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057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs
Autoren: Michael Schönenbröcher
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hinter dem sie kauerten.
    Die Rückfront des Hauptgebäudes lag vor ihnen. Darüber funkelte das Sternenmeer von einem wolkenfreien Himmel und tauchte alles in ein unwirkliches bläuliches Licht. Die Temperatur war noch einmal gefallen. Sie lag jetzt, wenn die Sensoren des Cyborgs rich54 tig anzeigten, bei Minus sieben Grad Celsius. Die Pfützen auf dem freien Vorplatz glitzerten wie frostige Spiegel.
    Und wie erstarrt wirkte auch die Umgebung. Nichts regte sich; sogar der Wind hatte sich gelegt. Es war totenstill.
    Und das war schlecht. Wenn sie sich dem Sanatorium weiter näherten, würden sie umso leichter zu entdecken sein, je stiller und regloser es war.
    »Dort vorn ist es!« Heihachi dämpfte seine knarrende Stimme. »Zwei Komma fünf Meter oberhalb des Müllberges.«
    Matt kniff die Augen zusammen und konnte die dunkle Öffnung in der Metallwandung des Gebäudes erahnen. Der Schacht für die Küchenabfälle. Darunter türmten sich die Speis ereste. Wenn sie Glück hatten, war das Zeug gefroren, sodass sie daran emporklettern konnten.
    Heihachi war auf die Idee mit dem Abfallschacht gekommen - neben dem Eingang und acht Fenstern, die nach dem Ausbruch mit Sicherheit bewacht wurden, schien dies die einzige Möglichkeit zu sein, in das Gebäude zu gelangen.
    »Wir haben Glück«, raunte Matt. »Ich sehe keine Wachen oder Patrouillen.«
    »Das hat nichts zu sagen«, warf Aruula ein. »Ich traue dem Frieden nicht.« Als Kind der Natur gab sie viel auf ihre Instinkte; dazu brauchte sie ihren Lauschsinn nicht.
    Matt wandte sich an Heihachi. »Irgendwelche Wärmespuren?«
    Der schüttelte den Kopf. »Keine Ortung. Zumindest Cyborgs können wir also ausschließen.«
    Matthew rieb sich die Hände - nicht vor Begeisterung, sondern weil sie ihm allmählich abfroren. Schon deshalb meinte er: »Wir sollten es versuchen. Lieber gleich als später. Wahrscheinlich weiß Daryll noch gar nichts vom Schicksal ihrer Truppe. Dann erwischen wir sie mit heruntergelassenen Hosen.«
    Er hatte das besondere Humorverständnis Heihachis vergessen. »Ist es erforderlich, Daryll so anzutreffen? Die Chance ist eher gering.«
    Matt öffnete den Mund' zu einer Antwort - und klappte ihn wieder zu. Es gab Wichtigeres.
    Aruula schüttelte den Kopf und brummte: »Ihr könnt sagen was ihr wollt - für mich sieht das wie eine Falle aus.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Das sagt mir mein Verstand«, antwortete sie. »Heihachi kam auf den Schacht, nachdem er den Lageplan in seinem… äh, Speicher gelesen hat, richtig?«
    »Korrekt.«
    »Ich kenne mich mit Cyborgs nicht aus - aber wenn Heihachi davon weiß, wissen nicht alle anderen auch davon?«, fragte Aruula.
    Matt Drax merkte erst, dass ihm die Kinnlade herabgefallen war, als es kalt in seinem Rachen wurde. Natürlich; Aruula hatte Recht! Andererseits hatten sie keine große Auswahl.
    Und die Chance, dass Daryll sich zu sicher fühlte.
    »Ein Kompromiss«; schlug er vor. »Heihachi und ich gehen voraus. Du bleibst in Dekkung und kommst uns zu Hilfe, wenn es eine Falle sein sollte. Okay?«
    Aruula sah ein, dass dies die einzige Möglichkeit war. Außerdem machte sie sich Sorgen um Aiko. Wer wusste, was Daryll mit ihm anstellte?
    »In Ordnung«, sagte sie, beugte sich zu ihrem Gefährten hinüber und küsste ihn flüchtig.
    »Viel Glück! Möge Wudan über euch wachen.«
    »Dann los!« Matt zwang seine steifen Glieder in die Höhe und überprüfte den Driller.
    Neben ihm entsicherte Heihachi die Tak 02. Die Abscheu vor Waffen war von seinem mexikanischen Gesicht deutlich abzulesen. Deshalb fügte Matt an: »Nur schießen, wenn es nicht anders geht. Wir wollen schließlich nicht mehr Aufmerksamkeit erregen als nötig.« Der Cyborg nickte dankbar.
    Sie traten hinaus auf die freie Fläche vor dem Hauptgebäude, gingen ein paar Schritte und blieben wieder stehen. Nichts geschah; alles blieb ruhig. Matt widerstand der Versuchung, sich zu Aruula umzudrehen, die in der Deckung des Mauerbruchstücks zurückgeblieben war.
    »Weiter!«
    Mit den Waffen nach vorn und zur Seite sichernd gingen sie geduckt auf die Wand und den Hügel aus Küchenabfällen zu. Kies knirschte unter ihren Sohlen.
    Sie hatten den Platz fast zur Hälfte überquert, und noch immer geschah nichts. Es schien, als wäre das Glück tatsächlich weiter auf ihrer Seite.
    Das änderte sich, als sie eine große Pfütze erreichten, auf deren Eisschicht sich die Sterne spiegelten. Aber nicht die Sterne allein! Plötzlich war da eine zweite
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