, um den Druck auf sein Gehirn zu senken. Jetzt, so hatte der Arzt Winnie mitgeteilt, konnte man nur noch abwarten.
      Sie hatte darauf bestanden, dass Jack in Glastonbury blieb. Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schien eine geringe Buße angesichts dessen, was sie ihrem Bruder schuldig war. Wie hatte sie nur so blind sein können, so in sich selbst befangen, dass sie die Gefahr nicht erkannt hatte, in der er schwebte? Sie saß an Andrews Bett, und die Angst krampfte ihr das Herz zusammen - Angst um ihren Bruder und um sich selbst.
      Würde sie ihm seine Tat vergeben können? Und was noch schwieriger war, würde sie die Kraft finden, ihn zu lieben, jetzt, da sie die Geheimnisse kannte, die er vor ihr verborgen hatte?
      Und wenn Andrew dies überlebte, würde er mit seinem eigenen furchtbaren Wissen leben können?
      Er regte sich, seine Lider zuckten, und er öffnete die Augen. Zu ihrer großen Erleichterung erkannte er sie sofort und lächelte. Dann sah sie, wie der Schatten der wiederkehrenden Erinnerung über seine Augen fiel und wie ein Schauer des Entsetzens und der Scham ihn durchfuhr.
      »Andrew, es wird alles gut, das verspreche ich dir. Wir werden es gemeinsam schaffen.«
      Er wandte sein Gesicht ab.
     
    Gemma und Kincaid fanden den Wartebereich der Intensivstation wieder und setzten sich hin, um auf Winnie zu warten. Kincaid rutschte nervös hin und her, während er mit gerunzelter Stirn und abwesendem Blick einen farbenfrohen Druck an der Wand betrachtete.
      »Was hast du?«, bedrängte ihn Gemma. »Du denkst doch nicht, dass man Faith einen Vorwurf machen kann, weil sie Andrew verletzt hat -«
      »Natürlich nicht. Es ist nur so, dass Greely dazu neigt, den Fall als lückenlos abgeschlossen zu betrachten. Das ist praktisch für ihn, aber mir gefällt es nicht.«
      »Er geht davon aus, dass Garnet Andrew am Abend von Winnies Unfall auf der Straße gesehen und ihn später zur Rede gestellt hat.«
      »Genau. Und das würde auch wunderbar zusammenpassen - abgesehen von der
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