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0683 - Monster aus dem Schlaf

0683 - Monster aus dem Schlaf

Titel: 0683 - Monster aus dem Schlaf
Autoren: Claudia Kern
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die Kinder wegnahm.
    Draußen im Hausflur redete der Mann weiter auf sie ein, versuchte, sie dazu zu bringen, die Tür zu öffnen und mit ihm zu reden. Seine ruhige Stimme war wie ein Katalysator, der Catherines Wut, ihren Frust und die Verbitterung über die eigene Hilflosigkeit an die Oberfläche spülte.
    »Haut doch endlich ab!«, schrie Catherine so unvermittelt, dass ihre Kinder erschrocken zusammenfuhren. »Lasst uns in Ruhe! Verschwindet!«
    In unzusammenhängenden Satzfetzen schrie sie ihre Angst hinaus. Sie wusste, dass sie wie eine Geisteskranke klingen musste, aber in diesem Moment war ihr das egal.
    Irgendwann hörte Catherine, wie sich die Schritte der beiden Fremden entfernten. Sie verstummte und lehnte sich erschöpft gegen die Tür. Auch wenn sie sich mit ihrem Ausbruch die letzten Sympathien verscherzt hatte, die Sie in diesem Haus noch besaß, zumindest fühlte sie sich jetzt ein wenig besser.
    »Chris, David«, sagte sie heiser zu ihren verstört im Flur stehenden Söhnen. »Es ist Zeit für die Schule. Ihr wollt doch nicht zu spät kommen.«
    An die beiden Fremden verschwendete sie keinen Gedanken mehr.
    ***
    »Hab ich was Falsches gesagt?«, fragte Zamorra, als sich die Türen des Fahrstuhls schlossen.
    Nicole hob die Schultern und drückte auf den Knopf, der sie hoffentlich ins Erdgeschoss bringen würde. Ansonsten bemühte sie sich, in der nach Urin und Schweiß stinkenden Kabine möglichst nichts zu berühren.
    »Keine Ahnung. Ich konnte weder bei ihr noch bei den Kindern viel erkennen. Dafür habe ich sie nicht lang genug gesehen. Außer Angst habe ich nichts wahrgenommen. Was ist mit dem Amulett? Hat es reagiert?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Nein, es hat sich nicht erwärmt.«
    Das Amulett war eine der wirksamsten Waffen, die ihnen gegen Dämonen und andere schwarzmagische Geschöpfe zur Verfügung standen. Auf Schwarze Magie reagierte die Metallscheibe mit den nach all den Jahren immer noch unenträtselten Hieroglyphen, indem sie sich leicht erwärmte.
    Nicole hatte versucht, die Frau telepathisch zu sondieren, aber ihre Telepathie war nicht sonderlich stark ausgeprägt. Um die Gedanken einer Person lesen zu können, musste sie diese unmittelbar sehen können und durfte nicht zu weit von ihr entfernt sein. In diesem speziellen Fall hatte das Sehen nicht lange genug gedauert, um sich überhaupt auf sie einstellen zu können.
    Normalerweise spionierte Nicole nicht in den Gedanken anderer Menschen. Kein Telepath, der noch alle sieben Sinne beisammen hatte, tat das- oft waren die seelischen Abgründe, auf die man nebenher stieß, zu tief, um ertragen werden zu können.
    Hier aber war sie sicher, dass es nötig war, um die Situation besser einschätzen zu können. Also hatte sie mental zu tasten versucht. Aber mehr als die Oberfläche der Gedankenwelt hatte sie nicht erfaßt, und diese Oberfläche war nichtssagend.
    »Wie alt würdest du die Kinder schätzen?«, fragte Zamorra.
    Seine Gefährtin rief sich deren Aussehen ins Gedächtnis und dachte einen Moment nach:
    »Der jüngere war vielleicht acht oder neun, der ältere zwölf, möglicherweise dreizehn«, schätzte sie.
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich.
    »Damit hätte der Große genau das richtige Alter«, sagte der Parapsychologe leise, als sie aus der Kabine in die Eingangshalle traten.
    Er winkte dem Wachmann kurz zu. »Alles in Ordnung da oben.«
    »Die Pubertät setzt ein«, fuhr Zamorra fort, als der Schwarze zurückwinkte und sich wieder seinen Monitoren widmete. »Hormone werden ausgeschüttet. Alles verändert sich. Nimm dazu noch die angespannte soziale Lage in dieser Gegend und mögliche schulische Probleme, und du hast alle Voraussetzungen für ein Poltergeist-Phänomen.«
    »Sollte der Junge unser Briefschreiber sein, dann hat er zumindest Probleme im Englisch-Unterricht«, stimmte Nicole zu, als sie das Haus verließen und zum Wagen gingen. Überrascht bemerkte sie, dass die Alarmanlage in ihrer Abwesenheit nicht ausgelöst worden war. Wenn man die Umgebung betrachtete, grenzte das fast schon an ein Wunder.
    Die Dämonenjägerin lehnte sich gegen die Beifahrertür.
    Sie wusste: Die meisten Poltergeist-Phänomene fanden in Häusern statt, in denen pubertierende Jugendliche lebten. Unter Parapsychologen galt es als sicher, dass der Sprung in die Pubertät mit all seinen Veränderungen der Auslöser für telekinetische Kräfte sein konnte. Besonders introvertierte oder schüchterne Jugendliche wurden so zum Opfer ihrer
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