Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
060 - Jenseits der Dämmerung

060 - Jenseits der Dämmerung

Titel: 060 - Jenseits der Dämmerung
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
überleben.
    Noch im Laufen nahm Matt den Umhang, den Maadi in der Hitze abgelegt hatte, und riss ihn auseinander. Damit konnte er zumindest seine Hände und Knie schützen.
    Im gleichen Moment stieß ihn jemand heftig zur Seite. Matt prallte gegen die geöffnete Tür und spürte einen scharfen Schmerz, als seine Wunde aufplatzte. Der Umhang wurde ihm aus der Hand gerissen, dann verschwand eine Gestalt auf den Kohlewagen – eine Gestalt, die eine Harpune auf dem Rücken trug.
    »Quee!«, schrie Matt und kam auf die Beine. »Komm zurück!«
    Sein Ruf und Aruulas gebrülltes »Maadi!« überschnitten sich. Er fuhr herum und sah gerade noch, wie die Verrückte an ihm vorbeihuschte, die Stufen hinab und in die Höhle hinein lief.
    Für eine Sekunde war Matt orientierungslos, wusste nicht, wem er folgen sollte, doch dann entschied er sich instinktiv für Maadi und sprang aus dem Waggon.
    Sie rannte auf die Mols zu, die augenblicklich ihre entspannte Haltung aufgaben und sich aufrichteten.
    »Benn! Wie habe ich auf dich gewartet!« Maadi schien etwas zu sehen, das nur sie allein in ihrem Wahn sehen konnte.
    Matt steigerte sein Tempo und drehte nur kurz den Kopf, als das Pfeifen nachließ. Quee hockte auf dem Kessel und wickelte Stoff um ein aufragendes Rohr. Dampf stieg aus seiner Kleidung auf.
    Dann hatte Matthew Maadi endlich erreicht. Mit einem Sprung riss er sie zu Boden. Sie versuchte nach ihm zu schlagen, aber er umfasste ihre Handgelenke und drückte die Frau mit seinem Gewicht nach unten. Ihre Züge war verzerrt. Matts Blut tropfte auf ihre Stirn und perlte am Wachs ab.
    »Vertrau mir. Deine Familie ist nicht hier. Wir müssen zurück!«
    Sie schien ihn nicht zu hören, wehrte sich weiter mit solcher Kraft, dass er sie kaum halten konnte. Keine Chance, sie unter Kontrolle zu bringen. Es sei denn…
    »Dein Mann und die Kinder sind tot!«, brüllte ihr Matt ins Gesicht. »Schon seit langer Zeit! Hör auf, nach ihnen zu suchen, und komm mit!«
    Maadi erschlaffte unter seinem Griff. Sie gab den Widerstand auf und starrte ihn an.
    Die Mols rückten näher und begannen zu fauchen. Was immer die Verrückte bislang hier unten geschützt hatte, schien sie nun zu verlassen.
    Matt zerrte sie hinter einen Felsen, zog seinen Driller und schoss auf die rasch näherkommenden Maulwurf-Mutanten. Acht fielen unter seinen Schüssen, dann war das Magazin leer.
    »Geh schon hoch«, flüsterte Matt mit einem Blick auf die rot glühende Lok. »Dieser scheiß Kessel mu ss doch endlich hochgehen!«
    »Es tut mir Leid«, sagte Maadi mit unerwarteter Klarheit, »dass ich Sie in diese Lage gebracht habe. Ich hoffe, Sie können das einer trauernden Frau nachsehen.«
    »Was?« Matt sah sie an, nahm dann jedoch aus den Augenwinkeln wahr, dass sich die Mols zurückzogen. Verblüfft kam er hinter dem Felsen hoch und starrte auf einen der Höhleneingänge, aus dem sich eine Gestalt schob, wie er noch keine zuvor gesehen hatte.
    ***
    »Er ist hier!«, schrie Quee auf dem Führerhaus der Lok.
    Und das war er.
    Nur noch wenige Meter, dann wäre Quee in Sicherheit.
    Er war gerade vom Kessel auf das Führerhaus der Lok gesprungen, als er bemerkte, dass sich die Mols zurückzogen. Ungläubig blieb er einen Moment stehen. Und sah, warum die Bestien nicht weiter vorrückten.
    Sie machten dem Platz, von dem Quee und die anderen Molunter in ihren Albträumen zitterten.
    Der weiße Mol.
    »Er ist hier!«
    Es konnte keinen Zweifel daran geben, dass er es war. So groß wie fünf Mols, mit einem Fell, das wie weißer Marmor schimmerte. Seine roten Augen strahlten eine solche Boshaftigkeit aus, dass Quee glaubte, sein Herz müsse aufhören zu schlagen. Langsam, mit Schaufelklauen, die so groß wie ein Mensch waren, bahnte er sich seinen Weg in die Höhle.
    Quee wusste, weshalb er da war, wusste nun, weshalb sie alle an diesen Ort gelockt worden waren. Ihre Gier in dieser Nacht hatte den weißen Mol zu ihnen geführt. Er war gekommen, um zu töten.
    »Das bin ich auch«, sagte Quee und stand auf. Unter seinen Füßen begann die Lokomotive zu vibrieren. Quee merkte es kaum. Er hatte die Gefahr vergessen, konzentrierte sich nur noch auf den weißen Mol. Er nahm die Harpune von seinem Rücken und balancierte sie aus, trat ein paar Schritte zurück bis an den Rand des Daches. Dann lief kraftvoll an und sprang!
    In dieser Sekunde explodierte der Kessel.
    Matt presste Maadi zu Boden, als die Trümmer auf sie nieder regneten. Dreck, Steine, Teile der Lok, das alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher