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0615 - Der träumende Dämon

0615 - Der träumende Dämon

Titel: 0615 - Der träumende Dämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schwefel, aber Sid Amos wurde zunächst unsichtbar und dann wieder sichtbar.
    »Bei den Erzengeln«, zischte er zornig. »Was ist denn jetzt los?«
    Pater Ralph lächelte.
    »Vielleicht«, sagte er sanft, »mag es der Herr nicht, wenn jemand seine Schäflein beleidigt, und straft den Frevler. Vielleicht wirst du zu Pferdefuß heimgehen müssen, Asmodis.«
    Sid Amos erging sich in wilden Verwünschungen.
    Der Pater verließ die Gaststätte. Sid Amos nicht.
    »Ich verstehe das nicht«, knurrte der Exteufel schließlich.
    »Fooly«, sagte Zamorra.
    »Hä?« sagte Amos.
    »Du hast ihn hier einmal sehr betrunken gemacht«, sagte Zamorra. »Könnte es nicht sein, daß er sich jetzt an dir gerächt hat? Hax pax max! Und schon unterliegst du dem Zauber…«
    »Das«, versicherte der Exteufel, »wäre dann aber sehr unchristlichl«
    ***
    »Via Andrea Doria«, sagte der alte Curd unbeeindruckt. »Das klingt irgendwie nach einem Schiff, das mal abgesoffen ist. Liegt wohl schon ein paar Tage zurück…«
    »Jahrzehnte«, versicherte Sid Amos.
    Zamorra fiel etwas anderes auf. »Zu Anfang hast du gesagt, Zorak und sein Dämonenkind befänden sich an einem geheimgehaltenen Ort der Hölle. Nur ein paar Atemzüge später erzählst du von einem Haus in der Via Andrea Doria. Wie betrunken bist du eigentlich wirklich, Sid? Welche Auskunft stimmt nun? - Vergiß es. Ich bin hier, weil ich Fooly suche. Nicht, um mich von dir beschwatzen zu lassen. Weißt du was? Wenn du dich mit dir selbst einig geworden bist, welche Adresse die richtige ist, schick mir 'ne E-Mail.«
    »Was, er soll dir die Adresse emaillieren?« staunte Curd. »Wie geht denn das?«
    »Laß es dir von Assi erklären«, sagte Zamorra und verließ das Lokal.
    Draußen regnete es immer noch in Strömen.
    Und durch das Regengrau sah Zamorra im Wagen das Visofon blinken.
    Jemand rief ihn an.
    Er spurtete zum Wagen, stieg ein und bekam wieder einen Wasserschwall mit, der durch die geöffnete Tür hereinkam. Hastig knallte er die Tür zu und nahm das Gespräch entgegen.
    Nicole rief ihn an. Er sah ihr stirnrunzelndes Gesicht auf dem kleinen LCD-Display der Anlage, die im Auto ein ›normales‹ Telefon ersetzte.
    »Ich hab's doch geahnt«, sagte sie. »Du bist mit meinem Auto unterwegs.«
    »Natürlich. Hast du erwartet, daß ich zu Fuß gehe?«
    »Aber um Fooly zurückzuholen? Zamorra! Mit meinem Auto! Bist du wahnsinnig?«
    »Du hast mich losgeschickt, um den Drachen zu holen. Du weißt, daß der BMW in der Werkstatt steht. Also, was blieb mir übrig?«
    »Der Drache wird mir die Ledersitze völlig zerkratzen, und den Lack auch, wenn er einsteigt und mit seinen Flügeln und dem Schwanz überall hängenbleibt!« protestierte Nicole. »Ich bringe dich um, wenn…«
    Als ob ich's nicht geahnt hätte , dachte Zamorra und sah seufzend zum Stoffverdeck des Cabrios empor. »Er wird den Lack beim Einsteigen nicht zerkratzen«, versicherte er. »Ich mache das Verdeck auf, dann kann er von oben einsteigen…«
    »Zamorral« heulte sie auf. »Es regnet, falls Dir das noch nicht aufgefallen ist! Du läßt das Verdeck gefälligst zu!«
    »Ja, ich glaube, ich bin auch schon ein bißchen naß geworden«, murmelte er. Dabei rutschte er auf dem Fahrersitz etwas nach rechts, weg von der feucht gewordenen Außenkante. »Du solltest das Sitzleder bei Gelegenheit mal gegen Feuchtigkeit imprägnieren, chérie…«
    »Was soll das denn schon wieder heißen? Du hast doch nicht etwa…«
    »Nein, ich bin nicht undicht geworden!« unterbrach er sie. »Und außerdem muß ich jetzt das Gespräch beenden. Ich habe nämlich gerade Fooly gesehen. Ich bin dann in zwanzig Minuten oder Stunden wieder oben im Château…«
    »Za…«
    Das Bild auf dem LCD-Schirm erlosch, die Bildtelefonverbindung ins Château brach zusammen.
    Es war nicht Fooly, den Zamorra gesehen hatte. Sondern Sid Amos, der gerade aus der Kneipentür kam. Für einen Augenblick war es ein Bild von Seltenheitswert, wie der Exteufel unter dem geschnitzten Teufelskopf und der Leuchtschrift stand. Man müßte es fotografieren , dachte Zamorra.
    Dann setzte Amos sich in Bewegung.
    Direkt auf den Cadillac zu.
    Durch die geschlossenen Fenster hörte Zamorra ihn singen: »Ein Hauptmann im Hetärenhaus erwachet, und er fragt sich: ›Was hab ich da bloß gemachet? Hieb, Stich und Stoß - wie mach ich das bloß‹?…«
    Die weiteren, wenig jugendfreien Verse ersparte Zamorra sich. Er drückte auf den Startknopf. Der Motor sprang an, Zamorra schob den
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