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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand
Autoren: Deborah Crombie
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in dem dick mit Mulch bedeckten Rosenbeet, wo sie gnadenlos die verwelkten Blüten abschnitt und durch die Arbeit ihr Unbehagen abzuschütteln suchte. Bald würde sie ins Haus gehen und letzte Hand an ihre Gemüsesuppe legen. Sie erwartete ihre Freundin Winnie Catesby zum Mittagessen.
      Es war eine sonderbare Freundschaft. Sie hatte die fundamentalen Glaubenssätze der christlichen Lehre nie akzeptieren können, und Winnie war eine anglikanische Geistliche, aber dennoch hatte Fiona ihre Verbindung mehr und mehr schätzen gelernt, seit sie Winnie vor einem Jahr bei einer Gemeinderatssitzung begegnet war. Winnie besaß die seltene Gabe, ihrem Gegenüber den Eindruck zu vermitteln, dass er oder sie ihre Aufmerksamkeit wirklich verdiente, und die Zeit, die sie mit ihr verbrachte, half Fiona, mit dem Kummer fertig zu werden, der ihre Lebensfreude schon so lange trübte.
      Nicht einmal ihr Mann konnte diesen Schmerz heilen, obwohl er ihr in anderer Beziehung so viel Freude schenkte. Sie setzte sich auf die von der Sonne angewärmte Erde, dachte daran, wie schön Bram gewesen war, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, und lächelte.
      Auch jetzt, obwohl seine einst goldenen Locken kurz geschnitten waren und sein Haar dünner geworden war, und trotz der unvermeidlichen leichten Erschlaffung seiner feinen Gesichtszüge, fand sie ihn noch unwiderstehlich.
      Welch ein Glück für sie, dass das Schicksal beschlossen hatte, sie beide wie gestrandete Pilger aus alten Zeiten zum ersten Pilton Festival zusammenzubringen - zum Glastonbury Fayre. Sie und Bram hatten in Glastonbury ihre Bestimmung gefunden, und sie mussten es nie bereuen. Bram verkaufte ihre ersten paar Bilder auf der Straße, und dann hatte der Erfolg es ihm ermöglicht, eine Galerie zu finden, die ihre Arbeiten ausstellte. Nicht lange darauf gehörte die Galerie schon ihm, und seither hatte er sich einen internationalen Kundenkreis erschlossen, nicht nur für ihre Arbeiten, sondern auch für die anderer Maler, deren er sich annahm.
      Sie hatten sich ein gutes Leben aufgebaut, Fiona und Bram, auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Anstrengungen und ihrer Liebe zueinander. Aber in ihren Träumen erkannte sie bisweilen dieses Leben als das zerbrechliche Ding, das es war, und dann riss die plötzliche Angst sie aus dem Schlaf.
     
    Unschlüssig stand Jack vor dem Gebäude der Glastonbury As-sembly Rooms, einem hässlichen würfelförmigen Block, der um 1860 zum Teil aus Steinen erbaut worden war, die vom Gelände der Abtei stammten. In der Abenddämmerung wirkte auch die Gasse, die von der High Street zu dem Gebäude führte, nicht sonderlich einnehmend - es roch nach Feuchtigkeit und Katzenurin, und die zerfetzten Überreste von Plakaten an den Türen bildeten eine triste Collage.
      Aber das Plakat, das für die Veranstaltung am heutigen Abend warb, hatte noch nicht unter den Verwüstungen von Zeit und Witterung gelitten. Simon Fitzstephens asketisches Gesicht war Jack vertraut - er hatte es oft genug auf den Schutzumschlägen von Fitzstephens Büchern gesehen, seit er damit begonnen hatte, in Nick Carlisles New-Age-Buchladen zu stöbern. Fitzstephen war ein anglikanischer Geistlicher, der sein Amt aufgegeben hatte, um sich ganz seinen Studien zu widmen, und seine Bücher gehörten zu den konservativeren im Angebot der Buchhandlung. Der Autor stammte aus der Gegend; er war eine anerkannte Autorität auf den Gebieten der frühen Kirchengeschichte und der Gralsmythologie. Was würde Fitzstephen wohl denken, fragte sich Jack, wenn er von der Korrespondenz wüsste, die er seit einigen Monaten mit einem toten Mönch führte?
      Wie ein Juwel gefasst in grüne Auen, so lag die Abtei da... eine Stadt, sich selbst genügend. Wir traten durch die östliche Pforte ein... die nicht mehr existiert... alles ist verschwunden.
      Mein Vater, stets ein gewitzter Geschäftsmann, wollte ein Maul weniger zu stopfen haben und dennoch die Abtei um seine Schenkung betrügen, denn ich war ein kränkliches Kind, und er sah voraus, dass ich das Mannesalter nicht erreichen würde. Meine Mutter jammerte und klagte, doch mein Vater wollte nicht auf sie hören...
      Der Abt segnete mich, legte mir die Hände aufs Haupt. Dann zogen sie mich aus, wuschen mich, legten mir den Habit aus rauem braunem Stoff an. Ich wurde Gott versprochen, doch ich wusste nichts...
      So lautete die heutige Aufzeichnung, die erste seit mehreren Wochen. Obwohl die seltsamen Mitteilungen schon
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