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060 - Jenseits der Dämmerung

060 - Jenseits der Dämmerung

Titel: 060 - Jenseits der Dämmerung
Autoren: Claudia Kern
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Molunter, der eine große Flotte besaß. Die Familie entschied, dass man enorm viele Bax verdienen könne, wenn man nicht nur eine Werft, sondern auch eine Flotte besaß, und so sahen sie großzügig über Benns früheren Beruf hinweg und verheirateten ihn mit Maadi. Für sie wurde die Villa über unseren Köpfen erbaut, Maadi gebar Zwillinge, die Geschäfte liefen großartig – ein Leben, wie es besser nicht hätte sein können. Doch letztes Jahr wurde das alles von den Mols vernichtet. Sie töteten Benn und die Kinder. Nur seine Frau überlebte, verlor jedoch den Verstand, als sie die Leichen fand. Seitdem lebt sie allein in der Villa, ernährt sich von dem, was mitfühlende Menschen vor die Tür stellen, und sucht nach ihrer Familie. In den Nächten, wenn die Mols kommen, ist es besonders schlimm. Dann läuft sie durch die ganze Stadt, ruft nach ihnen, bettelt uns an, ihr zu helfen.« Er schüttelte sich. »Ist ein schlimmes Schicksal.«
    Matt nickte. Irgendwo hinter sich hörte er, wie Dreck von der Decke zu Boden fiel.
    Staub rieselte aus seinen Haaren.
    »Natürlich ist das schlimm«, sagte er, »aber was hat das mit einem Fluch zu tun?«
    »Die Mols haben Maadi aus einem Grund verschont und verschonen sie immer noch. Sie ist zu einer Todesbotin geworden. Vor rund zehn Monaten stieß einer meiner Leute, Peet, zufällig auf Maadi. Sie bat um seine Hilfe, er lehnte ab, aber sie gab nicht nach, sondern fiel auf die Knie und griff nach seiner Hand. Noch in der gleichen Nacht wurde Peet von einem Mol getötet.«
    »Zufall«, sagte Aiko, der zusammen mit Quee vorausging.
    Peck lachte bitter. »Peet war nicht der Erste und er wird auch nicht der Letzte sein. Jeder, den Mad Maadi berührt, fällt den Mols zum Opfer. Daran ändern deine Zweifel nichts.«
    Er wich erschrocken zurück, als ein Dreckklumpen vor ihm aufschlug. Matt sah unwillkürlich nach oben und blinzelte in den herabrieselnden Staub. Die Decke war von tiefen Rissen durchzogen, aus denen immer wieder Dreck herausbrach und herabstürzte.
    Nervös legte Matt eine Hand gegen die Wand. Sie vibrierte, wurde von heftigen Schlägen erschüttert, als würde sich in ihrem Inneren jemand bewegen.
    »Das ist eine Falle!«, erkannte er im gleichen Moment. »Weg hier!«
    Neben ihm wölbte sich die Wand wie in Zeitlupe. Matt lief los, hinein in einen Regen aus Staub, Dreck und Steinen, der von der Decke auf ihn niederprasselte. Er presste den Stoff seiner Uniform vor Mund und Nase, fühlte, wie seine Augen brannten und der feine Staub seine Kehle verklebte.
    Halb stolpernd, halb laufend kämpfte er sich vorwärts.
    »Hier entlang!«, schrie Aiko irgendwo vor ihm. Matt wischte sich über die tränenden Augen, aber das Chaos aus braunen und grauen Schlieren hüllte ihn weiterhin ein.
    »Die Decke stürzt ein!«
    Matt hörte den Knall im gleichen Moment, warf sich nach vorn und schrie auf, als etwas schwer und hart gegen seinen Kopf schlug. Seine Knie gaben nach, die Laterne entglitt seinen kraftlosen Fingern und schlug gleichzeitig mit seinem Körper auf. Verschwommen sah Matt die Flammen, die sich auf dem auslaufenden Öl bildeten und vom Staub erstickt wurden.
    Der letzte Geruch, den er mit in die Dunkelheit nahm, war der nach Erde und Tod.
    ***
    Mit bloßen Händen wühlte Quee im Dreck. Er riss sich die Finger an kleineren Steinen auf, aber das kümmerte ihn nicht. Irgendwo unter diesem Berg aus Schutt und Dreck lag Peck, sein Anführer, sein Freund und der Mann, den er liebte.
    Ich bitte euch, ihr Götter, dachte er. Lasst nicht zu, dass er stirbt!
    Natürlich wusste Peck nichts von seinen heimlichen Gefühlen, und an manchen Tagen, wenn sie alle dem Alkohol zugesprochen hatten, wollte Quee ihm seine Liebe gestehen, aber er hielt sich stets im letzten Moment zurück. Ein Teil von ihm wusste, dass dieses Geständnis eine Freundschaft zerstören würde, die sie seit Jahren verband.
    Er sah zur Seite, wo sich Aiko mit den kraftvollen Bewegungen eines Schwimmers durch den Dreck wühlte. Unermüdlich drang er in den eingestürzten Bereich vor, in dem Maddrax und Peck verschüttet worden waren, beobachtete dabei jedoch ständig den Rest des Ganges. Quee beneidete ihn um seine Konzentration.
    Plötzlich spürte er etwas Weiches unter seinen Fingern. Ob es Stoff, Fell oder Haut war, konnte er nicht sagen.
    »Hier ist was!«
    Aiko war sofort bei ihm. Gemeinsam zogen sie den Körper vorsichtig aus dem Schutt.
    Quee sah dreckverklebte Haare, dann grünen Stoff. Enttäuscht
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