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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand
Autoren: Deborah Crombie
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ein und hatte das Glück, ein paar Häuser weiter vom Galatea einen Parkplatz zu finden. Sie lenkte den Fiat in die Lücke und ging die paar Schritte zum Café zurück. Bevor sie eintrat, warf sie einen Blick durchs Fenster.
      Die Eingangstür stand offen, um die frische Luft hereinzulassen. Jack saß an ihrem gewohnten Tisch etwas weiter hinten im Lokal und war in irgendeine Lektüre vertieft. Winnie nutzte die Gelegenheit, um ihn einen Augenblick ungestört anzusehen, und sie bemühte sich, ihn unvoreingenommen zu betrachten. Er war ein großer, stämmiger Mann mit einem blonden Haarschopf, markigen Gesichtszügen und einer Hakennase, und er hatte die durchdringendsten blauen Augen, die sie je gesehen hatte. Er hätte Rugbyspieler sein können - ganz bestimmt war er nicht der schmächtige Landpfarrer-Typ, den sie immer attraktiv gefunden hatte. Bei dem Gedanken musste sie lächeln, und genau in diesem Moment blickte Jack auf und entdeckte sie.
      Als sie am Tisch ankam, hatte er seine Papiere bereits beiseite geräumt. »War wohl ein langer Tag?«, meinte er und gab ihr einen raschen Kuss. »Du siehst ein bisschen kaputt aus. Ich habe uns schon mal Wein bestellt.«
      »Du bist ein Schatz«, entgegnete sie und ließ sich mit einem Seufzer auf ihren Stuhl sinken, während er ihr aus der Burgunderflasche einschenkte, die bereits entkorkt auf dem Tisch stand. »Es wurde heute ein bisschen mehr als sonst gezankt und gekabbelt in der Kapitelsitzung.«
      Jack betrachtete sie mit diesem intensiven Blick, der sie immer noch leicht aus der Fassung bringen konnte. »Das sehe ich. Du hast wieder diesen angespannten Ausdruck um die Augen herum.«
      Sie nahm einen Schluck von dem Wein, ließ ihn genüsslich über ihre Zunge rollen und deutete dann auf seine Aktentasche: »Arbeit?«
      »Mmmmmh«, antwortete er unbestimmt. »Hungrig?«
      »Wie ein Bär. Das macht die frische Luft.«
      »Erzähl mir nicht, dass du mit diesem schrecklichen Rad gekommen bist.«
      »Nein, leider nicht. Der Tag wäre ideal gewesen dafür, aber ich musste zu weit rausfahren.« Sie lagen in einer Art Dauerclinch wegen ihres Fahrrads, das er als eine Gefahr für Leib und Leben betrachtete. Aber sie liebte den alten Drahtesel, und nach ihrer Londoner Zeit genoss sie das Gefühl der Freiheit, wenn sie damit ihre täglichen Runden drehte. Es kam aber auch vor, dass das Wetter oder die Entfernungen, die sie zurücklegen musste, sie dazu zwangen, den praktischen kleinen Fiat zu benutzen, den man ihr als Dienstwagen zur Verfügung gestellt hatte. Jetzt funkelte sie ihn mit gespielter Empörung an. »Ich habe nicht die Absicht, darauf zu verzichten, ist das klar? Und wenn du noch so viel rumnörgelst.«
      »Dann sorgen wir besser mal dafür, dass du zu Kräften kommst«, erwiderte er spöttisch, während die Bedienung sich ihrem Tisch näherte.
      Beim Essen plauderten sie entspannt und erzählten einander, wie ihr Tag gewesen war, doch Winnie spürte schon bald, dass Jack nicht ganz bei der Sache war, wenn er sich auch Mühe gab, es zu verbergen. Während er wartete, bis sie fertig gegessen hatte, verfiel er in Schweigen, und sie wurde plötzlich von der Furcht gepackt, er könne ihrer überdrüssig sein und es nur nicht fertig bringen, es ihr zu sagen.
      Nun, wenn es so war, dann hatte es auch keinen Sinn, die Sache aufzuschieben, ermahnte sie sich. Sie klammerte sich am Stiel ihres Weinglases fest und fragte ihn: »Jack, stimmt irgendwas nicht?«
      Er sah sie verblüfft an; sein Blick wanderte zu der Aktenmappe, die er auf dem Tisch hatte liegen lassen. Er runzelte die Stirn. Nachdem er noch einen Augenblick gezögert hatte, antwortete er: »Nein. Ja. Ich weiß nicht. Es gibt da etwas, was ich dir noch nicht gesagt habe.«
      Winnies Herz krampfte sich zusammen; sie machte sich auf das Schlimmste gefasst.
      Jack jedoch schien ihr Unbehagen nicht zu bemerken. »In den letzten Monaten ist etwas ganz Merkwürdiges mit mir passiert, Winnie, und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich habe dir nichts davon gesagt, weil... nun ja, ich befürchtete, du würdest mich für ein bisschen übergeschnappt halten. Und ich hatte auch das Gefühl, wenn ich dir davon erzählte, dann würde das der Sache eine Glaubwürdigkeit verleihen, die ich ihr nicht zubilligen wollte.«
      »Wovon redest du überhaupt?«, fragte Winnie, die jetzt vollkommen verwirrt war.
      »Ich schätze, du bekommst so allerhand verqueres Zeug zu
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