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0615 - Der träumende Dämon

0615 - Der träumende Dämon

Titel: 0615 - Der träumende Dämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Nicole. »Ich hätte es dir wohl besser vorher gesagt. Aber ich dachte, dafür bliebe uns keine Zeit mehr.«
    Zamorra streifte die durchnäßte Kleidung einfach ab. Raffael Bois, der zuverlässige alte Diener, würde sie schließlich forträumen, falls Zamorra es nicht vorher selbst tat. Aufmerksam verfolgte Nicole Zamorras ›Striptease‹.
    Er atmete tief durch.
    »Würdest du freundlicherweise mal nicht in Rätseln sprechen?« verlangte er. »Keine Zeit? Wieso?«
    Sie breitete beide Arme aus. »Pardon, Chef. Aber ich hatte versucht, Foolys Verhaltensweisen per Computer zu berechnen. Ich habe alle uns bekannten Verhaltensweisen des Drachen in den Rechner eingegeben. Ich wollte herausfinden, ob es einen bestimmten Rhythmus bei seinem häufigen Ausflippen gibt.«
    Zamorra seufzte.
    »Computer«, ächzte er.
    »Die Prognose lautete, daß Fooly an diesem Tag etwas… hm… Unkalkulierbares tun würde. Und als er dann zum Château hinausstürmte… da dachte ich, er macht wieder mal auf seine unnachahmlich unschuldige Weise 'ne Achterbahn aus Mostaches Saftladen!«
    »Vergiß deine Computerprognosen«, empfahl Zamorra. »Das Unkalkulierbare war wohl, daß Fooly sich dafür interessierte, was Kinder träumen.«
    Er hätte noch mehr dazu sagen können, unterließ es aber. Schließlich erneuerte sie ja auch nicht ihren Protest dagegen, daß er ihr Auto genommen hatte - weil ihm etwas anderes ja auch gar nicht übriggeblieben war. »Träume oder den Wunsch, sie zu analysieren, können Computer leider Gott sei Dank noch nicht kalkulieren. Es scheint aber für dein Programm zu sprechen, daß es zumindest etwas Unkalkulierbares erkannte. Du solltest es umschreiben - damit es Horoskope erstellt.«
    »Du willst mich auf den Arm nehmen«, erwiderte Nicole vorwurfsvoll.
    »Wieso? Mit Horoskopen läßt sich Geld verdienen. Schließlich wollen ein paar hundert Millionen Menschen täglich wissen, ob ihnen eine schwarze Katze von rechts oder links über den Weg läuft oder welche Lottozahlen sie ankreuzen sollen.«
    »Das ist doch Schwachsinn«, murrte Nicole.
    »Eben«, grinste Zamorra.
    »Fooly ist also wieder hier«, resümierte er schließlich. »Er war übrigens tatsächlich in der Kneipe. Und mit gekonntem Zauberspruch hat er unseren Freund Sid Amos betrunken gemacht. So hast du ihn noch nie erlebt…«
    »Warum hast du mich nicht angerufen? Ich wäre sofort gekommen.«
    »Zu Fuß? Das einzig verfügbare Auto hatte doch ich in Betrieb.«
    »Um Assi im Vollrausch zu erleben, gehe ich meilenweit«, erklärte Nicole.
    »Und Sid hat mir zwei Möglichkeiten genannt, Zorak zu finden«, fuhr Zamorra fort.
    Sie zuckte zusammen. »Wirklich? Hoffentlich nicht wieder so wie vor zwei… drei Jahren? Ich weiß nicht mehr, wie lange es jetzt her ist. Aber es war nicht gerade eine schöne Geschichte, wenn ich mich recht entsinne.«
    Zamorra nickte.
    Es mußte das Jahr 1984 gewesen sein, als er mit dem Halb-Druiden Kerr, seines Zeichens Inspektor bei Scotland Yard, einen Dämon ausgeräuchert hatte. Das war in England gewesen. Das Opfer hatten sie retten können; Kerr war verletzt worden und der Dämon Zorak entkommen.
    Zehn Jahre später hatte Zamorra wieder mit Zorak zu tun bekommen. Sid Amos hatte ihm den entsprechenden Hinweis gegeben. Der Dämon Zorak hatte sich in dem Ort Arlebosc versteckt, und davor in Annonay. Unter dem Namen Carrie Zorague, später als Cora Carrieux.
    Als Cora Carrieux zog der Dämon ein recht seltsames Kind auf, das er offenbar lange vorher einem anderen Ehepaar als Wechselbalg in die Wiege gelegt hatte. [1]
    Beide waren Zamorra und Nicole entkommen. Wenig später hatten sie noch einmal unter anderen Umständen miteinander zu tun bekommen; zusammen mit Lucifuge Rofocale hatte Zorak Zamorra in Rom eine Falle gestellt. Nach diesem zweiten Unentschieden hatte es keine weiteren Begegnungen mehr gegeben, und Zamorra hatte Zorak schon fast wieder aus dem Gedächtnis gestrichen.
    Inzwischen wußte er, daß Zorak dem Corr-Clan entstammte; einer Sippe der Schwarzen Familie, deren Angehörige eingeschlechtlich waren und nur zwei- bis dreimal in ihrem sehr langen Dämonenleben in der Lage waren, sich zu reproduzieren, was normalerweise hieß, Kinder zu bekommen.
    Ihr Geschlecht konnten sie nach Belieben wechseln und wahlweise als männlich oder weiblich erscheinen, wie es ihnen gerade nützlich erschien.
    Mittlerweile hatte Zamorra mit anderen Corr-Dämonen zu tun gehabt -mit dem bisherigen Clansführer Zorrn, der aber auf dem
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