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056 - Zielort: Kratersee

056 - Zielort: Kratersee

Titel: 056 - Zielort: Kratersee
Autoren: Claudia Kern
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sein und brauchte einen loyalen Ersten Offizier, der die anderen von überstürzten Taten abhielt.
    »Mr. Eddie, Sie haben Recht«, sagte er nach kurzem Zögern. »Wenn wir zulassen, dass die Menschen, die uns eine Unterkunft bieten, ungestraft ermordet werden, wird uns bald niemand mehr helfen.«
    Alle nickten. In Eddies Augen las Black eine wilde Kampfeslust.
    »Mr. Roots, Miss Hardy und Mr. Eddie, Sie werden gemeinsam mit mir die Stadt durchsuchen. Wir können davon ausgehen, dass Smythe immer noch sein Opfer verfolgt. Das heißt, wenn wir den einen haben, kann der andere nicht weit sein. Ich will beide, und ich will sie lebend. Haben wir uns verstanden?«
    Dieses Mal kam die Antwort etwas zögerlicher. Der Begriff lebend schien nicht jedem zu passen. Er bemerkte, dass Merlin Roots zuerst einen Blick auf Karyaala warf, bevor er sic h mit seiner Stimme dem Vorhaben anschloss. Die Frau musste ihm viel bedeuten.
    »Okay«, fuhr er fort. »Ich möchte, dass wir in ständigem Funkkontakt stehen. Mr. Hacker, Sie überwachen die Frequenzen von hier aus und achten auf den Jungen, wenn er nach Hause kommt.«
    »Geht klar.«
    Black klatschte in die Hände. »Worauf warten wir noch?«
    ***
    Man hatte sie zusammengekettet wie die Baumstämme eines Floßes. Dreißig Sklaven lagen Schulter an Schulter nebeneinander, unfähig, mehr als den Kopf oder die Füße zu bewegen. Bei jedem zitterndem Atemzug klirrten die Ketten und schreckten die hoch, die gerade in einen unruhigen Schlaf gefallen waren.
    Philipp Hollyday starrte an die Decke der großen, halb verfallenen Halle.
    Sieben Tage lang waren er und die anderen geschunden worden, hatten sich um die Essensreste der Händler geprügelt und wie räudige Lupas in Abfällen gewühlt. Er fühlte Scham, wenn er daran dachte.
    Um ihn herum wimmerten und stöhnten die Sklaven. Die meisten hatten einen wesentlich längeren Weg als er hinter sich und waren längst unter der Peitsche zerbrochen. Man sah es an ihren stumpfen Blicken und der gebeugten Körperhaltung. Sie waren zu Haustieren geworden, die jeden Befehl ihres Herrn ohne zu fragen befolgten. Perfekte Sklaven.
    »Die Sonne geht auf«, sagte eine raue Stimme neben ihm.
    Phil drehte den Kopf und verzog das Gesicht, als der Eisenring über seine entzündete Haut rieb. Der Mann, der neben ihm lag, hieß Mykel. Er musste mehr als fünfzig Jahre alt sein, aber seine Muskeln waren hart wie Stein. Da er bereits als Sklave geboren worden war, nahm er die Situation mit stoischer Gelassenheit.
    »Was passiert bei Sonnenaufgang?«, fragte Hollyday.
    »Der Waashtoner Sklavenmarkt macht auf. Er gilt als einer der größten des Landes, also wird viel los sein.«
    »So viel, dass an eine Flucht zu denken ist?«
    Mykel lachte leise. »Bevor es auf die Bühne geht, ketten die Wachen jeden von uns an eine achtzig Pfund schwere Eisenkugel. Wenn du damit rennen kannst, versuche ruhig eine Flucht.«
    »Und was ist nach dem Verkauf?«
    Phil spürte, wie Mykel die Schultern zu heben versuchte. »Wenn du es wirklich willst, wirst du eine Gelegenheit finden, aber was dann? Es ist bei Todesstrafe verboten, den Halsring abzunehmen, also wird dir kein Schmied helfen. Und wenn sie dich erwischen, gib ts die Peitsche und den Kerker.« Er schüttelte den Kopf. »Vergiss die Flucht. Sei gleich lieber freundlich und unterwürfig, dann wirst du vielleicht als Hausdiener von einer netten alten Dame gekauft. Ist kein schlechtes Leben.«
    »Wenn du so viel weißt, warum bist du dann hier gelandet?« Phil klang zynischer, als er beabsichtigt hatte, aber Mykel schien ihm das nicht übel zu nehmen.
    »Meine nette alte Dame«, sagte er, »wollte einen jüngeren Geliebten.« Das geräuschvolle Aufstoßen der Tür bewahrte Phil vor ein er Antwort.
    »Auf gehts!«, brüllte einer der Händler, dessen Namen er immer noch nicht kannte.
    »Wer sich gleich gut verkauft, wird gut verkauft.« Er lachte über seinen eigenen Witz und schloss die Ketten auf. Die Stadtwachen an der Tür traten vor, als die Sklaven sich aufrichteten und ihre schmerzenden Rücken streckten. Keiner von ihnen hatte mehr als eine Stunde geschlafen. Müde und erschöpft stellten sie sich auf und schlurften zur Tür.
    Phil sah an seinem Vordermann vorbei in den Gang, der hinter der Tür lag. Dort standen Wachen, die den Sklaven mit Schwertern die Kleidung vom Körper trennten und sie mit einem frischen Lendenschurz versorgten. Felle und Lumpen landeten auf einem Haufen.
    Was passiert damit?, fragte er sich
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