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060 - Jenseits der Dämmerung

060 - Jenseits der Dämmerung

Titel: 060 - Jenseits der Dämmerung
Autoren: Claudia Kern
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dem Nichts kamen, zu Königen aufsteigen konnten. Ich wollte nie der König sein, nur sein treuester Samurai, der alle Gefahren von ihm fernhält.« Er lächelte.
    »Sehr unrealistisch.« .
    Matt hob die Schultern. »Nicht unrealistischer als Quarterback bei den Fourty Niners zu werden.« Er bückte sich und betrachtete die Plakette an der Ofenklappe. »Das ist ein Museumszug, eine Leihgabe der Northwestern American Railway Association. Vielleicht war mal über uns eins dieser kleinen lokalen Eisenbahnmuseen, in denen man Sonntags ein paar Meilen auf einer Dampflok fahren durfte.«
    »Das wird uns nichts nützen«, sagte Aiko. »Selbst wenn wir Schienen hätten, ließen sich die Kolben nach fünfhundert Jahren nicht mehr bewegen.«
    Frustriert klopfte Matt gegen eine Anzeige. »Sogar Wasser ist im Kessel. Er ist also immer noch dicht – gute amerikanische Wertarbeit! Aber du hast natürlich Recht; das Ding fährt keinen Zentimeter mehr.«
    Aiko verschränkte die Arme vor der Brust. Die Haut seines rechten Arms war so tief aufgerissen, dass man die künstlichen Muskeln aus Plysterox sehen konnte.
    »Es gibt da etwas«, sagte er unvermittelt, »worüber ich mit dir reden wollte, solange wir allein sind.«
    Matt merkte auf. »Worum gehts?« Aber es betraf nicht Aruula, wie er vermutet hatte.
    »Um die Mols, die uns eben verfolgt haben. Ich hatte den Eindruck, dass sie uns gezielt in diese Höhle getrieben haben. Ist dir nicht auch aufgefallen, wie leicht wir in den Zug gelangt sind?«
    Das war Matt tatsächlich aufgefallen, aber da es zu den wenigen positiven Ereignissen der Nacht gehörte, hatte er es nicht weiter hinterfragt.
    »Sie haben uns jetzt genau da, wo sie uns haben wollen.« Aiko machte eine kurze Pause, dachte über die Dinge nach, die er bereits erfahren hatte. »Peck sprach doch von ihrer Rachsucht. Ich fürchte, das war noch untertrieben. Diese Viecher sind intelligent. Sie haben uns zusammengetrieben, und nun warten sie. Aber auf was? Wieso bringen sie uns nicht einfach um?«
    Darauf wusste auch Matt keine Antwort…
    ***
    »Mein Name ist Quee«, sagte der Fremde, während er mit spitzen Fingern Knochensplitter aus Pecks Bein zog. »Ich bin der Harpunier der Molunter.«
    »Ich heiße Aruula.«
    Sie hatte die Harpune in sicherer Entfernung an die Wand gelehnt und achtete darauf, dass sie stets zwischen Quee und Maadi stand. Sie konnte verstehen, dass er Maadi für ein schlechtes Omen hielt, glaubte vielleicht sogar selbst zu einem Teil daran. Aber sie würde ihren Tod nicht zulassen.
    »Die Götter«, sagte sie, »erweisen deinem Freund einen großen Dienst, wenn sie ihm das Bewusstsein rauben. Er hätte sonst furchtbare Schmerzen.«
    »Er würde sie ohne einen Laut ertragen. Er ist ein stolzer Mann.« Quees Tonfall drückte Verehrung aus – und noch etwas, das Aruula nicht einordnen konnte.
    Sie drehte sich um, als Maddrax und Aiko den Waggon, wie ihr Gefährte das Haus auf Rädern nannte, betraten. An Maddrax' Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass seine Suche ohne Erfolg geblieben war.
    »Nichts«, bestätigte er ihre Vermutungen. »Keine versteckten Waffen, nur feuchte Kohlen und Wasser.«
    »Wasser?« Quee sah auf. »Ich könnte etwas Wasser für Pecks Wunde gebrauchen.«
    Maddrax schüttelte den Kopf. »Es ist seit über fünfhundert Jahren in diesem Kessel. Es würde ihn eher umbringen als ihm zu helfen. Tut mir Leid.«
    Er bemerkte, dass Maadi wieder eingeschlafen war, und sprach leiser weiter. »Die Kerzen reichen noch ein paar Stunden. Ich würde vorschlagen, dass wir uns abwechselnd ausruhen, damit wir fit sind, wenn es ernst wird.«
    Quee und Aiko nickten.
    Aruula hob die Hand. »Ich übernehme die erste Wache. Ich konnte mich vorhin schon etwas ausruhen.«
    Matthew lächelte und streckte sich lang auf einer Bank aus. »Weck mich, wenn du müde wirst.«
    Aiko blieb einen Moment unsicher stehen, als könne er nicht glauben, dass es nichts mehr zu besprechen gäbe, dann nahm er neben Quee Platz und schloss die Augen.
    Aruula setzte sich auf die Kante einer Bank und spielte mit den Lichtreflexen, die ihr Schwert im Kerzenlicht warf. Obwohl niemand es offen gesagt hatte, war klar, dass es keine Fluchtmöglichkeit gab. Maddrax' Wissen um die Vergangenheit war ihre letzte Hoffnung gewesen. Selbst wenn sie nach dem Niederbrennen der Kerzen den Zug nach und nach verfeuerten, kamen sie hier nicht mehr heraus.
    Unbewusst hatte sich Aruula der schlafenden Maadi zugewandt. Ihr wächsernes Gesicht
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