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0647 - Die Haut des Vampirs

0647 - Die Haut des Vampirs

Titel: 0647 - Die Haut des Vampirs
Autoren: Martin Barkawitz
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schnippisch.
    »Romantik, pah!« Der Mann mit der Baseballkappe kippte sich den letzten Rest seines Heineken hinter die Binde. Das war sein achtes Bierchen in Folge. Er würde in dieser Nacht nicht weiterfahren, sondern sie in der Koje seines Trucks verbringen. Vielleicht konnte er ja diese Telenovela- Liebhaberin zu einer Fernfahrer-Liebhaberin machen? Seine Pritsche hatte auch Platz für zwei. Sie mußten ja nicht nebeneinander liegen… Er leckte sich die Lippen und warf sich in die Brust.
    »Ich bin eben ein richtiger Mann, verstehst du? Deshalb liebe ich Action und Abenteuer!«
    Kaum hatte er den Satz zuende gesprochen, als plötzlich eine weitere Person im Raum stand. Der Trucker hob überrascht seine Augenbrauen. Wie war dieser bleiche Typ hier reingekommen? Die Tür war geschlossen. Die Fenster waren zwar halb geöffnet, doch davor befanden sich Moskitogitter. Außerdem hätte er sehen müssen, wie dieser seltsame Glatzkopf hindurchgeklettert war. Oder spielte ihm schon der Alkohol einen Streich?
    Doch Laetitia mußte den Kerl ebenfalls sehen. Sie kreischte auf und bekreuzigte sich. »Ein Asema! Wir sind verloren!«
    Genauso theatralisch wie der Schmalz in der Glotze, dachte der Kapitän der Landstraße. Ein Asema? Das sagte ihm nichts. Er kam aus Uruguay und kannte fast jedes Schlagloch in Südamerika in- und auswendig. Von Asemas hatte er noch nie gehört. Aber er spürte seine Chance, die Kellnerin zu beeindrucken. Sie hatte Angst vor dem Typen. Er sah ja schon ziemlich gruselig aus, aber… wenn der Truckdriver ihn verjagte, würde Laetitia bestimmt zum Dank eine heiße Liebesnacht mit ihm verbringen! Caramba!
    »Verschwinden Sie, Señor!« wandte sich der Mann mit der Baseballkappe an Mazku. »Sie hören es ja. Die Señorita will Sie nicht hier haben.«
    Der Kerl hatte rote Augen. Und bei seinem teuflischen Grinsen entblößte er zwei weiße Fangzähne. Was war überhaupt mit seinem Körper los? Es sah fast so aus, als ob er keine Haut auf dem Fleisch hätte…
    Aber dann mußte dieses Fleisch verdammt blutleer sein, so blaß war es!
    Der Truckdriver spürte, wie ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Aber jetzt war es zu spät. Er hatte sich so weit aus dem Fenster gelehnt, daß er nicht mehr den Schwanz einkneifen konnte.
    Mazku erwiderte nichts. Seine Zehen gruben sich in die groben Holzplanken, aus denen der Fußboden des Truckstops bestand. Sein untoter Leib zitterte vor Gier. Zwei ausgewachsene, gutgenährte Menschen! Für ihn ganz allein!
    Laetitia war vor Angst wie gelähmt. Sie starrte den Asema an wie das Kaninchen die Schlange. Wie zum Hohn sagte Don Alfonso in diesem Moment auf dem TV-Schirm: »Die Liebe überwindet alle Probleme!«
    Mazku riß seinen riesigen Rachen auf. Er ließ seine Zähne sehen. So wie die Folterknechte ihre schaurige Arbeit damit beginnen, daß sie ihren Opfern ihre Instrumente zeigen und ihnen so einen ersten Vorgeschmack auf das bieten, was sie erwartet…
    Das Heineken in seinem Bauch machte dem Trucker Mut.
    »Sie sollen abhauen! Oder muß ich Ihnen Ihre langen Ohren noch länger ziehen?«
    Er packte seine Bierflasche am Hals und schlug ihr an der schartigen Theke den Boden ab. Nun hatte er eine tödliche Waffe in der Hand. Gefährlich blitzten die Scherben des Flaschenhalses in seiner Faust.
    Aber Mazku lachte nur sein unmenschliches Lachen.
    Der Mann mit der Baseballkappe spürte, daß er nun angreifen mußte, wenn er für Laetitias nicht als Versager gelten wollte.
    Und er tat es.
    Schneller, als man dem bierbäuchigen Burschen zugetraut hätte, schnellte sein rechter Arm vor. Mazku machte keine Anstrengung, auszuweichen. Wie ein heißes Messer in Butter fuhr die glitzernde Scherbe in den Leib des Asemas.
    Es geschah nichts. Ein Mensch hätte bei diesem Angriff schwere Verletzungen davongetragen.
    Aber ein Asema war kein Mensch.
    Das mußte der Truckdriver in der nächsten Sekunde schmerzlich erfahren. Mit seiner dämonischen Kraft packte Mazku seinen Gegner und schleuderte ihn wie eine Puppe gegen die nächste Wand.
    Der Mann schrie gequält auf und verlor seine Baseballkappe. Mit trippelnden Schritten raste Mazku auf ihn zu. Er lief auf den Zehen. Das hätte lächerlich aussehen können. Aber dem Trucker war nicht zum Lachen zumute.
    Die weißlich schimmernden Klauen von Mazku zogen das Opfer zu sich hin. Verzweifelt stemmte der Mann die Hacken seiner Cowboystiefel gegen den Boden. Versuchte, das Unvermeidliche hinauszuzögern.
    Aber er schaffte es
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