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0664 - Der Vampir von Denver

0664 - Der Vampir von Denver

Titel: 0664 - Der Vampir von Denver
Autoren: Claudia Kern
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verschwinden, bevor der ganze Berg auf uns fällt. Vertrau mir.«
    Sie nickte, aber er konnte sehen, daß sie nicht verstand, warum er so handelte. Wie auch, dachte er etwas hilflos, ich verstehe es ja selber nicht.
    Die Erde bebte ein weiteres Mal. Als wäre das ein Startschuß gewesen, zog Nicole ihre Hand aus Zamorras Griff und lief los. Der Dämonenjäger wollte ihr folgen, warf jedoch noch einen letzten Blick in die Höhle. Die Vampire standen einfach stumm vor ihm und machten keine Anstalten, sich in Sicherheit zu bringen.
    Der Staub wallte auf und ließ ihre Konturen verschwimmen. Zamorra glaubte zu sehen, wie Fu Long sich vor ihm verbeugte, aber er war sich nicht sicher. Ein zweiter Vampir trat neben den Chinesen und nahm ihn bei der Hand.
    Zamorra schluckte, als er die Gestalt erkannte. Es war Jin Mei.
    Der Dämonenjäger drehte sich wortlos um und lief durch den Staub und die herab prasselnden Felssplitter zum Ausgang.
    ***
    Vier Stunden später:
    »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, er hat dich hypnotisiert«, sagte Nicole frustriert.
    Zamorra hob nur müde die Schultern. Irgendwie hatte dieser ganze Fall in einem Fiasko geendet. Sie hatten Jin Mei nicht gerettet und Chinatown auch nicht von Kuang-shi befreit, zumindest, soweit sie das sagen konnten. Auf dem Rückweg -Nicole hatte ihrerseits den Taxifahrer nicht zurückgeschickt, sondern in halbwegs sicherer Distanz warten lassen - waren sie an der Lagerhalle vorbeigefahren und hatten sie völlig verlassen vorgefunden. Es gab keinen einzigen Anhaltspunkt, daß dort noch vor wenigen Stunden der Treffpunkt einer geheimen Sekte gewesen war.
    Zamorra ließ sich auf das breite Hotelbett fallen.
    »Weißt du noch, was Merlin vor einiger Zeit gesagt hat?« fragte er. »Menschen werden zu Dämonen und Dämonen zu Menschen?«
    Nicole nickte und setzte sich neben ihn. »Und du glaubst, daß Fu Long der erste Schritt dieser Prophezeiung ist?«
    Zamorra dachte an Asmodis, der schon vor Jahren der Hölle den Rücken gekehrt hatte und jetzt als Sid Amos teilweise recht menschliche Züge annahm. Vielleicht war auch der Ex-Höllenfürst von dieser Wandlung betroffen, die auf den Wechsel des Äons der Fische zu dem des Wassermanns zurückzuführen war.
    Vielleicht aber auch nicht. Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Möglicherweise. Zumindest hat er mir das Leben gerettet.«
    »Und Jin Mei zu einem Vampir gemacht«, hielt Nicole dagegen.
    Der Dämonenjäger seufzte. »Das ist der Schönheitsfehler in meiner Theorie. Fu Long hat zu mir gesagt, er habe schon lange kein Blut mehr getrunken. Hat er gelogen, oder hat sich etwas anderes abgespielt? Und wieso haben die Vampire nicht versucht, aus dem Bergwerk zu fliehen?«
    »Vielleicht hatten sie einen Fluchtweg, den wir nicht sehen konnten.«
    »Vielleicht…«, entgegnete Zamorra zweifelnd. »In jedem Fall sollten wir uns darauf einstellen, daß es in diesem neuen Zeitalter nicht mehr so leicht sein wird, gut und böse zu unterscheiden. Die Grenzen verschwimmen immer mehr.«
    Er bemerkte, daß Nicole damit begonnen hatte, sein Hemd zu öffnen, und lächelte. »Was hast du vor?« fragte er unschuldig.
    »Ich will feststellen, ob es in diesem neuen Zeitalter wenigstens noch möglich ist, Männer und Frauen zu unterscheiden. Ich bin zwar eigentlich zuversichtlich, aber sicher ist nun mal sicher.«
    Zamorra grinste und zog sie sanft zu sich herunter.
    Um sie herum erwachte Chinatown wie jeden Morgen zum Leben. Geschäfte wurden geöffnet, Kinder zur Schule gebracht und Marktstände aufgebaut. Es war ein ganz normaler Morgen nach einer ganz normalen Nacht…
    ***
    In seinem jadeverzierten Sarg seufzte Kuang-shi leise. Die Augenlider des mächtigsten Vampirs, der je den Erdball beschritten hatte, flatterten…
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 649 »Killer-Vampire«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 662 »Wächter der Knochengruft«
    [3] Siehe Professor Zamorra Nr. 184 »Der Kraken-Götze«
    [4] Siehe Professor Zamorra Nr. 663 »Die Höllen-Lady«
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