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0664 - Der Vampir von Denver

0664 - Der Vampir von Denver

Titel: 0664 - Der Vampir von Denver
Autoren: Claudia Kern
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immer noch Energie entzog, um sich selbst schneller zu regenerieren?
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich mit einem diskreten »Ping« und rissen Zamorra aus seinen Gedanken. Er ging zur Rezeption.
    »Würden Sie mir bitte ein Taxi rufen?« fragte er den älteren Nachtportier.
    Der Mann hob die Schultern. »Würde ich gerne, Sir, aber alle Stellplätze sind leer. Ich kann es höchstens in anderen Stadtteilen versuchen, aber da müßten Sie einen Moment warten.«
    Er griff zum Telefonhörer und begann bereits zu wählen, ohne Zamorras Zustimmung abzuwarten.
    Der Parapsychologe fluchte innerlich. Es schien, als habe sich diesmal alles gegen ihn verschworen. Natürlich hätte er die paar Blocks zum Antiquitätengeschäft auch zu Fuß gehen können, aber ein Taxi wäre schneller gewesen.
    »Ist ohnehin komisch heute«, fuhr der Portier fort, während er auf das Zustandekommen einer Verbindung wartete. »Kein Mensch auf der Straße, alle Restaurants zu. Ich dachte eigentlich, ich kenne die chinesischen Feiertage mittlerweile, aber so habe ich die Stadt noch nie gesehen. Irgendwie - tot.«
    Welch hübsches Wort in dieser bemerkenswerten Nacht, dachte Zamorra sarkastisch.
    Er trat durch die Tür auf die Straße hinaus. Der Portier hatte recht. Die Fronten der Restaurants waren dunkel, die Leuchtreklamen abgeschaltet. Nur einige wenige Fußgänger waren zu sehen, von denen keiner ein Asiate zu sein schien.
    Plötzlich quietschten Reifen. Zamorra fuhr herum und sah ein großes weißes Taxi, das neben ihm zum Stehen gekommen war Ein Schwarzer mit langen Dreadlocks lehnte sich aus dem Fenster.
    »Taxi, Mann?« fragte er freundlich.
    Zamorra nickte und stieg ein. Vielleicht war das Glück doch auf seiner Seite.
    Er ahnte nicht, daß sich nur wenige Meter entfernt eine Tragödie abspielte.
    ***
    Fu Long stand auf dem Dach des Hotels und lächelte zufrieden. Sein Plan ging auf. Nachdem Zamorra Mors so gut wie getötet hatte, mußte er jetzt nur noch warten, bis der geschwächte Killer das Hotel verließ, um sich mit Blut zu stärken. Dann würde Fu Long ihn endgültig vernichten und seine Familie erwecken. Die Dinge hätten sich nicht besser entwickeln können.
    Weit unter sich hörte er einen dumpfen Laut. Fu Long trat interessiert an den Rand des Daches. Wenn das Mors war, der einen verunglückten Flugversuch unternommen hatte, wollte er sich den Anblick nicht entgehen lassen.
    Mühelos durchdrang sein Blick die Dunkelheit. Er sah Container, einige große schwarze Müllsäcke - und einen Frauenarm, der zwischen ihnen hervorragte.
    Eine furchtbare Ahnung überkam ihn. Langsam, fast zögernd schwebte er zu Boden. Der Körper lag mit dem Rücken zu ihm, und Fu Long konnte die Bißspuren am Nacken erkennen. Bevor er den Körper umdrehte, wußte er bereits, wer vor ihm lag. Trotzdem konnte er nur mühsam ein Schluchzen unterdrücken, als er in Jin Meis lebloses Gesicht blickte. Er hob sie sanft vom Boden hoch und nahm sie in die Arme. Es war noch ein wenig Leben in ihr, aber auch das würde bald vergangen sein.
    »Was wolltest du denn nur hier?« fragte Fu Long sanft. »Wieso bist du nicht nach Hause gegangen? Ich wollte dir doch noch so viel zeigen, soviel Schönheit…«
    Fu Longs Gedanken kehrten zurück zu dem Gespräch, das er und sie geführt hatten, zu ihren wißbegierigen Fragen, dem offenen Lächeln.
    Mors hatte all das vernichtet.
    Ihr Herzschlag stoppte.
    Nein, dachte Fu Long verzweifelt, es darf so nicht enden, nicht hierin einem schmutzigen Hinterhof voller Müll.
    Der Vampir wußte, daß er seinen eigenen Schwur brach, als er seine Hand zum Mund führte und mit einem der Fangzähne eine Ader öffnete.
    Er wußte, daß er einen nicht wieder gut zu machenden Fahler beging, als das warme schwarze Blut in Jin Meis Mund tropfte.
    Und trotzdem lächelte er, als die Chinesin mit einem leisen Seufzer seine Hand gegen ihre Lippen preßte und gierig zu saugen begann.
    »Trink, meine Tochter«, flüsterte er. »Alles wird wieder gut.«
    Mit ihr in den Armen erhob er sich in die Luft, um zu seinem Geschäft zurückzufliegen und die Karten zu holen. Er wußte, daß sein Leben dort endgültig vorbei war.
    ***
    Nicole erwachte von dem Geräusch, das ihre über den Boden schleifenden Schuhspitzen verursachten. Wie kann ich gehen, wenn ich schlafe? fragte sie sich benommen und stöhnte, als die Kopfschmerzen mit der Kraft eines Preßlufthammers hinter ihren Schläfen einsetzten.
    Das Geräusch verstummte. Jetzt erst bemerkte Nicole, daß
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