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0615 - Der träumende Dämon

0615 - Der träumende Dämon

Titel: 0615 - Der träumende Dämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Automatik-Wählhebel am Lenkrad auf ›D‹ und gab Gas. Der ps-starke Straßenkreuzer schoß vorwärts, durch eine der unzähligen Pfützen, und Amos bekam die Dusche ab.
    Unter normalen Umständen hütete Zamorra sich, so zu fahren. Es gab nichts Ärgerlicheres für einen Fußgänger, als von einem rücksichtslosen Raser mit einem Wasserschwall bedacht zu werden - außer vielleicht, gleich ganz überfahren zu werden. Aber die kalte Dusche konnte dem Exteufel vielleicht ganz gut tun.
    Zamorra fuhr zum Haus, in dem die Lafittes wohnten. Dorthin solle Fooly sich gewandt haben, hatte Sid Amos gesagt. Hoffentlich stimmte wenigstens das… Denn die beiden unterschiedlichen Angaben zu Zoraks Aufenthalt gaben Zamorra doch zu denken.
    Da stimmte etwas nicht.
    So betrunken konnte Amos gar nicht sein, daß er Fakten verwechselte. Aber momentan hatte Zamorra keine Möglichkeit, herauszufinden, welche der beiden Informationen richtig war. Die eine - der geheimgehaltene Ort der Hölle - war äußerst vage, denn die Schwefelklüfte besaßen eine gewaltige Ausdehnung, waren gewissermaßen ein ganzes Universum. Da bedurfte es schon einer etwas exakteren Angabe.
    Aber die zweite Auskunft - das Haus in Rom, in der Nähe des Vatikans - war zumindest unglaubwürdig. Vor allem, wenn Lucifuge Rofocale als Schirmherr dahintersteckte. Denn allein die Aura dieses heiligen Ortes störte viele Dämonen empfindlich. Und auch bei Zorak und T'Carra konnte Zamorra sich nicht unbedingt vorstellen, daß sie die Nähe des Vatikans als sonderlich begrüßenswert empfanden.
    Der Weg zu den Lafittes war nicht weit. Zamorra stoppte den Wagen wieder und schaltete den Motor ab.
    Sie waren seit langer Zeit befreundet. Pascal Lafitte, der das Pech hatte, immer wieder arbeitslos zu werden, verdiente sich ein paar Francs dazu, indem er für Zamorra dessen abonnierte Zeitungen aus In- und Ausland durchforstete und nach Berichten über unerklärliche Phänomene suchte. Die Texte scannte er ein und schickte sie per Datenübertragung zum Château. Hin und wieder war Zamorra auf diese Weise schon auf versteckte dämonische Aktionen aufmerksam geworden und hatte sie unterbinden oder zumindest die Folgen mindern können.
    Abgesehen davon, sah man sich auch ziemlich häufig; Pascal und Nadine hatten zwei Kinder, die entweder zum Château kamen, um mit dem inzwischen vierjährigen Rhett Saris zu spielen, oder Patricia Saris brachte den Jungen hinunter zu den Lafittes. Andere annähernd gleichaltrige Spielgefährten im Dorf zu finden, war schwer; es gab nur relativ wenige Kinder. Junge Erwachsene wie die Lafittes gab es genug, aber die wenigsten hatten Kinder in die Welt gesetzt. Warum, wußte niemand zu sagen.
    Irgendwie war es nun fast logisch, daß Fooly zu den Lafittes gegangen war. Der Jungdrache, der kaum mehr als hundert Jahre auf dem Buckel hatte, fühlte sich zu Kindern hingezogen. Deshalb war er Rhetts ständiger Spielgefährte und bekam natürlich auch die Freundschaft der Lafitte-Kinder zu spüren.
    Kinder.
    Warum mußte Zamorra ausgerechnet jetzt wieder an T'Carra denken -an das Dämonenkind?
    Er stieg aus. Diesmal hatte er den Wagen so geparkt, daß der prasselnde Dauerregen nicht hineinschlagen konnte. Und genau betrachtet, war so viel Feuchtigkeit auch gar nicht eingedrungen. Das würde schon bald wieder wegtrocknen und dem Leder wenig schaden.
    Es gab nur wenig Materialien, die so widerstandsfähig waren wie Leder.
    Aber noch ehe er bei den Lafittes anklingeln konnte, sah er, wie die Balkontür geöffnet wurde.
    Fooly trat auf den Balkon hinaus.
    Er wedelte kräftig mit seinen Schwingen, und erhob sich in die Luft.
    Mit den Flugeigenschaften eines liebeskranken Huhns flatterte er davon, in Richtung Süden.
    Nicht nach Osten, wo sich Château Montagne befand.
    Sondern jener Flußbiegung der Loire entgegen, an der Regenbogenblumen wuchsen.
    Als der verfolgende Zamorra dort eintraf, war von Fooly nichts mehr zu sehen. Der Jungdrache hatte die Blumen benutzt, um sich mit deren Magie an einen anderen Ort versetzen zu lassen…
    Wohin, konnte Zamorra jetzt nur ahnen.
    ***
    T'Carra sah den vollen Mond.
    T'Carra spürte die Kälte nicht.
    Sie hockte auf ihrem Ast ihres Baumes. Mochte für die Menschen der Mond in der abnehmenden Phase sein - für T'Carra spielte das keine Rolle. Sie sah ihn in seiner vollen Erscheinung. Den Erdschatten glich sie aus. Sie sah auch, was der Schatten verbergen wollte.
    T'Carra träumte wieder.
    Im Traum sah sie die Dinge, die sie
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