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0683 - Monster aus dem Schlaf

0683 - Monster aus dem Schlaf

Titel: 0683 - Monster aus dem Schlaf
Autoren: Claudia Kern
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Traum endete.
    Lautes Rufen riss ihn aus dem Schlaf. »Frühstück ist fertig!«
    Er rieb sich müde die Augen. »Schon unterwegs, Mom.«
    Der Traum war vergessen.
    ***
    Der Ford bog in eine schmale Straße ein. Auf der linken Seite drängten sich sogenannte »prefabs«, kleine, zweistöckige Reihenhäuser, deren Rohbau irgendwo vorgefertigt und auf billigste Weise hier än der Grenze zwischen den Stadtvierteln Whitechapel und Aldgate im Londoner East End zusammengesetzt worden war. Schmale Gärten, die von Steinmauern eingefasst waren und in denen zumeist nur Unkraut wucherte, vervollständigten das Bild.
    Ein Stück weiter entlang der Straße lösten düstere, graue Wohnblocks die Reihenhäuser ab. Die Fenster in den unteren Etagen waren vergittert, die Fassaden bedeckt von Hakenkreuz-Graffiti und Hassparolen.
    Die rechte Straßenseite wurde von einem rund zwanzig Stock hohen Haus beherrscht, auf dessen übergroßem Parkplatz Kinder zwischen ausgeschlachteten Autos spielten. Zumeist dunkelhäutige Männer standen in kleinen Gruppen in der warmen Morgensonne und tranken Dosenbier.
    Nur die Obdachlosen, die im West End ebenso zum Straßenbild gehörten wie schwarze Taxen, waren hier nicht zu sehen. Sie wussten, dass es in den ›Projects‹, wie die Sozialwohnungs-Ghettos euphemisch genannt wurden, nichts für sie zu holen gab. Wer in diesen Gegenden lebte, hatte nichts zu verschenken.
    »Hübsch hier«, sagte Zamorra ironisch und stoppte den Mietwagen.
    Am Flughafen Heathrow hatte er sich noch darüber beschwert, dass kein Autoverleiher etwas Besseres als Mittelklassewagen im Angebot hatte. Nicht einmal bei Vorausreservierung.
    Er hatte schon den Verdacht gehegt, aber nicht auszusprechen riskiert, dass er auf einer Art ›schwarzer Liste‹ der internationalen Autovermieter stand - immerhin waren vor einigen Jahren im Verlauf einiger Abenteuer überall in der Welt etliche ziemlich teure Wagen zu Schrott geworden. Was trotz Vollkasko für die Verleihfirmen nicht gerade angenehm war.
    Vor ein paar Jahren noch hatte er in London damit ohnehin keine Probleme gehabt; damals wurde sein in England stationierter Mercedes 560 SEL in London von der dortigen Filiale des Möbius-Konzerns gewartet und bereitgehalten. Aber seit es im Beaminster-Cottage, Zamorras britischem Wohnsitz in der Grafschaft Dorset, Regenbogenblumen gab und er, wenn er ins Cottage wollte, mit ein paar Schritten und mit Hilfe dieser Teleport-Blumen vor Ort sein konnte, statt zu fliegen und dann von London aus zu fahren, war der Wagen eben im Cottage stationiert.
    Was nun, da Zamorra ausnahmsweise wieder mal in London selbst zu tun hatte, sich als Mobilitäts-Engpass erwies.
    Jetzt, in dieser nicht gerade heimelig wirkenden Umgebung und angesichts der teilweise nur noch fragmentarisch vorhandenden anderen Vehikel, war er jedoch froh über den relativ unauffälligen Ford Mondeo.
    Sich an dem zu vergreifen, war für Autoknacker, Diebe oder professionelle Lackzerkratzer weit weniger ehrenvoll, als an einem Luxusfahrzeug Beschädigungen oder partielle bis totale Eigentumsveränderungen vorzunehmen.
    Also gab man sich bescheidener als gewohnt und übte sich im klassischbritischen Understatement.
    Aber wenn man ohnehin schon die wohlverdiente Ruhe im Château Montagne in Frankreichs beschaulichem südlichen Loire-Tail aufgeben musste, um sich um unangenehme Dinge zu kümmern, kam es darauf sicher auch nicht mehr an.
    Nach den jüngsten Ereignissen in Italien um den Kobra-Kult des toten Schlangendämons Ssacah, in deren Verlauf nun auch Ssacahs ehrgeiziger Hohepriester, Commander Nick Bishop, das Zeitliche gesegnet hatte, dachte Zamorra eigentlich an ein paar gemütliche Stunden der Erholung, die ruhig Tage oder Wochen dauern konnten - arbeitsträchtige Beschäftigung gab es trotzdem noch zuhauf. [1]
    Aber dazu kam es bedauerlicherweise nicht.
    Denn seit über einer Woche trafen im heimatlichen Château Montagne anonyme, englischsprachige E-Mails ein. Anfangs hatten Zamorra und Nicole noch an einen dummen Scherz geglaubt, als der unbekannte Verfasser von verbogenen Löffeln und merkwürdigen Geräuschen berichtete, aber in den letzten Tagen hatte sich der Tonfall seiner E-Mails verändert. Sie klangen mit jedem Mal verzweifelter, dringender.
    Auch die Phänomene, die er beschrieb, schienen bedrohlicher zu werden.
    Am gestrigen Nachmittag war dann die bislang letzte E-Mail eingetroffen. Bite helfen sie mir, stand darin in gewohnt schlechter Rechtschreibung, ich
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