Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0631 - Die Bluteulen

0631 - Die Bluteulen

Titel: 0631 - Die Bluteulen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sein.
    Die Hand wollte mich!
    Ich aber floh.
    Es sah so aus, als würde ich von ihr weglaufen, tatsächlich aber wollte ich sie nur in die Nähe unseres zerstörten Wagens locken.
    Shao begriff als Erste, was ich vorhatte. Die Pfeile in ihrem Köcher waren arg reduziert worden, noch aber steckten genug darin, um ihren Plan erfüllen zu können.
    Das Tuch trug sie bei sich. Sie umwickelte eine Pfeilspitze damit und winkte Suko.
    Der raste zu ihr.
    Ich schaute zurück, sah hinter mir die verdammte Hand, die immer mehr aufholte.
    Feuerschein flackerte auf. Zunächst nur winzig, aus der Düse eines Feuerzeugs sprühend.
    Sekunden später stand das Tuch in Flammen.
    »Achtung, John!«
    Shaos Schrei ließ mich sofort handeln. Nach rechts schleuderte ich mich weg. Ich fiel im hohen Bogen und hoffte, weit genug vom Wagen wegzukommen, in dessen flachen Trümmern der brennende Pfeil landete.
    Als ich auf dem Boden landete und vor Schmerz aufschrie, puffte es hinter mir auf.
    Wir hatten Glück gehabt. Das Benzin war noch nicht völlig verdunstet, es hatten sich noch zahlreiche kleine Lachen und Reste innerhalb der Trümmer befunden.
    Der Rest des Tengu lief voll in die Falle.
    Plötzlich loderten die Flammen wie leichte Vorhänge um die Hand herum und am verkürzten Arm hoch. Das Zeug brannte wie Zunder und zerschmolz gleichzeitig.
    Ich kam taumelnd auf die Beine, sah noch einige Strigen, die Selbstmord verübten und in die Flammen hineinflogen, wo sie verglühten.
    »Das Feuer der Reinheit!«, rief Shao laut und deutete auf die unheimliche Szene.
    Innerhalb des Flammenscheins drehte sich etwas. War es der Geist, die Seele des Tengu?
    Wahrscheinlich, und wir sahen zu, wie Shao vorging und plötzlich von einem Strahlen erfasst wurde.
    Das Zeichen der Sonnengöttin Amaterasu!
    Nur sie allein hatte Shaos Hand geführt. Die Chinesin war die legitime Nachfolgerin der Sonnengöttin, die indirekt ihre Hand beim Abschuss geführt hatte und durch die Kraft des grellen Sonnenfeuers die Seele des Dämons vernichtete.
    Wir konnten sie sogar sehen. Sie war ein zuckendes, grünes Etwas, und Shao stand davor mit halb erhobenen Armen, hell umflort, als wollte sie das Feuer dirigieren.
    Wir hörten sie reden, und sie sprach in einer uns fremden Sprache. Ich war mir beinahe sicher, dass sie auch ein anderes Gesicht angenommen hatte, was ich allerdings nicht sehen konnte, weil sie mir ihren Rücken zudrehte.
    Der Geist verging.
    Das grüne Etwas verkleinerte sich, als würden die Flammen es zusammendrücken.
    Shao streckte einen Arm aus und griff hinein. Sie umfasste den Rest des Tengu-Geistes, als wollte sie ihn zerquetschen. Zwischen ihren Fingern zerstrahlte er.
    Und damit fielen auch die letzten Reste des Feuers zusammen, verschwand die Aura um Shaos Körper, die sich umdrehte, uns anschaute und dann nickte.
    »War es das?«, fragte ich und spürte erst jetzt richtig die Schmerzen auf meinem Kopf.
    »Ja«, sagte sie zu uns, »das war es.«
    ***
    Auch für Otto, den Hausmeister. Er hätte in Sicherheit bleiben und sich nicht den angreifenden Strigen entgegenwerfen sollen. Er hatte es mit seinem Leben bezahlt. Seine Jagdflinte lag neben ihm und wirkte wie ein Dokument der Schwäche.
    Mir rann Blut übers Gesicht und auch in den Nacken. Ich fühlte mich kaputt, ausgelaugt und ging über Knochen, Staub und altes, graues ehemaliges Gefieder.
    »Wer war die Hand?«, fragte ich.
    Shao gab mir die Antwort. »Ein Dämon aus der Hölle. Ihn hat der Tengu um Hilfe gebeten. Ein Mitläufer, ein niederes Wesen, aber sehr kräftig, wie wir erlebt haben.«
    Auch Suko schlich herbei. Sein Kampf gegen die Strigen hatte ihn auch einiges an Kratzern und kleineren Verletzungen gekostet, und das scharfe Grinsen sah auch nicht echt aus. »Jedenfalls haben wir es geschafft«, sagte er, tief durchatmend. »Der Tengu ist nicht mehr, und die Bluteulen haben wir auch erledigt.«
    Ich schaute hinüber zum Waldrand, während Shao und Suko bereits auf das Haus zugingen. Wir mussten die deutschen Behörden informieren, Erklärungen abgeben und auch unsere Wunden versorgen.
    »Auf Wiedersehen, Bettina!«, flüsterte ich und ging hinter meinen beiden Freunden her.
    Das heißt, nur Suko stand an der Tür. »Wo ist Shao?«
    Er lächelte. »Fragst du das noch, John? Zurück in ihre Welt, wo die Sonnengöttin wartet…«
    Sie stand zwischen den Zweigen der Fichten und schaute dem Kampf zu. Als der Tengu vernichtet war, wandte sich auch Bettina Constanza ab. Einsam ging sie davon,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher