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0637 - Die Corr und der Träumer

0637 - Die Corr und der Träumer

Titel: 0637 - Die Corr und der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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T’Carra.«
    »Und anscheinend sehr selbstbewußt.« Vali setzte sich wieder auf. »Du weißt nichts über mich und bist sicher, ich könnte dir nichts tun?«
    »Kein Mensch kann mir etwas antun.«
    »Ich bin kein Mensch. Zumindest nicht im eigentlichen Sinne«, erwiderte Vali. »Ich sehe zwar wie ein Mensch aus, entstamme aber einer anderen Art. Ich bin…«
    »Wie ist es, wenn man tot war?« fragte T'Carra. Ihre Fühler schwangen kaum merklich hin und her.
    Vali hatte das Gefühl, von diesen Fühlern abgetastet zu werden.
    »Wenn man tot war?« echote sie.
    »Ja. Ich bin neugierig. Du warst tot.«
    »Das weißt du also. Woher?«
    »Ich kann es in dir fühlen«, sagte T'Carra.
    Vali lächelte. »Das ist beunruhigend«, gestand sie. »Vielleicht bist du gefährlicher für mich als ich für dich. Woher kommst du?«
    »Geradewegs aus der Hölle«, erklärte das Schmetterlingsmädchen. »Es ist schon eine kleine Weile her, aber ich will nicht mehr dorthin zurück.«
    »Jemand wie du in der Hölle?« Vali runzelte die Stirn. »Was ist geschehen?«
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
    »Ich kann sie dir nicht beantworten«, sagte die Druidin. »Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man tot war. An jene Zeitspanne habe ich keine Erinnerung, und ich denke und fühle jetzt nicht anders als vorher. Warum willst du das wissen?«
    »Mein Elter ist tot«, sagte T'Carra.
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Vali, einen Sturm von Gefühlen wahrzunehmen, der von T'Carra ausging. Schmerz, Verlorensein, Einsamkeit, Wut, Haß, der brennende Wunsch nach Rache - aber wem diese Gefühle galten, konnte die Druidin nicht feststellen. Es ging alles zu schnell wieder vorbei, war nur ein kurzer Hauch.
    »Willst du mir davon erzählen?« fragte Vali. »Vielleicht erleichtert es dich. Du bist traurig und einsam, nicht wahr? Aber vorhin, als du allein hier spieltest, warst du voller Freude.«
    »Da mußte ich über nichts nachdenken. Ich konnte träumen.«
    Träumen, echote es in Valis Gedanken. Aber sie sagte nichts dazu.
    »Erzähle mir, was geschah und wie du hierher gekommen bist«, bat Vali.
    T'Carra musterte sie nachdenklich, schien sie abermals mit ihren Fühlern zu sondieren. Schließlich ließ sie sich neben der Druidin im Gras nieder.
    »Ich vertraue dir. Du kommst aus dem Totenreich, aber du bist nicht böse. Sieh mich an. Ich war nicht immer das, was ich jetzt bin. Noch vor kurzer Zeit war ich etwas ganz anderes. Ein Corr…«
    ***
    »Ein Corr?« echote Merlin beunruhigt. »Wie kommt ein Corr hier…«
    Er unterbrach sich. Das Schmetterlingswesen ein Corr? Wie war das möglich? Corr sahen ganz anders aus. Die spitzen Ohren paßten vielleicht noch, aber bei der Hautfarbe endete bereits jede Ähnlichkeit. Dazu kam die Kahlköpfigkeit. Diese Schmetterlingselfe besaß aber eine wunderbare Haarpracht.
    Selbst die früheren Corr, die noch Flügel und Hörner besessen hatten, waren mit diesem Wesen nicht vergleichbar.
    An Gestaltwandlung verschwendete Merlin keinen Gedanken. Das Bild, das sein dunkler Bruder ihm zukommen ließ, zeigte das Wesen in seiner Originalgestalt. Etwas anderes hätte Asmodis selbst nicht akzeptiert.
    Wieso also Corr?
    »Ich denke, wir sollten Reek Norr informieren«, schlug Merlin vor. »Er muß erfahren, was geschehen ist. Wenn vor! diesem Wesen oder den Corr - oder beiden - eine Gefahr für den Silbermond ausgeht, kann er rechtzeitig Maßnahmen einleiten. Immerhin ist der Silbermond ein recht zerbrechliches Gebilde geworden. Wenn die Zeitverschiebung oder die Traumsphäre endet, wenn der Silbermond in die Realität zurückstürzt, dann…«
    »Vergiß es, alter Mann«, sagte Julian. »Die Traumsphäre kann höchstens enden, wenn ich sterbe. Ich hege aber nicht die geringste Absicht, dies innerhalb der nächsten Zeit zu tun. Solange ich existiere, ist der Silbermond sicher.«
    »Dennoch«, murmelte Merlin. »Ein Übergriff der Höllenmächte auf diese Welt…«
    »Narr!« wehrte Julian ab. »Vergiß nicht, ich kenne die Schwarze Familie. Ich war einmal ihr Fürst, hast du das schon vergessen? Ich habe jedenfalls nicht vergessen, wozu sie fähig sind und wozu nicht.«
    Merlins Gesicht verfinsterte sich.
    »Ja, komm schon«, forderte Julian aggressiv. »Komm, erzähl die Geschichte von deiner jahrtausendelangen Erfahrung, von deinen eigenen Kenntnissen… weise mich zurecht. Willst du nicht?«
    »Warum sollte ich meine Energie daran verschwenden, mit dir zu streiten, Telepathenkind?« fragte Merlin.

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