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0637 - Die Corr und der Träumer

0637 - Die Corr und der Träumer

Titel: 0637 - Die Corr und der Träumer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weißt du über dieses Wesen, Merlin?«
    »Nicht viel«, sagte der Zauberer. »Dein Großvater übermittelte mir eine Botschaft, daß dieses Wesen hierhergekommen sei. Es erinnert mich an die Zeitlose, aber es kann sie nicht sein.«
    »Weil sie tot ist?« Julian grinste spöttisch. »Warum trug sie wohl den Namen Zeitlose, eh? Sie konnte Vergangenheit und Zukunft durcheilen, wenn mich nicht alles täuscht. Warum also sollte sie es nicht sein?«
    »Die Hautfarbe stimmt nicht«, sagte Merlin. »Und das Alter.«
    »Das Alter?« Jetzt lachte Julian offen. »Wie willst du es bei jemandem bestimmen, für den der Ablauf der Zeit keine Rolle spielt?«
    »Sie ist zu jung für diese Zeit«, erwiderte Merlin. »Wenn sie in die Zukunft reiste, dann niemals als Kind. Doch dieses Wesen ist kaum mehr als ein Kind!«
    »Da könntest du recht haben«, murmelte Julian. »Auch wenn ich diesem Wesen noch nicht direkt gegenübergestanden habe, habe ich doch das Empfinden, daß es sehr jung ist.«
    Merlin nickte wieder.
    »Da ist noch etwas«, sagte der Träumer. »Jung oder nicht, ich bin nicht sicher, ob dieses Wesen trotz seiner so harmlosen Erscheinung wirklich ungefährlich ist. Denn etwas Dunkles ging von der Schmetterlingselfe aus, als ich sie bemerkte, wie sie meinen Traum berührte. Sie scheint dämonisches Blut in den Adern zu tragen.«
    Merlin erschrak. »Bist du sicher?«
    »Sicher bin ich sicher.« Wieder klang Spott in seiner Stimme mit. »Vielleicht ist darin auch der Grund zu suchen, daß dieses Wesen den Silbermond erreichen konnte. Es gibt Dämonen, die mit erstaunlicher Verbissenheit daran arbeiten, sich einen Zugang hierher zu schaffen.«
    Merlin sah ihn nachdenklich an. Dann zuckte er mit den Schultern. Julian wußte hoffentlich, wovon er sprach. Und wenn ihm derartige Bestrebungen bekannt waren, arbeitete sicher er seinerseits schon daran, dieses Vorhaben zunichte zu machen.
    Er mochte ein Träumer sein; weltfremd war er deshalb nicht.
    »Etwas an diesem Wesen ist seltsam«, fuhr Julian fort. »Es hat nicht die geringste körperliche Ähnlichkeit mit diesem Clan, aber die dämonische Aura, die ich spüren konnte, ist die eines Corr.«
    ***
    Vali betrachtete die Schmetterlingselfe. Der Körper war der eines jungen Mädchens, gerade erblühend. Langes, dunkelblondes Haar, ein feingeschnittenes Gesicht. Hin und wieder breitete das Elfenmädchen die Flügel aus, bewegte sich ein wenig durch die Luft in einem spielerischen, geschmeidigen Tanz, dann spielte es wieder im Wasser mit den Fischen.
    Unwillkürlich lächelte Vali. Die Unbeschwertheit des Elfenmädchens gefiel ihr. Die fröhliche Unbefangenheit, das Natürliche.
    Woher kam dieses junge, verspielte Geschöpf? Vali konnte sich nicht erinnern, daß es Wesen dieser Art auf dem Silbermond jemals gegeben hatte.
    Kurz versuchte sie die Gedanken der Elfe zu berühren.
    Sie stieß auf eine Sperre. Im gleichen Moment aber reagierte das andere Wesen, hatte den kurzen telepathischen Kontaktversuch bemerkt. Es jagte mit rasendem Flügelschlag in die Höhe und tauchte im dichten Laubwerk der Baumwipfel unter, die einen Teil des Flusses überschatteten.
    Lächelnd trat Vali näher heran.
    »Du brauchst dich nicht zu verstecken«, rief sie. »Ich sehe dich doch. Da oben steckst du. Ich bin Vali. Und du?«
    Das eigenartige Wesen antwortete nicht.
    »Komm wieder herunter«, rief Vali. »Ich tue dir nichts.«
    Sie ging zum Ufer, wo ein weißes Hemd - eher ein kurzes Kleid - im Gras der leichten Böschung lag; offenbar das Gewand der spielenden Elfe. Vali sah zu den Bäumen hinauf. »Du kannst mir vertrauen. Ich will dir wirklich nichts Böses. Ich will dich nur kennenlernen und mit dir reden. Habe ich dich erschreckt? Das wollte ich nicht.«
    Keine Reaktion.
    »Dann eben nicht.«
    Vali streifte ihr Kleid ab und ließ es neben dem der Schmetterlingselfe zu Boden fallen. Sie schloß die Augen und ließ sich niedersinken, streckte sich im Gras aus und genoß die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrem nackten Körper. Sie wartete einfach ab, machte aber keinen weiteren Versuch mehr, Para-Kontakt mit dem Elfenmädchen aufzunehmen.
    Es dauerte eine Weile, dann raschelte es im Blätterdickicht. Nicht sehr laut, aber dem feinen Gehör der Druidin entging nicht das geringste Geräusch. Wieder eine Weile später näherte sich das Schmetterlingsmädchen zu Fuß durchs hohe Gras.
    Vali blinzelte.
    »Du könntest mir nichts tun, selbst wenn du es wolltest«, sagte die Fremde. »Ich bin
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