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0647 - Die Haut des Vampirs

0647 - Die Haut des Vampirs

Titel: 0647 - Die Haut des Vampirs
Autoren: Martin Barkawitz
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gesäumte Serpentinenstraße abwärts. Zamorra blieb noch zurück. Er betrachtete nachdenklich die Aschereste und überlegte, die Polizei zu verständigen und vom Ableben des Fremden zu unterrichten. Wenn der Mann vermißt wurde, führte über den Taxifahrer eine Spur direkt hierher.
    Aber was sollte er den Polizisten erzählen? Die Wahrheit?
    Man war hier zwar schon einige Seltsamkeiten gewohnt, aber…
    Abwarten, dachte er. Wir müssen zunächst mehr wissen.
    Er machte ein paar Schritte zur Seite, um sich abseits der Straße umzusehen. Fooly sah unentschlossen zwischen ihm und der Richtung hin und her, in die Nicole gelaufen war. Und watschelte dann schließlich hinter ihr her.
    In der Richtung ging's wenigstens bergab.
    Nicole mußte allerdings nicht lange suchen.
    Hinter der nächsten Wegbiegung wurde sie bereits fündig. Dort, von weiter oben hinter den dicht stehenden Büschen nicht zu sehen, obgleich die um diese Jahreszeit kein Laub trugen, wartete ein Taxi mit laufendem Motor.
    Nicole stutzte.
    Warum lief der Motor?
    Warum war der Fahrer nicht direkt bis zum Château hinauf gefahren? Das war mehr als ungewöhnlich, zumal er irgendwo auf der Straße gewendet haben mußte; der Wagen stand mit der Front talwärts.
    Noch ungewöhnlicher aber war die Herkunft des Fahrzeugs. Das Taxi stammte nicht aus der näheren Umgebung. Nicht aus Lyon. Und noch nicht einmal aus Frankreich.
    Der Mercedes-Benz mit dem Taxischild auf dem Dach hatte holländische Nummernschilder.
    ***
    Der Fahrer ließ den Motor im Leerlauf brummen. Vermutlich, damit die Heizung funktionierte und er die Luft mit den Diesel-Abgasen besser verpesten konnte. Er lümmelte auf seinem Sitz und hatte seinen Blick in ein Jerry-Cotton-Heft versenkt. Das änderte sich allerdings schlagartig, als sich Nicole Duval in sein Blickfeld schob.
    Dem Taxichauffeur, dessen Figur und Gesicht an seinen Landsmann Harry Wijnvoord erinnerten, sah auf und kurbelte die Fensterscheibe herunter.
    »Taxi gefällig, Mademoiselle?« krächzte er auf Französisch mit hartem holländischem Akzent.
    Nicole stützte sich an der Fahrertür ab und beugte sich zu ihm herunter.
    »Hatten Sie nicht gerade einen Passagier, auf den Sie hier warten?«
    »Na klar!« Ein selbstzufriedenes Grinsen spaltete den schwammigen Schädel des Taximannes. »Der Inder hat mich finanziell saniert, sozusagen. Ich stehe nichtsahnend am Taxistand in Schiphol. Das ist der Flughafen von Amsterdam, wissen Sie. Und dieser Turbanträger kommt, läßt sich auf meinen Rücksitz fallen und gibt als Fahrtziel Château Montagne im Loiretal an.«
    »Und das hat Sie nicht gewundert? Ist schließlich eine ziemlich weite Strecke von der kalten Küste bis hierher in unseren sonnigen Süden.«
    »Natürlich. Ich habe Bauklötze gestaunt, Mademoiselle. Andererseits hat der Inder im voraus bezahlt.«
    Nicole sah das dicke Bündel von Guldenscheinen, das aus der Hemdtasche des Specknackens herausquoll.
    »Wissen Sie, ob der Inder wieder zurückwill? Obwohl ich ja lieber Sie kutschieren würde…«
    Sein Tonfall schleimte wie eine Nacktschnecke.
    Nicole verzichtete darauf, diesem Taxifahrer zu erzählen, daß sein Passagier gerade von einer schwarzmagischen Flammensäule verschlungen worden war. Die Dinge waren schon kompliziert genug.
    »Hat der Inder irgendwas zu Ihnen gesagt, Mijnheer ? Zum Beispiel, warum er zum Château Montagne wollte?«
    Der Chauffeur schüttelte so heftig den Kopf, daß seine Wangen schwabbelten. »Kein Sterbenswörtchen. Er hat stundenlang stumm wie eine Statue auf dem Rücksitz gesessen. Aber seine Lippen haben sich die ganze Zeit bewegt. So, als ob er lautlos beten würde. Ist mir egal, was meine Fahrgäste treiben. Solange die Kohle stimmt. Also, was ist nun mit uns beiden?«
    Er leckte sich voller Vorfreude die Lippen. Nicole erwiderte sein Grinsen. Dann trat sie einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf Fooly frei. Der kleine Drache hatte sich bisher hinter ihr versteckt gehalten. Obwohl Zurückhaltung sonst nicht seine stärkste Charaktereigenschaft war.
    »Ich fahre gerne mit Ihnen. Aber mein Haustier muß mit! Sie haben doch nichts gegen stubenreine Drachen im Wagen, oder?«
    Der dicke Holländer starrte die schuppige kleine Gestalt an, als könnte er es nicht glauben. Wahrscheinlich konnte er es auch wirklich nicht.
    Fooly spielte Nicoles Spiel mit und gab sich alle Mühe, furchterregend zu wirken. Er stemmte die Vorderpfoten in die Seiten und ließ eine Stichflamme aus seinem Maul
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