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0683 - Monster aus dem Schlaf

0683 - Monster aus dem Schlaf

Titel: 0683 - Monster aus dem Schlaf
Autoren: Claudia Kern
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steckten im Fußboden. Der Wind, der durch das zerstörte Küchenfenster hineinblies, wehte Kinderzeichnungen vom Tisch auf den Boden.
    Worum lässt es uns nicht in Ruhe?, dachte Catherine verzweifelt. Was haben wir denn getan ?
    Erschöpft lehnte sie sich gegen den Tisch. Sie wusste, dass es nicht mehr lange so weitergehen konnte. Die Hausverwaltung war bereits darauf aufmerksam geworden, dass es in der kleinen Wohnung seltsame Dinge vor sich gingen, und das zerstörte Fenster war nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Rauswurf.
    Außerdem hatte irgendein neugieriger Nachbar das Jugendamt informiert, deren Sozialarbeiter sich mittlerweile die Klinke in die Hand gaben.
    Vor Jahren war Catherine wegen Drogenmissbrauchs aufgefallen und seitdem stand sie anscheinend auf einer Liste, denn von ihren Kindern wusste sie, dass die Lehrer regelmäßig nach Spuren von Misshandlungen suchten und die beiden Jungen ausfragten. Dabei war sie längst clean, aber der Makel der Rabenmutter haftete an ihr wie ein schlechter Geruch, den sie einfach nicht loswurde.
    Manchmal hatte Catherine den Eindruck, als warte das Jugendamt nur darauf, ihr die Kinder wegnehmen zu können.
    Und Vorfälle wie dieser waren nicht gerade geeignet, die Situation zu entschärfen. Die Nachbarn hörten nur den Lärm oder registrierten anschließend das Chaos. Wie es zustande kam, das wußten sie natürlich nicht, weil sie nicht unmittelbar dabei waren und es beobachten konnten. Und so spekulierten sie eben…
    »Mom«, unterbrach der neunjährige David ihre Gedanken. »Mach dir keine Sorgen. Wenn wir niemandem etwas erzählen, kann uns auch keiner abholen, oder?«
    Sein drei Jahre älterer Bruder nickte, und Catherine zwang sich zu einem Lächeln. »Natürlich nicht. Zusammen kriegen wir das schon hin.«
    Als ob es auf das Erzählen oder Nichterzählen ankäme… Menschen glauben doch nur, was sie glauben wollen…
    Es klopfte an der Wohnungstür. Alle drei zuckten zusammen.
    Das ging ja schnell, dachte Catherine resignierend. Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Söhne, die in ihren Schuluniformen sauber und gekämmt im Raum standen. Sah man einmal von den in den Wänden steckenden Messern ab, wirkte die Szene wie ein ganz normaler Morgen bei einer ganz normalen Familie.
    Catherine strich ihre Bluse glatt und ging durch die schmale Diele zur Wohnungstür. Ihre Kinder folgten ihr neugierig. Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, dann entriegelte sie die vier verschiedenen Schlösser und zog die Tür auf.
    Vor ihr, direkt hinter dem schmiedeeisernen Gitter, das für zusätzliche Sicherheit sorgte, standen ein hochgewachsener, dunkelblonder Mann und eine etwas kleinere, gut aussehende Frau, die Catherine spontan um ihre Figur beneidete..
    »Polizei oder Jugendamt?«, fragte sie knapp.
    »Weder noch«, entgegnete der Mann freundlich, wenn auch etwas irritiert. Catherine bemerkte, dass er mit einem leichten amerikanischen Akzent sprach. »Wir sind hier…«
    »…am falschen Ort«, unterbrach sie ihn. »Egal, was Sie zu verkaufen haben, ich bin nicht interessiert. Auf Wiedersehen.«
    Sie schlug die Tür zu.
    »Sie irren sich«, fuhr die dumpfe Stimme des Fremden hinter dem Sperrholz fort. »Wir sind hier, um Ihnen und Ihren Kindern zu helfen.«
    Wie alle anderen, dachte Catherine verbittert. Egal, ob Sozialarbeiter, Jugendamt oder Polizei, alle behaupteten, ihr helfen zu wollen. Dabei ging es ihnen doch nur darum, Aktenvermerke anzulegen und die kleine Familie in ein Raster zu pressen, das mit ihren Vorschriften übereinstimmte. Nur wie sollte sie den Beamten, die nach ihrer Schicht in ihre geordneten Vorstädte zurückkehrten, erklären, dass in ihrer Wohnung Messer durch die Luft flogen? Niemand hätte ihr geglaubt.
    Sie konnte es den Leuten nicht einmal verdenken. Wenn ihr jemand solche haarsträubenden Geschichten erzählte, würde sie es auch nicht glauben. Ganz einfach, weil es dafür keine rationale Erklärung gab.
    Catherine allerdings brauchte es nicht zu glauben. Sie wusste es. Weil sie es sah.
    Der Teufelskreis, in dem sie sich befand, stand plötzlich klar vor Catherines Augen. Die unheimlichen Vorgänge alarmierten die Nachbarn und Behörden, ließen sie das Schlimmste befürchten. Catherine konnte sie nicht vom Gegenteil überzeugen, da sie nicht erklären konnte, was sich in ihrer Wohnung abspielte. Ihr Schweigen brachte sie immer mehr ins Abseits und steigerte das Misstrauen ihrer Umgebung. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis man ihr
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