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0683 - Monster aus dem Schlaf

0683 - Monster aus dem Schlaf

Titel: 0683 - Monster aus dem Schlaf
Autoren: Claudia Kern
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eigenen Angst, die sich auf diese Weise unterbewusst entlud.
    Es war durchaus vorstellbar, dass der Junge im Zentrum der Zerstörungen stand.
    »Das würde auch erklären, warum er sich an uns gewandt hat«, fasste Nicole ihre Gedanken in Worte. »Er ahnt, dass er der Auslöser ist, weiß aber nicht, was er dagegen unternehmen soll.«
    Zamorra schloss den Wagen auf und stieg ein.
    »Genau«, sagte er, während sie beide die Sicherheitsgurte anlegten. »Vermutlich hat er wochenlang das Internet durchsucht, bevor er irgendwie auf unsere Adresse gestoßen ist. Nur, wieso nennt er uns dann nicht seinen Namen und riskiert, dass wir ihn in diesem Hochhaus nicht finden?«
    »Ihn hat wohl der Mut verlassen. Ich würde allerdings zu gern wissen… - Sieh mal, wer da ist«, unterbrach sich Nicole.
    Zamorra folgte ihrem Blick und entdeckte die beiden Jungen, die gerade das Haus verließen und mit gesenktem Kopf die Straße entlanggingen. In ihren sauberen, dunkelblauen Schuluniformen wirkten sie in dieser heruntergekommenen Gegend merkwürdig deplatziert.
    Vielleicht sind sie ja ohne ihre Mutter etwas aufgeschlossener, dachte der Parapsychologe.
    »Wir sollten ihnen folgen«, sagte auch Nicole und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. »Wenn unsere Theorie stimmt, dann wird zumindest einer der beiden ziemlich froh darüber sein, uns zu sehen.«
    Im Rückspiegel sah Zamorra, wie die Kinder in eine größere Straße einbogen und so aus seinem Sichtfeld verschwanden. Er startete den Wagen, drehte und fuhr langsam auf die Hauptstraße zu, über die gerade mehrere rote und grüne Doppeldeckerbusse donnerten. [2]
    Hoffentlich fahren sie nicht mit dem Bus, durchfuhr es den Dämonenjäger. Auf vielen Londoner Straßen gibt es reine Busspuren, die von Normalbürger nicht benutzt werden dürfen. Da die Polizei eifrig darüber wacht, dass dieses Verbot auch eingehalten wird, ist es fast unmöglich, einen Bus zu verfolgen.
    Zamorra bog links in die Straße ein und sah zu seiner Erleichterung, dass die beiden Jungen an der Haltestelle vorbeigingen. Nach einigen Metern blieben sie stehen und begannen miteinander zu reden. Der Kleinere schien mit dem, was sein Bruder sagte, nicht einverstanden zu sein, denn er schüttelte mehrmals den Kopf. Der Größere redete weiter auf ihn ein und hielt den Kleinen an der Jacke fest, als der sich umdrehen wollte.
    »Was geht denn da vor?«, fragte sich der Parapsychologe und stoppte den Ford in einer Parklücke vor einem kleinen Supermarkt. Nicole antwortete nicht. Sie beobachtete konzentriert die beiden Kinder.
    »Sie sind zu weit weg«, sagte sie nach einem Moment enttäuscht. Sie konnte die Gedanken nicht wahrnehmen, lediglich schwache emotionale Schwingungen. »Ich spüre nur, dass der Kleinere sich Sorgen um seinen Bruder macht.«
    Der klopfte dem Kleinen gerade aufmunternd auf die Schulter, überquerte nach einem vorsichtigen Blick die Straße und verschwand in einer schmalen Gasse zwischen zwei Backsteinhäusern.
    Sein jüngerer Bruder sah ihm nach und blieb unsicher stehen. Dann drehte er sich um und ging langsam den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    »Die Schule scheint heute morgen für beide keine Option zu sein«, kommentierte Nicole die Szene.
    »Sieht so aus.«
    Zamorra öffnete die Wagentür. »Dass die beiden die Schule schwänzen, muss nicht unbedingt etwas mit dem Phänomen zu tun haben. Wir sollten uns aber trotzdem ansehen, was sie machen, wenn sie nicht zur Schule gehen. Folgst du dem Kleinen?«
    Nicole nickte. Im Zweifelsfall hatten die beiden nichts Schlimmeres vor, als heimlich ins Kino zu gehen oder sich bei Freunden zum Nintendo-Spielen zu treffen. Aber so lange sie nur diese eine dünne Theorie hatten, war es besser, sich das Umfeld der Familie genau anzusehen. Möglicherweise lagen die Dinge nicht ganz so einfach, wie es bisher den Anschein hatte.
    Die Dämonenjägerin folgte dem Jungen über die belebte Straße. Sie hatte beinahe ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken, einem Kind hinterher zu spionieren. Aber es gab wichtigere Bedenken.
    Der Junge bemerkte nicht, dass jemand jeden seiner Schritte beobachtete.
    Etwas anderes schon.
    ***
    Hätte der Geist einen Körper besessen, wäre dieser wohl in dem Moment, als Catherine Hale die Tür öffnete und den beiden Fremden entgegentrat, erschrocken aufgesprungen und hätte die Flucht ergriffen.
    Da er über diesen Vorzug der Sterblichen jedoch nicht verfügte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich im Geist des Kindes
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