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056 - Zielort: Kratersee

056 - Zielort: Kratersee

Titel: 056 - Zielort: Kratersee
Autoren: Claudia Kern
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Kanda…
    ***
    »Haben Sie denn völlig den Verstand verloren, Lieutenant?! Dafür könnte ich Sie erschießen lassen.«
    Es war erst wenige Minuten her, seit Garrett die vier Tauchpanzer und die beiden Transporter - einer mit der Mannschaft, der andere mit der Ausrüstung - hatte stoppen lassen, »um ihr jemanden zu zeigen«, wie er gesagt hatte.
    Jetzt stand dieser Jemand in einem Schutzanzug der WCA vor ihr, die Hände arrogant in die Hüften gestemmt. Seine beiden Diener hockten in respektvoller Entfernung im Schnee.
    Garrett lächelte. Seine riesigen falschen Zähne irritierten Lynne zusehends.
    »Sie werden mich nicht erschießen lassen«, sagte er, »weil sie sonst niemanden haben, der mit den Barbaren fertig wird. Deshalb hat sich Ihr Vater ja auch für mich entschieden. Und dieser Mann hier kommt aus der Vergang-«
    »Ich weiß, wer er ist und woher er kommt!«, sagte Lynne mühsam beherrscht. Garretts Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er das nicht geahnt hatte. »Er ist ein größenwahnsinniger Wissenschaftler, den mein Vater und der Präsident rausgeworfen haben.«
    »Größenwahn ist so ein hässliches Wort.« Smythes Augen leuchteten, als vergehe er in einem inneren Feuer, aber seine Stimme war ruhig und angenehm. »Nur weil ein Mann die Normen der Gesellschaft verlässt und sich in höhere Sphären erhebt, glaubt man, er überschätze seine eigene Größe. Aber das hat man Genies zu allen Zeiten vorgehalten. Ist es nicht vielmehr so, dass die breite Masse Denkstrukturen vorschnell verurteilt, nur weil sie ihnen nicht mehr folgen kann?«
    Er machte eine Pause. Garrett hob beeindruckt die Augenbrauen.
    »Sie sind eine kluge und schöne Fra u, Miss Crow«, fuhr Smythe fort, »deshalb möchte ich, dass Sie über etwas nachdenken. Ich überblicke mehr als fünfhundert Jahre Geschichte, habe ein Wissen, das alle Geheimnisse der Alten Welt kennt und weiß mehr über ›Christopher-Floyd‹ als jeder andere lebende Mensch. Wo sähen Sie mich lieber - an Ihrer Seite, wo wir gemeinsam über alle Feinde triumphieren und die Geschichte neu schreiben werden, oder als toten Mann im Schnee? Entscheiden Sie, Miss Crow.«
    Er senkte die Arme, die er leidenschaftlich gehoben hatte, und verschränkte sie vor der Brust. Vollkommen ruhig stand er da, als habe er sich damit abgefunden, dass sein Leben in den Händen einer Frau lag, die ihn eben noch als wahnsinnig bezeichnet hatte.
    Lynne nickte Garrett zu. »Er fährt in meinem Panzer mit.«
    Smythe verneigte sich. »Eine weise Entscheidung.«
    Sie stutzte, wandte sich dann jedoch ab. Es war windig und nicht ausgeschlossen, dass sie sich das Kichern in seiner Stimme nur eingebildet hatte.
    ***
    Epilog
    »Du stehs uffe Hand von mein Freun«, sagte Pieroo zu dem schwarz gekleideten Mann neben ihm.
    Der sah ihn an. »Ke?«
    »I sache, du stehs uffe Han von mein Freun.« Es war das dritte Mal, dass er den Satz wiederholte, und langsam glaubte er, der andere versuche ihn lächerlich zu machen.
    »Ke?« Sein Gegenüber tastete bereits nach etwas in seiner Tasche. Pieroo hob die Faust.
    Hinter ihm räusperte sich jemand. »Aka, hm, sabu te, äh, lor ka u.«
    Der schwarz Gekleidete sah nach unten, schien erst jetzt zu bemerken, dass Ru'aley dort schlief. Er sah Pieroo an und neigte den Kopf. »Tak tak.«
    »Er sagt Entschuldigung.«
    Pieroo drehte den Kopf und sah den Übersetzer an, einen hageren, sichtbar nervösen Mann, der allein auf seiner Bank saß.
    »Dank.«
    »Warte.« Der Mann streckte die Hand aus. »Mein, äh, Name ist Dok… nein, nicht mehr, nicht hier jedenfalls… also, hm, Jed, ja… Jed. Ich, hm, nimm mir das nicht, äh, übel, aber ich habe bemerkt, dass du, nun, sehr undeutlich, könnte man sagen, sprichst…«
    Pieroo wartete auf die Beleidigung. »Un?«, fragte er provozierend.
    »Nichts und. Ich, hm, kann dir beibringen so zu, hm, sprechen, dass man dich, nun, sagen wir, versteht.«
    »Das kannse, ja?« Pieroo gestand es sich kaum ein, aber die Aussicht, nicht mehr jeden Satz wiederholen zu müssen, reizte ihn. »Wenne das tus, wa willse dafü?«
    Der Mann biss sich auf die Lippe. Sein Blick irrte hinaus in die endlos weiße Landschaft und durch das Fahrzeug, dessen Insassen ihm fremd und unheimlich waren. Er schluckte nervös.
    »Hilf mir zu überleben.«
    ENDE
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