Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0665 - Die Gruft des Druiden

0665 - Die Gruft des Druiden

Titel: 0665 - Die Gruft des Druiden
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
konnte Barrant nicht verletzen.
    Obgleich er im Körper eines lebenden Menschen steckte, war er doch nur ein immaterieller Geist…
    »Hilf mir, Zamorra!« verlangte Torran. »Du mußt verhindern, daß er mich tötet. Du kannst es.«
    »Ich müßte den heiligen Boden verlassen«, sagte Zamorra. »Die Krieger würden mich erschlagen, ehe ich Barrant erreiche!«
    Barrant sah auf und nickte.
    »Dem ist so!« fügte einer der Bewaffneten hinzu.
    Es trug ihm einen strafenden Blick des jungen Druiden ein und die Bemerkung: »Sagte ich nicht, niemand soll beachten, was dieser Fremde sagt oder tut? Es sei denn, er verläßt den heiligen Boden?«
    »Du mußt mir helfen, Zamorra«, drängte Torran noch einmal. »Du hast mir schon einmal geholfen, indem du mich in meine Zeit zurückbrachtest. Hilf mir nur noch ein einziges Mal!«
    Zamorra schüttelte langsam den Kopf.
    »Du willst es nicht, weil ich das Todesurteil über dich gesprochen habe«, warf Torran ihm vor. »Du bist ein Rächer. Du denkst, warum soll ich leben, wenn du sterben mußt.«
    »Das ist es nicht«, sagte Zamorra.
    Er kämpfte mit sich. Alles in ihm drängte danach, zu verhindern, daß Barrant Torran auslöschte, und es sah danach aus, als habe er dafür genug von seinem einstigen Meister gelernt. Aber es war mehr als unvernünftig, einzugreifen.
    Sie befanden sich in einer Zeit, die nach dem körperlichen Tod jenes Fürsten, des Adeligen und des Druiden ablief, deren Gräber in der Gegenwart gefunden wurden. Irgendwie hatte Barrant recht: Torran war längst tot. Es war unlogisch, zu verhindern, daß Barrant seinem Meister den Seelenfrieden geben wollte. Zumal dadurch vielleicht Menkenberg wieder frei wurde.
    Frei, um mit der Todesrune am Hals zu sterben?
    Wie auch immer! Solange Zamorra lebte, sah er auch noch eine Chance.
    Ihm würde schon rechtzeitig etwas einfallen - hoffte er.
    Hinzu kam, daß er den heiligen Platz verlassen mußte, wenn er etwas für Torran tun wollte. Dann aber mußte er kämpfen. Er würde mit Sicherheit töten und verletzen müssen, um selbst zu überleben. Und damit würde er die Vergangenheit verändern. Mit möglicherweise katastrophalen Veränderungen in der Gegenwart.
    Das wollte er nur riskieren, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit mehr gab.
    Torran senkte den Kopf.
    Er kehrte zu Zamorra zurück.
    »Ich muß das hinnehmen«, sagte er. »Blut um Blut, Tod und Tod. Ich trage die Schuld an deinem Tod und an dem der anderen. Ich nehme die Schuld an meinem Tod von dir, Zauberer. Ich danke dir, daß ich vorher noch einmal meine Welt sehen durfte, auch wenn sie mich nicht mehr dulden will. Nimm dies hier an dich. Du bist zwar kein Druide, aber deine Macht ist groß. Du bist würdig, das Zeichen zu tragen. Trage es, bis dich mein Todesfluch ereilt, oder gib es vorher weiter an einen anderen, der würdig ist.«
    Er zog die Sichel hinter seiner Gürtelschnur hervor und reichte sie Zamorra.
    »Ich glaubte, richtig zu handeln, als ich fluchte und strafte«, fuhr Torran fort. »Ich wußte es nicht besser. Jetzt weiß ich es. Jetzt weiß ich auch, weshalb der Zauber mir entglitt und das Ungeheuer manifestierte: Es war falsch, was ich tat. Deshalb verlor ich die Kontrolle. Deshalb wirkte der Todeszauber schneller, als er es hätte tun dürfen. Das Ungeheuer, das in deiner Zeit wartet, ist das Böse, das aus mir kam. Ich weiß, daß dein Zorn zu groß ist, mir zu helfen. Aber ich bitte dich, mir zu verzeihen.«
    »Ich verzeihe dir«, sagte Zamorra, und es fiel ihm schwer angesichts der Todesdrohung. »Aber ich kann nur für mich sprechen. Ob die Seelen der anderen, die du getötet hast, dir verzeihen können - du wirst sie fragen müssen, wenn du ihnen in der anderen Welt, in die du gehen wirst, gegenüber trittst.«
    Torran nickte. »Stirb in Frieden -wenn du kannst.«
    Er selbst setzte sich auf den Boden.
    Zamorra hielt die goldene Sichel in der Hand, drehte sie unschlüssig hin und her. Fieberhaft überlegte er, ob er nicht doch noch irgend etwas tun konnte.
    Im gleichen Moment wurde Barrants Magie wirksam.
    Und Torran starb.
    ***
    Zamorra spürte, daß es diesmal endgültig war. Barrants Zauber verschaffte Torran tatsächlich die endgültige Ruhe. Die Druidenseele entfloh, und diesmal würde sie nicht auf die Erde zurückkehren. Vielleicht hatte auch das Gespräch mit Zamorra und die Einsicht Torrans dafür gesorgt, daß er seinen Seelenfrieden fand.
    Zamorra erschauerte.
    Es war geschehen, unwiderruflich. Torran existierte nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher