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056 - Zielort: Kratersee

056 - Zielort: Kratersee

Titel: 056 - Zielort: Kratersee
Autoren: Claudia Kern
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der Hand taumelte er nach draußen. Sein Opfer hatte versucht, den Herrn der Welt zu überlisten.
    Er würde ih m klarmachen, dass das keine gute Idee war…
    ***
    Jed Stuart dankte seinen Vorfahren für die Erfindung des Betons und für dessen großzügigen Einsatz als Baumaterial. Wären Korridor und Treppe aus Holz gewesen, hätte ihr Knarren ihn verraten.
    Seine Flucht hatte ihn über die Dächer Waashtons geführt und schließlich bis an den Rand der Stadtmauer. Dort hockte er jetzt atemlos und rieb sich die eiskalten Hände. Über ihm färbte sich der Himmel rosa, ein Anblick, wie er ihn noch nie gesehen hatte. Seine Gedanken kreisten jedoch um etwas anderes, das er bis dato noch nie gesehen hatte: den Tod eines Menschen.
    Gleich zwei Morde hatte er in den letzten zwölf Stunden beobachtet, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Im Gegenteil, denn er befürchtete, dass der zweite Mord die direkte Konsequenz seiner Drohung war. Garrett hatte reagiert und einen Killer auf ihn angesetzt, zumindest war das die einfachste Erklärung. Und der hatte ihn mit Hilfe eines ID-Scanners aufgespürt.
    Wenn ihm das ein Mal gelingt, dachte er, gelingt es auch ein zweites Mal.
    Stuart sah hinauf zu der Mauer, die das halbwegs sichere Waashton von der Wildnis trennte. Um dem Killer endgültig zu entkommen, gab es nur einen Weg: hinaus aus dem Stadttor und hinein in eine Welt voller unbekannter Gefahren.
    Das überlebst du keine zwei Tage, sagte eine innere, äußerst pessimistisch klingende Stimme. Stuart war geneigt ihr zuzustimmen. Die Aussicht auf neue Kulturen und unbekannte Gefahren hatte etwas wirklich Romantisches, solange man darüber in einem warmen weichen Bett tief unter der Erde nachdachte. An einer Mauer lehnend, zitternd vor Kälte, übermüdet und von einem Killer verfolgt verlor das Wort Abenteuer jedoch rasch seinen Reiz.
    Wovon sollte er auch in der Wildnis leben? Sein Talent für das Verständnis von Sprachen und Kulturen war vielleicht einzigartig, aber dort draußen interessierte das niemanden. Er beherrschte kein Handwerk, war weder stark noch geschickt und wusste noch nicht einmal, wie man ein Tier ausnahm, sollte es ihm wider Erwarten gelingen, eines zu töten.
    Und trotzdem wäre er vielleicht das Risiko eingegangen, wenn nicht die Gesichter der beiden Toten vor seinem geistigen Auge gestanden hätten. Ihre Ermordung war ein sinnloser Akt der Gewalt, und die Verantwortung dafür trug ein Mann, der sich anmaßte, für die letzte Zivilisation dieses Planeten zu kämpfen. Dabei war er ein größerer Barbar als all die Leute, über die er sich am Nachmittag erhoben hatte.
    Und niemand außer mir, dachte Stuart, weiß davon. Wenn ich gehe, wird keiner ihn zur Rechenschaft ziehen.
    Er sah auf die Uhr. Der Zeitplan sah einen Start der Expedition beim ersten Tageslicht vor. Es war zu erwarten, dass Präsident Hymes und das Kabinett die Männer und Frauen verabschiedete. Wenn es ihm gelang zu ihnen vorzudringen, hatte Ga rrett ausgespielt. Selbst er würde es nicht wagen, jemanden vor den Augen des Präsidenten umzubringen.
    Stuart kam langsam hoch und machte sich auf den Weg zurück zum Bunker. Über ihm ging die Sonne auf.
    ***
    Die Running Men standen nervös um den Monitor herum. Nur Mr. Hacker saß über eine Tastatur gebeugt und drückte einige Tasten. Mr. Black warf einen Blick auf Karyaala, die auf einem Feldbett lag.
    Das Lauschen schien sie sehr angestrengt zu haben.
    »Nein«, sagte Hacker schließlich, »ich bin mir ganz sicher. Beide sind weg. Weder das Implantat noch der Scanner tauchen in den Werten auf.«
    Mr. Black schwankte zwischen Erleichterung und Enttäuschung. Erleichterung, weil es nicht zu der befürchteten Razzia der WCA gekommen war, enttäuscht, weil sie nicht wussten, aus welchem Grund Smythe den anderen Mann verfolgte. Und dann war da noch die Wut über Freeds Tod und die Trauer, wenn er daran dachte, dass Jaams nun ein Vollwaise war.
    »Jemand sollte oben sein, wenn der Junge nach Hause kommt«, sagte er. Honeybutt Hardy nickte. »Ich kümmere mich darum.«
    Mr. Eddie sah ihn an. »Und was machen wir jetzt? Wir müssen diesen Typen doch schnappen, oder?«
    Hacker stieß die Luft aus. »Sei nicht so ungeduldig.«
    Mr. Black betrachtete die Gesichter seiner Leute und las darin breite Zustimmung zu Eddies Vorschlag. Selbst Hacker glaubte nicht wirklich, dass es besser sei zu warten, sondern befolgte nur den Befehl, den er erhalten hatte. Schließlich konnte Black nicht überall
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