Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs
Autoren: Michael Schönenbröcher
Vom Netzwerk:
standen, war hoch und wurde nur durch zwei schmale, verdreckte Fenster erhellt. Spinnweben hingen wie schimmernde weiße Laken zwischen den Geländern. Es roch nach Moder und dem Staub der Jahrhunderte.
    »Da wird eine Beschwerde an die Hausverwaltung fällig«, sagte Matt, um die düstere Stimmung zu erheitern.
    »Was ist eine Hausverwaltung?«, fragte Aruula.
    »Eine vom Eigentümer beauftragte Firma, die sich um den Zustand des Hauses kümmert«, erklärte Heihachi sachlich. »Ich glaube aber nicht, dass die Zuständigkeit jetzt noch ermittelt werden kann.«
    Matt verdrehte die Augen. So viel zum Thema Erheiterung.
    Der Treppe vertrauten sie sich nicht an; spätestens bei Heihachis Gewicht wären die hölzernen Stiegen eingebrochen. Sie fanden Zuflucht in einem Raum, der rechts neben dem Eingang lag.
    Auch hier roch es nach Alter und Schimmelpilz, aber wenigstens standen ein paar Möbel darin. Matt und Aruula nahmen auf einer zerschlissenen Couch Platz und zogen sich eine mottenlöchrige Decke bis zum Kinn. Ihre Körper würden die Luft darunter erwärmen.
    Der Cyborg bezog Stellung beim Fenster, kratzte ein Guckloch frei und spähte hinaus.
    Draußen senkte sich die Nacht über die Stadt.
    Und mit ihr kamen die Geräusche.
    Erst war es nur ein Rascheln, ein Trippeln kleiner Pfoten. Dann ein leises Fiepen aus verschiedenen Richtungen, als würden sich Tiere miteinander verständigen.
    »Ich kann jetzt einige von ihnen sehen«, meldete Heihachi. »Sie scheinen sich zusammenzurotten.«
    Aruula sah Matt an. Sie schauderte. »Wie Gerule auf der Jagd. Einzeln sind sie kein Gegner, aber in Rudeln…« Sie ließ den Satz unvollendet.
    Etwas fiel in ihr schwarzes Haar. Es zappelte. Matt griff danach und zog es hervor. Es war eine Schabe, groß wie sein Daumen. Angewidert warf er sie gegen die Wand. Das Viech fiel zu Boden und huschte unter die Zierleiste in Deckung.
    »Käfer! Auch das noch!«, stöhnte Matt. Und sah nach oben, woher die Schabe gekommen war.
    Im nächsten Moment wünschte er sich, es nicht getan zu haben.
    Die Decke schien zu leben! Schwärze nistete da oben, aber diese Schwärze bewegte sich, wogte hin und her, krabbelte und raschelte. Er musste sich zwingen, nicht aufzuschreien.
    »Hört mir zu!«, sagte er eindringlich und beherrscht. Aruulas und Heihachis Gesichter wandten sich ihm zu. Die Barbarin sah ihm sofort an, dass etwas nicht stimmte. »Macht keine hastigen Bewegungen«, fuhr er fort. »Wir verlassen diesen Raum, ganz langsam, hört ihr?«
    »Was ist los?«, fragte Aruula.
    »Schaut zur Decke, aber bleibt ruhig«, gab er zurück.
    Danach gab es keine weiteren Fragen mehr. Wie in Zeitlupe erhoben sich Matt und Aruula von der Couch, und Heihachi verließ seinen Platz am Fenster. Sie gingen zur Tür.
    Als sie noch fünf Schritte von der Schwelle entfernt waren, begann es zu regnen. Erste Schaben lösten sich aus der wimmelnden Masse und fielen herab.
    »Lauft!«, brüllte Matt, warf sich vorwärts und gegen die Tür. Er nahm sich nicht die Zeit, sie zu öffnen, sondern brach einfach durch das morsche Holz. Hinter ihnen ergoss sich eine schwarze Flut über Möbel und Dielen. Das Rascheln steigerte sich zu einer grässlichen Kakophonie.
    Aber sie schafften es. Im Treppenhaus wischte sich der Cyborg einige der Tiere von Armen und Schultern, und Aruula schüttelte ihr Haar aus. Aber sie waren noch nicht in Sicherheit!
    Die Schwelle verschwand unter krabbelnden Leibern - die Schaben folgten ihnen!
    »Raus hier!« Aruula riss die Haustüre auf; sie stürzten ins Freie. Und blieben wie angewurzelt stehen.
    Die katzengroßen Kreaturen, die sich eben noch auf der Straße zusammengerottet hatte, waren verschwunden.
    Wahrscheinlich waren sie vertrieben worden von dem Dutzend gedrungener Roboter, die gerade dabei waren, einen Halbkreis um die Gebäudefront zu bilden.
    Einen endlos scheinenden Moment standen sich Jäger und Verfolgte gegenüber. Dann riss Matt Drax den Driller hervor und schoss. Die Explosivmunition schlug ein Loch in die Brustplatte eines Garde-Robots und verstreute seine Einzelteile über die Straße.
    An einer Stelle war die Falle noch nicht geschlossen; dort sorgte die Eisfläche einer großen Pfütze dafür, dass die Roboter sich äußerst vorsichtig bewegten. Einer versuchte gerade die Lücke zu schließen.
    Aruula nahm kurz entschlossen Anlauf, rutschte mit erhobenem Schwert über das Eis und hieb es dem Robot, der um sein Gleichgewicht kämpfte, in den Nacken. Stahl klirrte, Funken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher