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0637 - Die Corr und der Träumer

0637 - Die Corr und der Träumer

Titel: 0637 - Die Corr und der Träumer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Organstädte durchströmende Fluß ein Waldstück zerteilte. Hier gab es Sonne und Schatten, hier gab es Tiere, mit denen Vali spielen konnte, und hier gab es Ruhe, wenn sie allein sein wollte. Dieses Wechselspiel und auch der eigenartige Klang des dahinplätschernden Wassers war einmalig auf dem Silbermond - zumindest für Valis Empfinden. Hier war sie schon früher oft gewesen, als sie noch Kind war, und auch später mit ihrem ersten Liebhaber. Sie verband mit dieser Stelle viele Erinnerungen, und sie hatte schon darüber nachgedacht, hier ein Organhaus wachsen zu lassen.
    Vali, die Eremitin?
    Sicher war das nichts für die Ewigkeit. Sie ging davon aus, daß sie die Phase, in welcher sie sich befand, bald hinter sich bringen würde. In einem oder tausend Jahren. Dann würde sie sicher nicht mehr auf Dauer hier wohnen wollen. Was aber geschah dann mit dem Organhaus? Es würde leerstehen und sich ebenso einsam fühlen wie Vali jetzt.
    Nein, das war keine Lösung.
    Und es war ja kein Problem, immer dann hierher zu kommen, wenn ihr danach war.
    So wie heute.
    Aber heute erlebte sie eine Überraschung.
    Sie war nicht allein hier.
    Da war noch ein anderes Wesen.
    Ein Mädchen mit Schmetterlingsflügeln, spitzen Elfenohren und Fühlern, die aus der Stirn emporwuchsen, tummelte sich im Bach.
    Unwillkürlich hielt Vali den Atem an…
    ***
    »Wo sind wir hier?« fragte Merlin.
    »Du weißt es nicht mehr - Großonkel?« Julian Peters legte den Kopf schräg. »Du kennst dich auf dem Silbermond nicht mehr aus?«
    In seiner Art, den Verwandtschaftsgrad zu betonen, glaubte Merlin Spott zu hören, aber er war sich nicht ganz sicher. Er konnte auch nicht in Julians Gedanken lesen, um mehr zu erfahren. Julians mentale Sperre war erstklassig.
    Er war der Sohn der Telepathin Uschi Peters und des Abenteurers Robert Tendyke. Der wiederum war der Sohn des Asmodis, der Merlins Bruder war.
    Tendyke hatte noch nie viel von seinem Erzeuger gehalten. Ob sich diese Abneigung auch auf Merlin erstreckte, hatte der Zauberer von Avalon in mehr als 500 Jahren nicht endgültig herausfinden können. Ebensowenig konnte er nun Tendykes Sohn einschätzen, den Träumer.
    Den Jungen, der nach einer viel zu langen Schwangerschaft geboren wurde und innerhalb eines einzigen Jahres vom Säugling zum etwa 18jährigen heranwuchs. Seither verlief seine körperliche Entwicklung wieder normal. Und er war dabei, 18 verlorene Kindheitsjahre nachzuholen.
    Manchmal wenigstens.
    Und er war der Träumer.
    Er schuf Welten, die er beherrschte, und in denen alles nach seinem Willen ablief. Er hatte sich auf den Thron des Fürsten der Finsternis gesetzt und sich die Höllenmächte unterworfen, um diesen Platz wieder zu räumen, als er der Machtausübung überdrüssig geworden war.
    Wie sein Großvater Asmodis ging er seither seine eigenen Wege.
    Womit genau er sich beschäftigte, seit er das derzeit leerstehende Llewellyn-Castle in Schottland zu seinem Domizil auf Widerruf erkoren hatte, wußte wohl nur er selbst und niemand sonst.
    Merlin seufzte.
    »Natürlich kenne ich mich noch aus«, sagte er. »Aber einige Dinge haben sich doch verändert, und speziell bei dir bin ich mir nicht sicher, ob du nicht bei diesen Veränderungen mitgewirkt hast. Deshalb frage ich dich - du bist derjenige, der diese Welt hütet.«
    »Schau dich um«, erwiderte Julian trocken. »Was siehst du?«
    »Eine weite Ebene«, sagte Merlin. »Einen Fluß. Eine Organstadt.«
    »Die große Stadt, in der die meisten Sauroiden wohnen.«
    Merlin nickte. »Gut«, sagte er. »Hier also ist der Jemand, der sich an dir vorbei Zutritt verschafft hat?«
    »Nein«, sagte Julian. »Aber hier gibt es Leute, die mir mit Informationen helfen können. Der Vorfall liegt schon etwas zurück.«
    »Du hast dich nicht sofort darum gekümmert?«
    »Es gab keinen Grund dafür«, sagte Julian. »Der Eindringling hat in den letzten Tagen keine Aktivitäten entwickelt. Auch nicht den Silbermond wieder verlassen. Wozu also sollte ich mich beeilen? Blinder Eifer schadet nur, sagt ein Sprichwort.«
    »Was weißt du über dieses Wesen?« wollte Merlin wissen.
    »Es ist ein seltsames Wesen. Ein sehr junges Mädchen, mit bunten Schmetterlingsflügeln ausgestattet, mit spitzen Elfenohren und Fühlern, die oberhalb der Stirn dem Kopf entspringen. Es berührte den Traum und erreichte so diese Welt.«
    »Das ist das Geschöpf, das ich suche«, murmelte Merlin.
    »Ich weiß. Du sagtest es schon: Wir haben ein gemeinsames Interesse. Was
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