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0665 - Die Gruft des Druiden

0665 - Die Gruft des Druiden

Titel: 0665 - Die Gruft des Druiden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seine Hand sich dem Blaster, als er sah, wie die Krieger sich in Bewegung setzten, um den Willen ihres Fürsten auszuführen.
    Im gleichen Moment hob Barrant die Hand.
    »Keine weise Entscheidung, Erster«, sagte er und deutete auf die Fläche rund um den großen, knorrigen Baum. »Dies ist heiliger Boden. Solange er ihn nicht verläßt, schützen ihn die Götter.«
    Die Krieger hielten sofort an.
    »Du hast recht, Druide«, sagte der Fürst. »Wir werden warten. Irgendwann wird er hungern und dürsten und den heiligen Boden verlassen müssen. Dann töten wir ihn.«
    »Könnte mir vielleicht endlich mal jemand zuhören?« verlangte Zamorra mit zunehmender Wut. Unwillkürlich machte er ein paar Schritte vorwärts - und kam dabei der Grenze des heiligen Bodens bedenklich nahe. Wie bedenklich, sah er, als die Krieger sofort ihre Waffen hoben.
    Schulterzuckend trat er wieder zurück.
    Barrant hob die Stimme und drehte sich einmal langsam um sich selbst, während er sprach.
    »Der Wille der Götter und des Ersten ist«, sagte er laut, »daß niemand den Geist des toten Torran beachtet, was immer auch tun mag. Es wird für jeden so sein, als gäbe es den Geist des toten Torran nicht. Nur so besteht Sicherheit vor seinem bösen Zauber, den er im Totenreich gewann und mit sich in die Welt der Lebenden brachte. Wisset, es ist nicht seine Schuld, daß dieser böse Zauber ihn nicht ruhen läßt. Er selbst ist nicht böse, er ist nur der Träger des Bösen. Ich sorge dafür, daß er Ruhe finden kann. Den anderen, den lauten Menschen in seinem fremden Gewand, der mit dem Geist des toten Torran zu uns kam, beachtet nicht, solange er sich auf heiligem Boden befindet. Verläßt er ihn, soll jeder ihn erschlagen, der ihm begegnet, gleich ob Mann, Frau oder Kind, ob Krieger, Freier, Bauer oder Knecht. So verkünden die Götter durch mich ihren Willen und den des Ersten.«
    Er wandte sich ab und schritt davon, vorbei an dem Fürsten und den Bewaffneten.
    Der Fürst betrachtete Zamorra und Torran noch einige Herzschläge lang, dann gab er seinen Männern ein Zeichen und zog sich mit ihnen ebenfalls zurück.
    Und das Leben in der befestigten Ansiedlung ging weiter.
    ***
    »Ich verstehe das nicht!« sagte Torran. »Wie können diese behaupten, ich sei tot? Wie kann Barrant es sagen? Ich lebe doch. Sie müssen es doch sehen. Er ist mein Schüler, ich habe ihn so vieles gelehrt… und nun…«
    Er schluckte.
    »Ich weiß es«, sagte er dann. »Ihm ist die Macht zu Kopfe gestiegen. Er will der Druide bleiben, nicht wieder der Schüler werden. Er will meine Rückkehr nicht. Aber ich werde ihn zur Rede stellen. Ich werde ihn…«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Nichts dergleichen wirst du tun, mon ami«, sagte er. Seine Hand schnellte vor, bekam den Druiden zu fassen, ehe er den Kreis des heiligen Bodens verlassen konnte. Im gleichen Moment, als er Torran berührte, sah er für einen Augenblick erneut Menkenberg vor sich, dann aber wieder den Druiden.
    »Überlege, Torran«, drängte er. »Denke nach. Du willst ihn zur Rede stellen? Wie denn? Er hört dich nicht an. Und du bist durch ihn hindurchgegangen. Hast du das nicht begriffen? Für ihn existierst du nicht. Für diese ganze Welt und Zeit existierst du nicht.«
    »Ich bin mit ihm zusammengeprallt«, sagte Menkenberg. »Du hast recht, ich bin durch ihn hindurchgegangen«, sagte Torran.
    Der Druide fuhr fort: »Aber ich verstehe nicht, wie das sein kann. Ich lebe doch wieder! Ich bin doch der, der ich immer war, und ich bin hier, wo ich lebte und wieder leben werde.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob dir das vergönnt sein wird«, zweifelte Zamorra.
    »Von einem Frevler muß ich mir das nicht sagen lassen!« fuhr der Druide auf.
    »Ich sag's dir zum letzten Mal: Ich bin kein Frevler. Sie alle, die du zu strafen versuchtest, sind keine Frevler.«
    »Sie schändeten die Gräber. Sogar meines versuchten sie zu schänden. Der, der mir seinen Körper schenkte, an erster Stelle. Er…«
    »Es ist anders«, sagte Zamorra. »Sie ehren das Andenken der Toten.«
    »Du bist ein Zauberer, aber einer ohne Verstand!« fuhr Torran ihn an.
    Zamorra lächelte. Es war bizarr. Da saß er hier in der Vergangenheit, gut zweieinhalbtausend vor seiner Zeit, und diskutierte mit dem Geist eines Toten über Grabschändung… als ob es nichts Wichtigeres gäbe! Zum Beispiel, wie er in die Gegenwart zurück konnte…
    »Vielleicht hörst du mir ja mal zu, Torran«, sagte Zamorra ruhig. »Laß mich reden. Danach bist
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