Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
060 - Jenseits der Dämmerung

060 - Jenseits der Dämmerung

Titel: 060 - Jenseits der Dämmerung
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
wirkte beinahe zufrieden, so als wisse auch sie, dass das Ende der Reise erreicht war. Der schmale Lichtschimmer, der auf ihre Wange fiel, brachte den Staub in der Luft zum Tanzen. Es war ein friedlicher, stiller Moment…
    ... den Aruula mit einem Ruck beendete, als sie aufsprang.
    »Maddrax!«
    »Bist du schon müde?«, kam seine Stimme zurück.
    »Nein, ich möchte, dass du dir etwas ansiehst.«
    Sie hörte seine Kleidung rascheln, dann stand er neben ihr.
    »Was siehst du?«, fragte sie.
    »Eine Irre mit Wachs auf der Nase«, sagte er und gähnte. »Was sollte ich denn sehen?«
    »Das.«
    Vor ihr seufzte Maadi leise und drehte den Kopf. Der Lichtschimmer glitt an ihrer Wange entlang. Er kam von oben, von jenseits der Kerzen.
    Maddrax ging in die Knie, sah hinauf zu der Stelle, wo die Harpune die Scheibe zertrümmert hatte. Dann sprang er auf und lief zur Tür. Jedes bisschen Müdigkeit war aus seinen Bewegungen verschwunden. Aruula folgte ihm, als sie sah, dass sich auch Aiko aufgerichtet hatte. Sie erreichte das Dach knapp hinter Maddrax.
    »Da!«, rief er und zeigte auf eine Stelle, an der Wand und Decke sich berührten. Der dünne Lichtstrahl fiel durch einen feinen Spalt in die Höhle.
    »Das ist Tageslicht!« Maddrax klang plötzlich aufgeregt und enthusiastisch. »Wir sind vielleicht nur ein paar Zentimeter von der Oberfläche entfernt!«
    Er zog den Driller, zielte sorgfältig und gab zwei Schüsse in die Wand ab. Es krachte, Dreck spritzte auseinander, aber als sich der Staub legte, hatte sich der Riss nur unwesentlich verbreitert.
    Maddrax steckte die Handfeuerwaffe ein. »Massiver Fels. Da kommen wir mit dem Driller nicht durch. Wir brauchen etwas mit mehr Power, so was wie Dynamit oder Plastiksprengstoff…«
    Aruula wartete seinen Gedankengang ruhig ab und hoffte - wie immer in solchen Situationen -, dass ihm sein Gott MacGyver eine Eingebung schicken würde.
    Nach einem Moment sah Maddrax auf. Seine Augen leuchteten. »Das ist völlig irrsinnig, aber es könnte funktionieren.«
    ***
    Bis auf Peck, der nur langsam das Bewusstsein wiedererlangte, halfen alle mit. Maadi schraubte mit Aikos Dolch die Bänke aus dem Boden und hebelte kleinere Bretter auf, die sie dann auf einem Stapel zusammentrug. Aruula hatte behauptet, ihre Familie hätte das von ihr verlangt; eine gemeine, aber leider notwendige Lüge, denn wenn Matts Plan funktionieren sollte, musste der Ofen der Lok so schnell wie möglich heiß werden.
    Quee und Aruula zertrümmerten die größeren Holzkonstruktionen und luden sie auf den Tender, wo sie von Matt und Aiko entgegengenommen und in den Heizkessel geworfen wurden. Parallel dazu schaufelten die beiden Kohlen in den Führerstand der Lok und schichteten sie links und rechts der Befeuerungsöffnung zum Trocknen auf.
    Als der erste Rauch aus dem Schornstein der Lok aufstieg, hatte sich sogar Quee an der allgemeinen Umarmung beteiligt – Maadi ausgenommen. Die Angst vor der Legende saß zu tief.
    Matt warf eine weitere Ladung Holz in den Ofen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er stach unangenehm in der Platzwunde über seinem Auge, entfernte aber zumindest den Dreck.
    Auch Aiko legte Bretter nach und sah angestrengt ins Feuer. »Das muss noch viel heißer werden, aber ich weiß nicht, ob das Holz reicht. Jeder Balken, den wir entfernen, schwächt unsere Position. Quee konnte Maadi vorhin nur knapp davon abhalten, den Fußboden herauszureißen.«
    Matt nickte. »Ich weiß, aber ich möchte die Kohlen erst nachlegen, wenn wir sicher sind, dass sie das Feuer nicht ersticken. Dann hätten wir nämlich ein echtes Problem.«
    »Ach. Und was haben wir jetzt? Problem-Probewochen zum Abgewöhnen?«
    Matt musste lachen; so viel Galgenhumor hätte er dem Cyborg gar nicht zugetraut.
    Aiko wollte zurück auf den Tender klettern, aber Matt hielt ihn zurück. »Schick mir doch bitte Quee nach vorn.«
    Er drehte sich um und öffnete die Ofenklappe mit einem Haken. Zumindest sie war bereits so heiß geworden, dass man sie selbst mit einem Tuch nicht mehr berühren konnte.
    Nach rund einer Stunde Arbeit war das aber auch das Mindeste, was man erwarten konnte.
    Die feuchten Kohlen links und rechts dampften aus; es roch streng und modrig und reizte zum Husten.
    »Du wolltest mich sprechen.« Quee warf eine Ladung Holz in die Lok hinab und sprang hinterher.
    »Ja, ich brauche einen guten Kletterer.« Matt zeigte auf ein nach oben gebogenes Rohr, an dem ein uhrenähnliches Gehäuse befestigt war. »Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher