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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier
Autoren: Sandra Brown
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Prolog
     
    Ein leises »Ping« meldete die Ankunft des Aufzugs. Die Doppeltür glitt auf. In der Kabine standen drei Menschen: zwei Frauen mittleren Alters, die wie alte Freundinnen plauderten, und ein Mann in den Dreißigern, der das gestresste Gehabe eines Jungmanagers zeigte. Er trat hastig zurück, um dem Mann und der Frau Platz zu machen, die einsteigen wollten.
    Sie traten mit einem freundlichen Lächeln ein und drehten sich dann zur Tür. Die fünf spiegelten sich schwach in den Messingtüren, als der Aufzug die Abwärtsfahrt zur Hotellobby fortsetzte.
    Das Paar stand einvernehmlich schweigend nebeneinander. Eine der beiden Frauen hinter ihnen redete immer noch, hatte die Stimme aber höflich gedämpft. Ihre Freundin presste die Hand auf den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken, und antwortete dann leise: »O Gott. Und sie war so stolz auf das verflixte Ding.«
    Als der Aufzug langsamer wurde und das nächste Ping einen Zwischenstopp im achten Stock ankündigte, warf der junge Anzugträger einen verstohlenen Blick auf seine Uhr und verzog das Gesicht, als könnte er es kaum ertragen, dass sich die Fahrt schon wieder verzögerte. Die Aufzugtür glitt auf.
    Davor stand eine Person in einem dunkelblauen Jogginganzug, mit einer umlaufenden, verspiegelten Sonnenbrille und einer Skimaske. Über der Mundpartie war ein Haifischmaul mit spitzen Zähnen in das Garn gesteppt.
    Noch bevor die fünf im Aufzug auch nur Zeit hatten, überrascht zu reagieren, hatte die Gestalt den Handschuh in die Kabine gestreckt und mit der Faust gegen den Nottüröffner geschlagen. In der anderen Hand hielt sie eine Pistole.
    »Hinknien. Sofort! Los!«
    Der Befehl wurde in einem hohen Singsang erteilt und klang umso gruseliger, als er aus einem Haifischmaul kam. Die beiden Freundinnen ließen sich sofort auf die Knie fallen. Eine flehte wimmernd: »Bitte tun Sie uns nichts.«
    »Schnauze! Du!« Der Haifisch schwenkte die Pistole auf den Geschäftsmann. »Auf die Knie.« Der junge Anzugträger hob die Hände und sank ebenfalls auf die Knie, sodass nur noch das Pärchen stand. »Seid ihr taub oder was? Runter!«
    Die Frau sagte: »Er hat Arthritis.«
    »Mir egal, selbst wenn er Lepra hat. Runter auf die Knie, verfluchte Scheiße! Sofort!«
    Eine der Frauen an der Rückwand heulte: »Bitte tun Sie, was er sagt!«
    Der grauhaarige Mann hielt sich an der Hand der Frau fest und ließ sich unter sichtbaren Schmerzen auf die Knie sinken. Widerstrebend folgte die Frau seinem Beispiel.
    »Uhren und Ringe. Hier rein.« Der Angreifer hielt dem Geschäftsmann einen schwarzen Samtbeutel unter die Nase, damit der die Armbanduhr hineinlegte, die er eben noch so grimmig angesehen hatte.
    Der Geschäftsmann reichte den Beutel an die Frauen hinter ihm weiter, die hastig ihren Schmuck hineinwarfen. »Die Ohrringe auch«, sagte der Räuber zu der einen Frau. Eilig kam sie seinem Befehl nach.
    Als Letzter bekam der Herr mit den arthritischen Knien den Beutel gereicht. Er hielt ihn der Frau auf, die ebenfalls ihren Schmuck hineinfallen ließ.
    »Tempo!«, befahl der Räuber mit seiner grauenvollen Mädchenstimme.
    Der Herr legte seine Patek Philippe in den Beutel und hielt ihn dann dem Räuber hin, der ihn an sich riss und in die Tasche seiner Kapuzenjacke stopfte.
    »Gut.« Der ältere Herr wirkte kein bisschen eingeschüchtert. »Sie haben bekommen, was Sie wollten. Jetzt lassen Sie uns in Frieden.«
    Es knallte ohrenbetäubend.
    Die beiden Freundinnen kreischten entsetzt auf.
    Der junge Geschäftsmann fluchte fassungslos und heiser vor Schreck.
    Die Frau neben dem älteren Herrn starrte in stummem Grauen auf die Blutspritzer an der Aufzugwand, die hinter dem langsam nach vorn kippenden Körper zum Vorschein kamen.
     
    1
     
    Creighton Wheeler stürmte über die Marmorterrasse, riss sich die Sonnenblende von der Stirn und schleuderte sie, nachdem er sich kurz mit der Hand den strömenden Schweiß vom Gesicht gewischt hatte, mitsamt dem feuchten Handtuch auf einen Liegestuhl, ohne dabei auch nur langsamer zu werden. »Wehe, es ist nicht wirklich wichtig. Ich war gerade dabei, ihm den Aufschlag abzunehmen.«
    Die Haushälterin, die ihn vom Tenniscourt hereingerufen hatte, zeigte sich wenig beeindruckt von seinem Wutanfall. »Nicht in diesem Ton. Ihr Daddy möchte Sie sehen.«
    Sie hieß Ruby. Ihren Nachnamen kannte Creighton nicht und hatte nie danach gefragt, obwohl sie schon vor seiner Geburt für seine Familie gearbeitet hatte. Wenn er mit ihr
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