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057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs
Autoren: Michael Schönenbröcher
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herunter.
    »Das war Wahnsinn«, tadelte ihn seine Gefährtin. »Das ganze Gebäude hätte einstürzen können!«
    Matt grinste, obwohl ihm die Muffe ging. Jetzt, da es vorbei war, löste sich die Anspannung und er fühlte ein leichtes Zittern in den Knien. »Dann rate mal, warum ich euch meinen Plan nicht verraten wollte«, sagte er leichthin.
    ***
    Neunundzwanzig kleine grüne Punkte auf dem Ortungsschirm erloschen gleichzeitig.
    Zwei weitere flackerten noch ein paar Sekunden, dann verschwanden auch sie.
    Für einen Moment gab sich Daryll der Hoffnung hin, das Gerat wäre defekt oder die CFStrahlung würde die Signale stören. Aber beides traf nicht zu. Der Radarschirm zeichnete immer noch das Koordinatennetz der Stadt, und die vom Kometen verursachte Strahlung hatte auf diese kurze Distanz kaum Auswirkungen.
    Die logische Konsequenz: Die Peilsender, die jeder Garde-Robot tief in sich trug, waren ausgefallen. Alle auf einmal. Daryll schauderte, als sich die Erkenntnis in ihrem Hirnspeicher etablierte. Die Garde war vernichtet.
    Diese Menschen mussten über Waffen verfügen, die sie nicht kannte. Waffen, die auch
    sie in Gefahr bringen konnten! Zum ersten Mal wankte Daryll in ihrer scheinbaren Überlegenheit.
    Ihr Blick wanderte zu Aiko, der noch immer bewusstlos auf dem Stuhl hing. Die Aktivität seiner bionischen Bauteile und Hirnimplantate konnte sie auf dem Notebook ablesen: eine flache Linie, nur selten und unregelmäßig von schwachen Ausschlägen unterbrochen.
    Es konnte noch dauern, bis er wieder erwachte.
    Zeit, die sie vielleicht nicht mehr hatte.
    Es gab zwar eine Möglichkeit, aber Daryll schreckte davor zurück: Wenn sie ihr eigenes System mit Aikos Implantaten koppelte, konnte sie ihn bei der Regenerierung unterstützen.
    Aber das war ein Risiko; ein Systemfehler in den fremden Erweiterungen konnte auf ihre eigene Matrix zurückschlagen. Außerdem bedeutete es, sich mit einem minderwertigen Verstand zu verbinden. Eine abschreckende Vorstellung....
    Daryll war fast froh über die Störung, als Ruttger eintrat.
    »Die Garde ist vernichtet«, empfing sie ihn.
    Der Cyborg schien Probleme zu haben, die Information zu verarbeiten. »Vernichtet?«, fragte er, und in seinem Tonfall klang tatsächlich Fassungslosigkeit mit. »Aber wie ist das…?«
    »Das Wie und Warum ist jetzt sekundär«, entgegnete Daryll. »Das Sanatorium hat seine Schutztruppe verloren. Wir müssen weitere Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Wenn ich die Persönlichkeitsprofile der beiden Menschen richtig interpretiere, werden sie zurückkehren, um ihren Kameraden zu befreien.« Sie betonte das Wort, als empfände sie es unpassend für einen Cyborg.
    »Ich verstärke die Wachposten an den Eingängen sämtlicher Gebäude«, sagte Ruttger.
    »Lass außerdem die Fenster versiegeln«, ordnete Daryll an. »Der Komplex muss vollständig gesichert sein.« Sie stockte kurz. Dann entschied sie, dass ihr Assistent in vorderster Linie am besten aufgehoben war. »Du selbst bewachst das Hauptgebäude von außen.«
    Ruttger schien wenig erfreut, nickte aber. Immerhin war das die Chance, sein Versagen wieder gutzumachen.
    Daryll reichte ihm den Elektroschocker. »Damit betäubst du die Menschen. Der LoBot Heihachi wird zerstört. Hast du verstanden?«
    »Ja, Herrin.« Ruttger nahm den Schocker entgegen. »Ich werde dich nicht enttäuschen.«
    »Wenn du versagst, bist du ohnehin tot. So oder so«, sagte Daryll lapidar. »Und nun beeil dich. Dieser Maddraxwird keine Zeit verlieren. Empfangen wir ihn gebührend.«
    Als Ruttger gegangen war, wandte sich Daryll wieder Aiko zu. Nachdenklich betrachtete sie den Reglosen, dann fuhr sie den Dorn aus ihrem Handgelenk. Sollte sie es wagen…?
    Die Zweifel überwogen. Nur im äußersten Notfall, entschied sie. Noch war Zeit. Aiko würde bald von selbst erwachen. Das Programm zur Neustrukturierung seiner Implantate stand bereit; sie musste es nur noch uploaden.
    Damit würde der rebellische Cyborg Aiko Tsuyoshi zu ihrem treuen Diener werden.
    Und seine Freunde ohne Skrupel ins offene Messer laufen lassen…
    ***
    Sie atmeten flach, um sich nicht durch die Dunstfahnen zu verraten, die sich in der Kälte bildeten - auch Heihachi, dessen künstliche Lunge nur vier Atemzüge pro Minute ausführte.
    Vor wenigen Minuten hatten sie ein Loch in den Drahtzaun geschnitten und sich hindurchgezwängt.
    Bis dahin gab es genug Deckung, jetzt aber mussten sie sich mit einem kaum hüfthohen und zwei Meter breiten Mauerrest begnügen,
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