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0631 - Die Bluteulen

0631 - Die Bluteulen

Titel: 0631 - Die Bluteulen
Autoren: Jason Dark
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Erster. »Raus hier und weg!« Er hatte den Gurt gelöst, warf sich nach draußen, rannte, doch sein Kollege folgte ihm nicht.
    Er saß da und schaute dem Gebilde nach, das sich rasend schnell entfernte, wobei er den Eindruck gewann, als hätte es auf einmal Flügel.
    Er hörte sich selbst lachen und weinen, nur einen klaren Gedanken konnte er nicht fassen.
    Mit wachsbleichem Gesicht kehrte Mölder zurück. Er stützte sich auf dem Autodach ab und fragte:
    »Was machen wir jetzt?«
    »Auf keinen Fall weiterfahren«, flüsterte Kerzelmeier, »denn die Reifen sind hin.«
    »Ich will auch nicht mehr!«, sagte Mölder mit weinerlicher Stimme. Neben dem Fahrzeug sackte er zusammen und blieb auf der kalten Straße hocken.
    ***
    Es würde etwas passieren, es würde über uns kommen, das stand für mich fest, auch wenn noch die berühmte Ruhe vor dem Sturm herrschte, wie wir selbst erleben konnten.
    Das Heim lag ruhig da. Die Menschen mussten ebenfalls etwas von der unheimlichen Gefahr spüren, die nicht sichtbar lauerte. Keiner traute sich durch den zerstörten Eingang ins Freie, auch Otto nicht. Nur konnte er seine Neugierde nicht im Zaum halten. Hin und wieder sahen wir seinen Schatten hinter dem erleuchteten Rechteck des Fensters erscheinen.
    Ich hockte dort, wo die Trabbis standen. Autos, die aussahen wie Sperrholzmodelle. Aber man konnte damit fahren, das hatten zahlreiche Menschen bewiesen.
    Suko hielt die andere Seite unter Kontrolle, von Shao sahen wir beide nichts.
    Mitternacht war nicht weit entfernt. Von Nordwesten her strömte Kälte herbei. Meine Hände waren klamm geworden. Ich machte deshalb Fingergymnastik.
    Auch die Polizisten waren noch nicht eingetroffen. Ob ein gutes oder schlechtes Zeichen, darüber konnte ich nur spekulieren.
    Vom Waldrand her löste sich eine schlanke Gestalt, überquerte mit federnden Schritten den Platz.
    Es war Shao, die mein Winken sofort sah, als ich hinter den Trabbis hochkam.
    Geduckt huschte sie zu mir. Auch jetzt trug sie ihre leicht glänzende Lederkleidung und die schwarze Halbmaske vor dem Gesicht. Ihre Augen glitzerten.
    Eine lange Begrüßung schenkten wir uns. Ich fragte nur: »Wie sieht es aus?«
    »Nicht gut.«
    »Weißt du mehr?«
    Sie hob die Schultern. »Ich spüre, dass etwas Entscheidendes geschehen ist. Der Tengu wird bald erscheinen, John, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Soll ich sagen, hoffentlich?«
    »Das bleibt dir überlassen.«
    »Wir müssen ihn vernichten, Shao.«
    »Wie?«
    »Wenn du es nicht weißt, wer dann? In deinem Reich ist er auch bekannt.«
    »Und ob. Nur wissen wir ebenfalls, dass wir ihn kaum packen können. Er ist zu brutal, zu raffiniert und auch zu schlau. Wir müssen uns höllisch vorsehen. Ich habe nur gespürt, dass ein Tengu sein Reich verlassen hat, das ist alles.«
    »Weißt du wenigstens etwas über seine Hintermänner? Über den Club der weißen Tauben?«
    »Nein, das gehört nicht zu uns.«
    »Stimmt, es sind Menschen, die sich aber gut in der Magie und Mystik auskennen.«
    »Er kommt!«
    Diese beiden Worte hinterließen bei mir einen Schauer. Shao hatte sie mit einer Stimme ausgesprochen, die keinen Widerspruch duldete. Sie ging zwei Schritte zur Seite und stellte sich vor einen Trabbi. Ich blieb noch hocken, beobachtete allerdings den dunklen Himmel über uns, der noch schwärzer werden würde, wenn der Tengu erschien.
    Shao bewegte sich.
    Sie holte einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Führungsschiene der Armbrust.
    »Kannst du den Tengu damit nicht abschießen?«, wisperte ich. »Das sind schließlich keine normalen Pfeile.«
    »Ich werde es versuchen, wenn wir ihn zu Gesicht bekommen. Vielleicht zeigt er sich nicht. Warte es ab, John.«
    Und dann war er da!
    Urplötzlich, ohne Vorwarnung, als hätte ihn jemand aus der Höhe des Himmels geworfen und an einem bestimmten Punkt und in einer bestimmten Entfernung angehalten.
    Ich bewegte mich nicht, im Gegensatz zu Shao, die ihre Armbrust spannte und schussbereit war.
    Was Suko tat, sah ich nicht, konnte mir nur vorstellen, dass er seine Peitsche ausgefahren hatte.
    Sekunden vergingen. Über der kleinen Lichtung vor der Herberge lag ein atemloses Schweigen.
    Wer sollte zuerst reagieren? wir oder die verfluchte Kugel? Über meinen Rücken liefen zahlreiche Ameisen. Dieser Fremdkörper wirkte wie der Gruß aus einer anderen Welt, als wollte er alles unter Kontrolle halten und dabei seine nähere Umgebung abtasten.
    Was auch geschah, denn aus der unteren Hälfte
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