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0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel

0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel

Titel: 0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel
Autoren: Jason Dark
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ein Irrer gegen die Stangen.
    Ich hatte den Kopf zurückgelegt. Tropfen lösten sich vom Pilzrand des Daches und klatschten in mein Gesicht. Die Umgebung verschwamm zu einem grauen Brei, wenn noch mehr Drehungen erfolgten, würde ich mich übergeben müssen.
    Das hielt keiner aus.
    Auf einmal kam ich. Vielmehr ein Widerstandswille flammte in mir hoch. Mein Gehirn funktionierte noch.
    Wenn ich in den folgenden Sekunden nichts unternahm, war ich am Ende.
    Noch eine Drehung…
    Ich rutschte etwas nach vorn. Die beiden bekamen es wohl mit, reagierten nicht darauf.
    Dann ließ ich meine Beine sinken, trampelte mit – und stieß mich plötzlich ab.
    Der Schwung und die Fliehkraft addierten sich. Beide Kräfte katapultierten mich aus dem engen Sitz hervor, weg von diesem verfluchten Karussell, und ich torkelte die ersten Schritte wie ein Betrunkener auf den Buschrand zu, bevor mich der Schwindel tatsächlich erwischte und mich von den Beinen riß, ohne daß ich etwas dagegen unternehmen konnte.
    Ich schlug in einer seitlichen Lage auf, hatte den Kopf eingezogen, spürte die Schmerzen und schaffte es dennoch, mich einige Male um die eigene Achse zu drehen.
    So rollte ich auf den Buschrand zu, ohne ihn allerdings erreichen zu können, weil mich der dicke Holzpfosten eines Klettergerüsts stoppte. Mit dem Oberschenkel prallte ich dagegen, aber das bekam ich kaum noch mit, denn die Welt um mich herum drehte sich weiter. Diese verfluchte Fahrt steckte mir in den Knochen, und sie trieb mir die Übelkeit in die Kehle.
    Die beiden Mugger hörten mein Würgen und konnten ein schadenfrohes Lachen nicht zurückhalten.
    »Der Opa hat sich aber gut gehalten!« quiekte der Kleine.
    »Ja, er ist nicht schlecht gewesen.«
    »Wieviel soll er denn bezahlen?«
    »Die Fahrt hat ihm Spaß gemacht. Und Spaß, der kostete etwas. Wir werden sehen.«
    »Jetzt sofort?«
    »Laß ihn erst kotzen.«
    Nein, ich übergab mich nicht. Aber die beiden gaben mir die Chance eines Zeitgewinns. Zwar würde ich in dieser kurzen Zeit nicht wieder auf dem Damm sein, aber sie hatten mich nicht durchsucht, und ich trug die Beretta noch bei mir.
    Zuvor hatte ich keine Gelegenheit bekommen, die Waffe zu ziehen, das sollte anders werden.
    Ich stöhnte und würgte, ohne daß ich mich dazu hätte anstrengen müssen. Das geschah freiwillig. Ebenso wie die Drehung auf die rechte Seite, wobei ich meinen Arm freiließ.
    »Er hat sich genug ausgeruht«, sagte Gurney und schlug die Eisenstange gegen seine behandschuhte Handfläche. »Jetzt werden wir bei ihm mal abkassieren.«
    »Klar doch!«
    Beide setzten sich in Bewegung. Sie gingen nebeneinander, berührten sich fast mit den Schultern.
    Ich schaute ihnen entgegen. Aus meiner liegenden Position wirkten sie noch größer, fast wie ein gewaltiges schwarzes Monstrum, die nur töten wollten.
    »Ich mache das!« erklärte Gurney, blieb stehen, drückte den Kleineren zurück und bückte sich mir entgegen.
    Sein grinsendes Gesicht vergrößerte sich. Die Pupillen in den Augen schienen zu tanzen.
    Er blieb hocken, faßte mich an – Und erstarrte, denn die Mündung der Beretta drückte genau in seine Wange unter dem linken Auge…
    ***
    Gurney wußte, was Sache war. Er kannte das Spiel und blieb starr hocken.
    Nicht so sein Kumpan. »He, was ist denn? Warum…?«
    »Halt die Schnauze! Bleib da, wo du bist.«
    »Das ist auch gut für euch!« flüsterte ich.
    Der Mugger hatte den ersten Schock schnell überwunden. »Was willst du eigentlich? Mir den Schädel zerschießen?«
    »Zur Not auch das!« Ich hatte große Mühe, mich zusammenzureißen. Noch immer steckte mir die unfreiwillige Karussellfahrt in den Knochen. Gurneys Gesicht blieb nicht ruhig. Manchmal drehte es sich wie ein bleicher Ball im Kreis.
    »Und jetzt, Opa?«
    »Läßt du deine komische Eisenstange fallen. Aber schnell.«
    Er überlegte noch, ich drückte fester zu, und Gurney keuchte.
    »Gut«, sagte er.
    Als ich die Augen verdrehte und an ihm vorbeischielte, sah ich, wie die Stange im feuchten Sand landete.
    Das hatte auch der Kleine gesehen. »Gurney, bist du blöd geworden. Was ist mit dir?«
    »Sag es ihm!« zischte ich.
    »Der… der Alte hat eine Kanone. Ist Scheiße, ich weiß. Kann nichts daran ändern.«
    Der Kleine gab keinen Kommentar. Er war wohl zu überrascht.
    Wir wirkten ebenfalls wie erstarrt. Meine Haltung gefiel mir nicht.
    Sie war einfach zu steif, lange würde ich das nicht schaffen.
    Plötzlich kicherte Gurneys Kumpan. »Der Opa ist gut, nicht?
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