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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Havarie im Weltraum
    (DEATH WISH)
     
    Ned Lang
     
     
    Der Raumfrachter QUEEN DIERDRE war ein großes, wuchtig gebautes Schiff der Erde-Mars-Linie. Er flog die Strecke schon sehr lange und hatte bisher niemals Maschinenschaden oder gar Havarie erlitten. An und für sich hätte gerade diese Tatsache Ingenieur Watkins warnen sollen. Es war nämlich gerade Watkins, der bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit die These aufstellte, daß es nur zwei Arten von Maschinerie gäbe. Die eine würde nach und nach allmählich ausfallen, die andere fiele auf einen Schlag aus – endgültig.
    Watkins war klein und etwas korpulent. Er hatte ein rotes Gesicht und einen mächtigen Bart. Obwohl er kurzatmig war, sah man ihn stets nur mit einer brennenden Zigarre und einem Glas Bier in der Hand. Wenn er von seinem Schiff sprach, tat er es zynisch und fast verächtlich, aber wer ihn kannte, wußte genau, daß er es nicht so meinte. Watkins liebte sein Schiff in der übertriebenen Art und Weise, wie es fast alle Techniker und Ingenieure tun. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, daß die QUEEN DIERDRE jemals in Schwierigkeiten geraten könnte.
    Auf dem Flug, von dem hier die Rede sein soll, startete die DIERDRE vorschriftsmäßig und entfernte sich mit der vorausberechneten Geschwindigkeit von der Erde. Watkins stellte fest, daß der Treibstoffverbrauch normal war, und Captain Somers schaltete die Triebwerke genau in der Sekunde wieder ab, die vom Navigator Rajcik berechnet worden war.
    Als die Motoren verstummten, begann Captain Somers nachzudenken. Er überprüfte die Kontrollen und nahm sich dabei Zeit. Somers war groß und schlank. Er war ein ausgezeichneter Kommandant und verrichtete seine Arbeit fast automatisch. Bei seinen Vorgesetzten der Mikkelsen Raumfahrtlinie war er beliebt. Er galt als zuverlässig und wurde vom Chef selbst, dem alten Mikkelsen, immer wieder als Vorbild bezeichnet. Auf dem Mars wohnte er im Offiziersklub. War er auf der Erde, verbrachte er seine freien Tage in einem abseits gelegenen Landhaus in der Gesellschaft von zwei Katzen, einem japanischen Diener und seiner Frau.
    Alles war in Ordnung, stellte er fest. Und doch war da etwas, das ihn beunruhigte. Somers kannte jedes Geräusch, das die DIERDRE hervorbringen konnte. Und während des Starts war da ein fremdes Geräusch gewesen. Im Weltraum bedeutete jedes fremde Geräusch eine Gefahr.
    »Mr. Rajcik«, sagte er und wandte sich an seinen Navigator, »würden Sie die Güte haben, im Laderaum nachzusehen? Vielleicht hat sich dort etwas losgerissen.«
    »Sofort, Sir«, entgegnete Rajcik fröhlich.
    Rajcik sah gut aus. Er war jung und stets guter Laune. Er hatte schwarzes Haar und blaue Augen. Sein Kinn wurde durch eine senkrechte Falte in zwei Teile gespalten. Trotz seines guten Aussehens war er ein ausgezeichneter Navigator – aber das waren fünfzigtausend andere Männer auch. Jeder wäre gern auf einem der vierzehn existierenden Raumschiffe angestellt worden, aber es war eben Rajcik gewesen, der genügend Intelligenz und Voraussicht besessen hatte, Helga Mikkelsen, die älteste Tochter des Chefs, zu heiraten.
    Er marschierte in die beim Heck gelegenen Frachträume. Die DIERDRE beförderte diesmal Transistoren, Mikrofilme und andere Gegenstände, die man auf dem Mars noch nicht herstellen konnte. Der meiste Platz jedoch wurde von dem riesigen Fahrensen-Komputer eingenommen.
    Rajcik überprüfte die Halterungen des Ungetüms und kehrte endlich in die Kommandozentrale zurück.
    »Alles in Ordnung, Boß«, meldete er mit einem Lächeln, das sich nur der Schwiegersohn der Firma erlauben konnte.
    »Mr. Watkins, was ist mit Ihnen? Können Sie eine Unregelmäßigkeit feststellen?«
    Watkins hatte seine eigene Kontrolltafel.
    »Nichts, Sir. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, daß die Instrumente und Maschinen in bestem Zustand sind.«
    »Schon gut. Wie lange noch bis Punkt B?«
    »Drei Minuten«, sagte Rajcik.
    »Ausgezeichnet.«
    Das Schiff hing scheinbar bewegungslos im Raum. Draußen vor den Sichtluken war es dunkel. Nur die kleinen, kalten Punkte der Sterne brachten Abwechslung. Aber sie waren zu weit entfernt, um die Eigenbewegung der DIERDRE zu verraten.
    Captain Somers wandte sich ab. Er dachte darüber nach, ob er das Schiff wohl so sanft niedersetzen konnte, daß der Komputer nicht beschädigt wurde. Es war das schwerste Stück, das er je in seinem Leben transportiert hatte.
    Der Komputer bereitete ihm wirklich Sorgen. Sein Wert war
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