Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
056 - Zielort: Kratersee

056 - Zielort: Kratersee

Titel: 056 - Zielort: Kratersee
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Kreatur wenden würde, aber es fiel ihm schwer, so kleingeistig wie ein normaler Mensch zu denken. Wäre er von sich selbst verfolgt worden, hätte er die Sinnlosigkeit einer Flucht erkannt und sich sofort gestellt. So hätte er zumindest auf die Gnade eines leichten Todes hoffen können.
    SEARCHING
    Die weiße Schrift des ID-Scanners verhöhnte ihn immer noch. In manchen Momenten glaubte er sie sogar lachen zu hören.
    »Bellit an Frekkeuscher.«
    Smythe richtete den Mantelkragen, an dem er das Mikrofon befestigt hatte, auf. Garretts Codeworte waren ebenso idiotisch wie er selbst. »Was wollen Sie?«, fragte er zurück.
    »Na, na, ein bisschen freundlicher. Schließlich habe ich Ihren Auftrag erledigt und bin trotzdem bereit, Sie mitzunehmen.«
    Smythe spürte, wie sein Puls schneller schlug. »Was soll das heißen?«
    »Sie wissen, was das heißt, oder soll ich etwa über Funk Klartext sprechen? Er ist Ihnen entwischt. Jetzt ist er hier, und es wird geschehen, was geschehen muss. Aber wenn Sie mit auf die Expe… auf die Reise wollen, dann sollten Sie so schnell wie möglich zum verabredeten Treffpunkt kommen, bevor wegen des Mordes… ach Scheiße… Ich hab keine Zeit, was zu organisieren, aber wenn sie Stuarts Leiche finden, wird alles abgeriegelt. Dann kommen Sie nicht mehr rein. Deshalb beeilen Sie sich.«
    »Ich habe verstanden.«
    Smythe warf den ID-Scanner wütend gegen eine Wand. Garrett war ihm zuvorgekommen, hatte sich wieder einmal als lästige Spielfigur erwiesen, die früher oder später ihren Nutzen erfüllt haben würde.
    »Kommt, meine Kinder«, flüsterte er Phobos und Daimos zu. »Wir werden eine lange Reise machen.«
    ***
    Honeybutt Hardy zog die Kapuze tiefer ins Gesicht, während sie durch die morgendlichen Straßen ging. Um diese Zeit war an einem Suundai kaum etwas los, nur der Sklavenmarkt hatte bereits geöffnet. Sie hörte die Rufe der Bietenden bis in die Gasse hinein.
    Das Geräusch gleichmäßiger Schritte jagte einen Schauer über ihren Rücken. Zackig schlugen die St iefelspitzen auf dem Kopfsteinpflaster auf, viel zu synchron und viel zu enthusiastisch für die Stadtwache. Nur die WCA -Agenten gingen so, wenn sie wollten, dass man ihre Patrouillen bemerkte.
    Honeybutts Mund wurde trocken. Sie dachte an die Funkausrüstung, die in ihrem Ohr steckte, und an den Driller unter ihrem Mantel. Wenn man sie damit erwischte, waren die Folterknechte des WCA das Letzte, was sie in ihrem Leben sehen würde.
    Die Schritte kamen näher. Honeybutt zwang sich zu einem ruhigen Gang und bog in eine breitere Straße ein, die zum Marktplatz führte. Sie hörte, dass man ihr immer noch folgte.
    Shiit, dachte sie. Was soll ich jetzt tun?
    Honeybutts Finger tasteten nach dem Knopf in ihrem Ohr, aber sie wagte es nicht, ihn herauszunehmen. Selbst wenn sie ihn wegwarf, gab es immer noch das Mikrofon und den Driller, mit dem man sie als Mitglied der Running Men erkennen würde.
    Täuschte sie sich oder beschleunigten die Schritte hinter ihr? Sie sah nach vorne, zu der Menge, die sich auf dem Marktplatz versamme lt hatte. Man hatte eine große Bühne in der Mitte aufgebaut. Halbnackte Menschen in Ketten standen darauf. Sie wirkten verloren. Endlich trat Honeybutt auf den Platz. Die Menge stand wie eine Wand vor ihr, dicht gedrängt und undurchdringlich. Eigentlich hatte sie gehofft, sich darin verstecken zu können, aber als sie weiter nach vorne zu kommen versuchte, drängte man sie nur wieder zurück. Honeybutt blieb am Rand der Menge, gut sichtbar und auffällig wie ein Fremdkörper.
    Etwas streifte ihre Schulter.
    »Verdammtes Pack«, sagte eine Stimme auf Englisch. »Diese Sklaverei kotzt mich einfach an.«
    »Ganz ruhig, Dan. Sie wissen es nicht besser. Sind halt Primitive.«
    Die zackigen Schritte wurden leiser und verhallten im Lärm der Menge. Honeybutt atmete tief durch. Ihr Herzschlag beruhigte sich.
    »… Nummer zwölf bis fünfzehn«, rief der Marktschreier auf der Bühne. »Zwei gute Arbeiter, ein exzellenter Hausdiener. Alle drei gesund, stark und mit vollständigen Papieren. Keine Wilden, keine Verbrecher.«
    Honeybutt schüttelt e den Kopf. Mr. Black hatte ihr beigebracht, dass Sklaverei widernatürlich und falsch sei, aber die Menschen, die um sie herumstanden und zur Bühne starrten, schienen das noch nicht erkannt zu haben. Die meisten von ihnen hatten nicht genug Bax, um sich auch nur einen Sklaven zu leisten, aber es gefiel ihnen, große Summen ausgesprochen zu hören.
    Unwillkürlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher