Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel

0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel

Titel: 0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Totenlicht ab, das in der Finsternis einen bläulichen Schimmer bekommen hatte.
    Klettergeräte sah ich ebenso wie einen Sandkasten für die Kleinsten der Kinder.
    Das ließen wir liegen. Unser Ziel war ein primitives Karussell. Es bestand aus einer hohen Eisenstange, einem pilzförmigen Dach, an dessen Ränder ebenfalls vier Eisenstangen befestigt waren. Ihre Enden teilten sich, um sich an den Rücken der schmalen Sitzplätze festzuklammern und diese halten zu können.
    Neben einem Sitz blieben wir stehen. Der Größere ließ mich los.
    »Na, Opa, wie gefällt dir das?«
    »Was… was soll ich damit?«
    »Mit dem Karussell fahren«, quiekte der Kleinere. »Das ist doch schön oder nicht?«
    Ich hob nur die Schultern.
    Gurney war es leid. Er drehte mich herum, packte wieder zu und drückte mich tiefer, so daß ich nicht anders konnte, als mich in den engen Sitz hineinzuklemmen.
    »Da bleibst du hocken, Alter!«
    Ich schaute zu ihnen hoch. Das Grinsen auf ihren Gesichtern sagte mir genug. Es war gemein und hinterhältig. Sie hatten Schlimmes mit mir vor und brauchten nicht befürchten, gestört zu werden. Um diese frühe Morgenstunde trieb sich kaum jemand im Hyde Park herum. Jetzt hätte ich mir eine Polizeistreife gewünscht. Ich wußte, daß sie auch im Hyde Park unterwegs waren, aber sie nahmen zumeist die bequemeren Routen.
    »Wir drehen jetzt das Karussell, Opa, und du wirst später trampeln, damit es auch in Bewegung bleibt. Klar?«
    »Ja.«
    »Mal sehen, wie lange du es aushältst. Es gab Leute, denen wurde schon nach den ersten fünf Umdrehungen schlecht. Andere hielten es fünf Minuten aus. Bei dir wird es wohl in der Mitte liegen.« Gurney schüttelte den Kopf. »Und wenn du fertig bist, wirst du für deinen Spaß noch bezahlen. Auf dem Jahrmarkt mußt du auch blechen, wenn du mit deinen Enkeln losziehst. Oder hast du keine?«
    »So ist es.«
    »Dann hast du bisher viel gespart, aber das werden wir ändern, glaub mir.«
    »Soll ich, Gurney?« Der Kleine hielt eine Stange umklammert. Er fieberte dem Spaß entgegen.
    »Okay, fang an!«
    Das ließ sich der Typ nicht zweimal sagen. Mit einer ersten Kraftanstrengung setzte er das Karussell in Bewegung. Er fluchte dabei, lief die erste Runde mit, und das Gerät bekam noch mehr Schwung.
    Ich hatte die Füße anheben müssen, sonst wären sie über den Boden geschleudert.
    Dann sah ich den Kleinen weglaufen und sich drehen. Während der Drehung holte er etwas unter seiner Jacke hervor. Was es war, wußte ich nicht, bei der nächsten Umdrehung jedoch hörte ich ein metallisch klingendes Geräusch.
    Tatsächlich war Metall auf Metall getroffen. Beide Mugger hielten kurze Eisenstangen in den Händen, die sie bei jeder Umdrehung gegen die Stäbe schlugen.
    »Musik!« kreischte der Kleine und lachte schrill. »Ja, wie auf der Kirmes. Musik beim Fahren. Ist das nicht schön, Opa?« Wieder holte er aus und schlug zu.
    Ich zog unwillkürlich den Kopf ein, denn es sah so aus, als wollte er mir die Stange gegen den Schädel schmettern, doch sie wischte dicht über mein feuchtes Haar hinweg.
    »Trampeln!« befahl Gurney und hämmerte in kurzen Schlägen zu.
    »Du sollst trampeln, Alter. Wir wollen mitbekommen, wie schnell du bist. Das ist keine Fahrt, das ist eine Krankheit. Los, mein Junge, beeil dich!« Diesmal traf er mich. Der Schlag erwischte mich in den Rücken und schleuderte mich nach vorn.
    Automatisch bewegte ich die Beine, stapfte durch die feuchte Mischung aus Lehm und Sand. Ich kam den Befehlen der Mugger nur nach, um mich zu retten.
    Wie lange hielt man diese Anstrengung aus? Die Kinder dagegen hatten ihren Spaß. Wäre ich normal gewesen, hätte ich es den beiden schon längst gegeben, dann wäre es nicht soweit gekommen, aber ich mußte mitmachen, sonst droschen sie mich eiskalt zusammen.
    Sie hatten ihren Spaß und freuten sich, als sie meine heftigen Beinbewegungen sahen und auch mein Keuchen hörten.
    Ich hatte die Runden nicht mitgezählt. Lange würde ich das nicht aushalten können. Ich spürte schon jetzt den Schwindel, hörte das Anschlagen der Eisenstangen gegen die Stäbe wie ein grelles Hämmern in meinem Hirn widerklingen und sah die beiden Kerle nicht einmal mehr deutlich, sie verschwammen zu Schatten, die in die Dunkelheit hineinfließen wollten.
    Es wurde immer schlimmer.
    Gurney machte mir noch ein Kompliment. »Du hältst dich verdammt gut, Alter. Treibst wohl noch Sport, wie?«
    »Der steigt auf die Oma!« schrie der Kleine und hämmerte wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher