Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0621 - Weckt die Toten auf!

0621 - Weckt die Toten auf!

Titel: 0621 - Weckt die Toten auf!
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
das Wechselspiel der Szenen auf der Klinge.
    Dann begann er, mit der Dolchspitze das unsichtbare Muster auf den Körper des gefesselten Opfers zu zeichnen.
    Es war seltsam, schien viel zu schnell zu gehen. Gestern hatte er es noch genossen, dieses Gefühl der Macht über Leben und Tod. Leben nehmen und Leben geben… wer das konnte, den interessierte weltliche Macht nicht mehr.
    In ihm erwachte die Vorstellung, auch künftig als Zweiter Erwecker zu fungieren. Warum immer das Los nehmen, warum die Auswahl dem Zufall überlassen? Vielleicht war es seine Bestimmung, diese Tätigkeit auszuführen. Die anderen… sie mochten sich mit Vor- und Nachbereitung des Rituals begnügen und mit dem Beschwörungsgesang.
    In diesem Moment erwachte das Mädchen. Es sah den Tod vor sich.
    Der Knebel verhinderte, daß es aufschreien konnte, die Stahlspangen fesselten es an den Blutaltar.
    Es war soweit.
    Das Leben durfte von einem Körper in den anderen fließen. Jemand starb, damit ein anderer wieder leben durfte.
    José faßte den Dolch fester und stieß zu.
    ***
    Eva hatte draußen vor der Garagentür gewartet, die die Männer hinter dem Chevrolet wieder geschlossen hatten. Sie lauschte. Sie hörte etwas von einem magischen Gegenstand und einem Mann, der sich scheinbar mit Magie auskannte und gefesselt werden sollte, damit man ihn später, nach dem Ritual, befragen und töten konnte.
    Das mußte Zamorra sein.
    Er war also in eine Falle gegangen. Und das entführte Mädchen würde sterben.
    Eva schüttelte den Kopf. Es durfte nicht sein. Es war doch gut, daß sie in Rio geblieben war. Der Zufall hatte sie wieder mitten ins Geschehen hinein gebracht. Auch wenn es ihr überhaupt nicht gefiel - aber sie war die einzige, die jetzt noch etwas tun konnte.
    Als es still wurde, zog sie vorsichtshalber den langen Dolch aus der Metallscheide und öffnete die Garagentür einen schmalen Spalt. Sie schlüpfte hinein. Es war dunkel. Als sie sich vorwärtstastete, stieß sie gegen das Auto und bewegte sich dann daran entlang.
    Bei den meisten Fahrzeugen befindet sich der Lichtschalter irgendwo links vom Lenkrad. Das wußte sie in diesem Moment, öffnete die Fahrertür und fand den Schalter auf Anhieb. Die Scheinwerfer flammten auf und schufen dämmeriges Streulicht in der Garage.
    Jetzt sah sie Zamorra. Er war so verschnürt worden, daß er aus eigener Kraft niemals freikommen konnte. Außerdem war er ohne Besinnung. Aber auf der Motorhaube des Chevrolet lag sein Amulett.
    Eva lächelte. Das Schicksal ging schon seltsame Wege…
    Widerwillig nahm sie die Silberscheibe an sich. Sogleich floß Energie auf sie über. Das Amulett glühte auf und verlosch dann wieder. Eva fühlte, daß magische Energie auf sie übergegangen war.
    Sie sah die Tür, die ins Innere des Hauses führte. Schlüpfte vorsichtig hindurch.
    Im Korridor dahinter brannte Licht.
    Eva schlich weiter. Immer wieder lauschte sie. Dann hörte sie den Gesang und folgte ihm.
    Sie fröstelte bei den Klängen, die eine Gänsehaut auf ihrem Körper erzeugten. Es waren Töne, die ihr durch Mark und Bein gingen. Böse Klänge.
    Als sie die nächste Tür vorsichtig aufschob, sah sie den Altarraum vor sich.
    Sah die Satansfratze, die sich im gleichen Moment zornig verzerrte.
    Sah die Gestalten in den weißen Kutten, sah das Mädchen auf dem Altar und den Kuttenträger, der gerade mit einem Dolch aus leuchtender Schwärze zustieß.
    Sie schrie auf.
    Im gleichen Moment verwandelte sich der Raum in einen Hexenkessel.
    ***
    »Da!« stieß Nicole hervor und deutete auf das eigenartige Leuchten, das ein paar Dutzend Meter vor ihnen zwischen den Grabmälern entstanden war.
    »Da ist er!«
    Sie begann zu laufen, obgleich ihr Verstand ihr sagte, daß das unvernünftig war. Was, wenn der Gesuchte sie angriff?
    Es mußte der Erwecker sein!
    Wer sonst trieb sich nachts auf dem Totenacker herum? Noch dazu eingehüllt von einer Lichtaura, die keinesfalls auf natürlichem Wege entstanden sein konnte!
    »Warten Sie«, rief Kommissar da Caveneiro. Aber da war Nicole schon nahe genug heran, um sehen zu können, was passierte.
    Der Erwecker nahm von ihr nicht einmal Notiz!
    Er schien völlig in seine Tätigkeit versunken zu sein. Vor ihm schwebte über einem geöffneten Grab eine Frau völlig frei in der Luft. Der Erwecker bewegte nur seine Hände. Und irgendwie spürte Nicole, daß magische Energie floß.
    Was konnte sie tun, um das zu verhindern?
    War es nicht schon zu spät? Jemand erwachte zu neuem Leben, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher